Finanzielle Unabhängigkeit Frauen mit mehr Einkommen haben lieber ein eigenes Konto

Düsseldorf (dpa/tmn) - Die meisten Paare haben zwar eine gemeinsame Haushaltskasse. Doch wenn Frauen mehr verdienen, bevorzugen sie getrennte Konten. Das hat Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie herausgefunden.

Foto: dpa

Lott zufolge zeigt das, dass Frauen finanziell unabhängig sein wollen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Für die Erhebung hat sie Daten des Sozio-oekonomischen Panels ausgewertet, die sich auf rund 3000 heterosexuelle Paare beziehen.

Maßgeblich dafür, wie Paare ihr Geld verwalten, ist das Einkommen der Frau: Bei Paaren mit getrennter Kasse ist es im Schnitt fast doppelt so hoch wie bei denen, die ihre Finanzen gemeinsam verwalten. Einkommenszuwächse seitens der Partnerin erhöhen signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass Paare unabhängige Konten führen. Lott hat dabei das absolute Jahreseinkommen von Männern und Frauen betrachtet und untersucht, wie viel Frauen anteilig dazu beitragen. Stieg der weibliche Anteil, zeigte sich der Effekt bei den Konten. Eine Zahl, ab wann Paare ihre Einkommen trennen, lässt sich auf Grundlage der Daten aber nicht nennen.

Lott erklärt sich die getrennten Konten damit, dass Frauen stark an finanzieller Unabhängigkeit interessiert sind und diesen Wunsch umsetzen, sobald sie es sich leisten können. Ein wichtiger Grund: In traditionellen Partnerschaften laufe ein gemeinsames Konto oft darauf hinaus, dass der Mann Kontrolle über die Finanzen hat. „Studien zeigen, dass Frauen sich beispielsweise mit ihrem Konsum zurückhalten, wenn der Mann das Geld verwaltet“, sagt Lott. „Mein Geld ist dein Geld“ sei mehr ein leerer Spruch als Realität.

Etwa drei Viertel der befragten Paare (76 Prozent) verwalten der Untersuchung zufolge ihr Geld gemeinsam, 15 Prozent unabhängig voneinander und 9 Prozent zum Teil getrennt. Dabei spielt die Form der Partnerschaft eine wichtige Rolle: Von den nichtehelichen Lebensgemeinschaften wirtschaftet weniger als ein Drittel gemeinsam, bei den Ehepaaren sind es hingegen 83 Prozent. Dieser Unterschied bleibt auch dann bestehen, wenn man Faktoren wie die Dauer der Beziehung, das Alter, die Ausbildung der Partner oder die Geburt eines Kindes herausrechnet.