Grüße vom Nikolaus: Hochbetrieb im Weihnachtspostamt

Nikolausdorf (dpa) - Die Schaltzentrale des Nikolaus liegt in Niedersachsen: In Nikolausdorf ist eines der sieben deutschen Weihnachtspostämter. Tausende Kinder aus aller Welt schicken dort ihre Wunschzettel hin.

Der Nikolaus residiert in himmlischer Ruhe. Weite Felder und Bauernhöfe umgeben Nikolausdorf, das am Abend wie ausgestorben wirkt. Stallgeruch liegt in der Luft. Bis Oldenburg sind es von dem kleinen Ort etwa 25 Kilometer übers platte Land, nach Cloppenburg etwa 20.

Die Schaltzentrale vom Nikolaus befindet sich mitten im Nirgendwo, doch jedes Jahr erreichen sie tausende Briefe von Kindern aus aller Welt. Der heilige Mann beantwortet jeden einzelnen - auch Post, die eigentlich an seinen Kollegen, den Weihnachtsmann, adressiert war. Denn den Unterschied kennen viele Kinder heute nicht mehr, wie Hubert Weddehage erzählt. Schließlich tragen beide einen roten Mantel und bringen Geschenke.

Seit 40 Jahren leitet Weddehage in Nikolausdorf eins der sieben deutschen Weihnachtspostämter. In der Adventszeit hat der Steuerberater deshalb nach Feierabend immer eine Menge zu tun. Jeden Abend trifft sich der 56-Jährige mit seinen Helfern im Jugendheim neben der Kirche, um stapelweise Umschläge mit Wunschzetteln zu öffnen.

Weddehage setzt seine Brille auf und schlitzt mit einem kleinen Messer einen Umschlag nach den anderen auf. „Der hier kommt aus Namibia.“ Von Andi. Weil der Vierjährige noch nicht schreiben kann, hat die Oma geholfen. Sein sehnlichster Wunsch: Ein Brief vom Nikolaus. So bescheiden wie Andi sind die meisten Kinder allerdings nicht.

Die kleine Martha aus dem sächsischen Weißnaußlitz hat ihre Wünsche mit buntem Filzstift auf ein großes Blatt gemalt: ein Radio, eine CD, ein Malbuch und ein Puzzle. Andere Kinder gehen gleich auf Nummer sicher. Sie haben die begehrten Spielsachen aus einem Katalog ausgeschnitten und auf den Brief geklebt. Spielkonsolen, iPods und die „Star Wars“-Serie von Lego stehen in diesem Jahr ganz weit vorne.

„Der Teddybär und die Puppe sind auch noch dabei“, bemerkt Weddehage. „Die Wünsche sind aber über die Jahre größer geworden.“ Und nicht nur die. Es kommen auch mehr Briefe an. Bis zu 8000 müssen die Helfer jedes Jahr beantworten. Das sind zwar deutlich weniger als in den beiden anderen niedersächsischen Weihnachtspostämtern in Himmelpforten und Himmelsthür. In Nikolausdorf kümmert sich jedoch kein fest angestellter Postbeamter darum, sondern nur Ehrenamtliche, darunter viele Jugendliche.

„Die ersten Jahre haben wir noch alles mit der Hand beantwortet. Aber das schaffen wir nicht mehr“, sagt Weddehage. Die meisten kleinen Schreiber erhalten einen Standardbrief. Es melden sich aber auch Kinder, deren Eltern sich gerade scheiden lassen oder deren Opa gestorben ist. Dann nimmt Andrea Backhaus einen Stift zur Hand und schreibt ein paar tröstende Worte zurück. „Da muss man sich ein bisschen Zeit für nehmen.“

Kinder glücklich machen - ist es das, was einen der dienstältesten Weihnachtspostler in Deutschland jedes Jahr aufs Neue antreibt? „Das gehört einfach dazu. Ohne kann ich mir die Adventszeit nicht vorstellen“, sagt Weddehage schlicht. Seine Kollegin Andrea Osterhus findet eine andere Erklärung. „Jeder Brief ist halt anders. Das Öffnen ist ein bisschen so wie bei den Geschenken an Weihnachten.“

Service

Adresse des Weihnachtspostamtes: An den Nikolaus, Nikolausdorf, 49681 Garrel