Senioren ohne Appetit Frische Luft und Gewürze - Mangelernährung vorbeugen
Frankfurt (dpa/tmn) - In jüngeren Jahren schielen die Menschen ständig auf die Waage und verkneifen sich die eine oder andere Mahlzeit. Im Alter ist häufig das Gegenteil der Fall.
Viele Senioren haben keinen Appetit - egal, wie hübsch das Essen angerichtet ist. Auch das Durstgefühl lässt nach. Dann droht Mangelernährung - mittlerweile ein häufiges, aber wenig beachtetes Leiden im Alter. Experten schätzen, dass 1,6 Millionen der über 60-Jährigen Deutschen chronisch mangelernährt sind. Doch woran merken Angehörige, dass ihre Eltern oder Großeltern zu wenig essen oder sich falsch ernähren? Und was können sie dagegen unternehmen?
Normalerweise erkennen Angehörige eine Mangelernährung daran, dass die Haare des Betroffenen stumpf und die Fingernägel brüchig werden. Auch Entzündungen der Mundschleimhaut, des Zahnfleisches oder der Lippen sind klassische Anzeichen. Bei Hochbetagten kommt aber all das auch vor, ohne dass der Patient mangelernährt ist. Es ist also gar nicht so einfach, zu erkennen, dass ein alter Mensch nicht genügend Nährstoffe zu sich nimmt. „Gewichtsverlust im Alter ist allerdings immer ein Alarmzeichen“, sagt Rupert Püllen, Chefarzt der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des Agaplesion Markus Krankenhauses in Frankfurt am Main.
Klagt der Betroffene über Appetitlosigkeit, Kribbeln in Händen und Füßen oder Taubheitsgefühle, sollten Angehörige mit ihm zum Arzt gehen. Das gilt auch, wenn der Mensch zunehmend verwirrt wirkt. Der Arzt forscht nach den Ursachen und behebt diese bestenfalls erst einmal. Danach geht es an die Umstellung der Ernährung. Wer keine spezielle Diät braucht, sollte essen, was er mag - nur eben häufiger und mehr als zuvor.
Wer für einen Mangelernährten kocht, kann es auch mal mit neuen Gewürzen versuchen. Vielleicht machen sie wieder Lust aufs Essen. Bitterstoffe in Anis, Fenchel, Kümmel oder Rosmarin regen zum Beispiel den Appetit an. „Vor dem Essen kurz an die frische Luft zu gehen, kann ebenfalls helfen“, ergänzt die Ernährungswissenschaftlerin Mareike Maurmann aus Meinerzhagen.
Angehörige können darauf achten, dass ihre Eltern oder Großeltern möglichst vielseitig essen und bestenfalls selbst mit saisonalem oder tiefgekühlten Gemüse kochen. Bewegen sie sich dann noch an der frischen Luft, sollte keine Mangelernährung entstehen. Der Teller sollte möglichst bunt aussehen, damit man von allen Vitalstoffen etwas bekommt. „Man nimmt die Nährstoffe am besten über Lebensmittel auf“, erklärt Maurmann. Nahrungsergänzungen seien außer bei bestimmten Erkrankungen selten sinnvoll. Wer alleinstehend ist und keine Lust hat, sich jeden Tag ums Essen zu kümmern, kann sich mit anderen zusammenschließen, rät Jung: „Dann ist jeder nur jeden dritten Tag mit Einkaufen und Kochen dran.“
Nimmt ein älterer Mensch nicht ab und fühlt sich fit, muss man sich keine Sorgen um Mangelernährung machen. „Dann reicht es, sich zweimal im Jahr beim Hausarzt vorzustellen“, sagt Andreas Leischker, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Krefeld und Ernährungsexperte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie.