Gefährlicher Pfropf - Auf Reisen gegen Thrombose vorbeugen

Hamburg (dpa/tmn) - Der Name sagt eigentlich schon alles: Pfropf ist die deutsche Übersetzung des griechischen Wortes Thrombus, von dem sich die Bezeichnung Thrombose herleitet. Ein Klumpen Blut verstopft dabei ein Blutgefäß, meist eine Vene im Bein oder Becken.

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Die Gerinnung, die eigentlich dazu dient, Wunden mit körpereigenen Mitteln zu verschließen, kommt an einer Stelle in Gang, an der sie nicht nutzt, sondern schadet. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben: „Der Hauptrisikofaktor für eine Thrombose ist das Lebensalter“, sagt Holger Lawall, von der Deutschen Gesellschaft für Angiologie/Gesellschaft für Gefäßmedizin.

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Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Thrombose zu entwickeln, deutlich an. Gefährdet sind außerdem Menschen, die vor kurzem operiert wurden oder über einen längeren Zeitraum liegen müssen. Auch hormonelle Veränderungen, zum Beispiel in der Schwangerschaft oder durch die Anti-Baby-Pille, führen dazu, dass das Blut leichter gerinnt.

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Wenn ohnehin schon ein Thromboserisiko besteht, dann können lange Reisen im Bus oder Flugzeug gefährlich werden, weil das lange Sitzen mit angewinkelten Beinen das Blut zusätzlich in seinem Fluss bremst. „Wer zu einer der Risikogruppen gehört, sollte vorher mit seinem Arzt über eine sinnvolle Vorsorge sprechen“, sagt Prof. Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin. „Ansonsten ist das Thromboserisiko auf langen Flügen oder Fahrten nicht so hoch, wie wir noch vor einigen Jahren dachten.“

Die Beine gelegentlich zu bewegen, mit den Zehen zu wackeln oder die Wadenmuskulatur anzuspannen, kann trotzdem nicht schaden. Wenn die Muskeln arbeiten, hilft das Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung den Venen, das Blut gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen zu transportieren. Innerhalb der Blutgefäße sorgen Venenklappen wie Ventile dafür, dass nichts wieder zurückfließt. „Auch spezielle Reisestrümpfe, die aus einem dichteren Nylongewebe gefertigt sind, unterstützen den Blutfluss und haben den angenehmen Nebeneffekt, dass die Füße nicht anschwellen“, sagt Jelinek. Auch wer viel trinkt, hält sein Blut flüssig. Nur Alkohol darf es nicht sein. Er erweitert die Gefäße. Die Folge: Das Blut versackt in den Venen.

Patienten mit einem ohnehin schon bestehenden Thromboserisiko werden, wenn sie eine Langstrecke im Flieger oder Bus antreten, möglicherweise außerdem individuell angepasste Kompressionsstrümpfe tragen oder mit Medikamenten vorbeugen müssen. Das sollte aber nicht auf eigene Faust, sondern in Absprache mit ihrem Arzt geschehen. Die blutverdünnende Wirkung des Schmerzmittels Aspirin beispielsweise hat auf die Venen fast keinen Effekt, zur Thrombose-Vorbeugung eignet es sich deshalb nicht, sagt Jelinek.

„Auch wer im Urlaub einen Unfall hatte oder krank geworden ist, sollte vor dem Rückflug mit dem behandelnden Arzt über eine Thrombose-Prophylaxe sprechen“, betont die Geschäftsführerin der Deutschen Venen-Liga, Petra Hager-Häusler. Ansonsten unvorbelastete Menschen haben zum Beispiel nach einer Lungenentzündung oder einem Beinbruch ebenfalls ein erhöhtes Risiko.

Typische Symptome einer Thrombose sind Schwellungen am Fußknöchel oder am Bein, die Wade kann schmerzen wie bei einem Muskelkater, manchmal verfärbt sich die Haut bläulich. „Die Anzeichen sind oft nicht eindeutig“, sagt Holger Lawall, „Viele Betroffene merken zunächst gar nichts.“

Unbehandelt hat eine Thrombose allerdings Zeitbombenpotenzial: „Rund ein Drittel der Patienten mit einer tiefen Beinvenenthrombose erleidet eine Lungenembolie“, sagt der Gefäßmediziner. Dann hat sich das Blutgerinnsel von der Wand der Beinvene gelöst, ist mit dem Blutstrom in die Lunge geschwemmt worden und verstopft nun dort ein Gefäß. Das kann lebensgefährlich sein, weil Teile der Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet werden.

100 000 Menschen sterben in Deutschland nach Angaben des Aktionsbündnisses Thrombose im Jahr an den Folgen einer Lungenembolie. Erstes Ziel der Thrombosebehandlung ist es deshalb, das Blutgerinnsel am weiteren Wachsen zu hindern. Damit verringert sich auch die Gefahr einer Embolie. Zunächst wird meist der Wirkstoff Heparin gespritzt, später kann auf Tabletten mit anderen Wirkstoffen umgestellt werden.

Die Behandlung zieht sich oft über mehrere Monate hin. Denn während der Körper versucht, den Blutpfropfen wieder zu zerlegen, bleibt das Risiko einer erneuten Thrombose hoch. Die Wirkstoffe der Medikamente verdünnen das Blut. Wichtig ist deshalb eine individuell abgestimmte Dosierung, damit es nicht zu unerwünschten und möglicherweise gefährlichen Blutungen im Körper kommt.

Außerdem sind Kompressionsstrümpfe oder -verbände Teil der Standardtherapie. Sie drücken die Venen kontrolliert zusammen und helfen Venen und Venenklappen bei der Arbeit. Auch wenn es manchmal lästig ist: „Konsequent die Kompressionsstrümpfe zu tragen und die Tabletten zu nehmen, ist der beste Schutz vor einem Rückfall“, sagt Lawall.