Handy-Ortung: Das Telefon als Kindermädchen
Verschiedene Dienste bieten Eltern die Möglichkeit, per Mobilfunk oder GPS zu kontrollieren, wo sich ihr Kind gerade aufhält.
Düsseldorf. Das Kind kommt nach der Schule nicht nach Hause, beim besten Freund ist es nicht, die Lehrerin weiß von nichts - Situationen wie diese machen Eltern hilflos. Sie können sich kaum vor ihnen schützen. Es sei denn, sie nutzen einen Handy-Ortungsdienst, der Kinder per Handyfunk oder GPS-Satellit in Sekundenschnelle ausfindig machen kann.
Die Idee ist simpel: Das Kind bekommt ein Handy oder einen GPS-Empfänger - schon kann es je nach Anbieter metergenau geortet werden. Manche Dienste bieten sogar die Einrichtung von Schutzzonen an. So können Eltern eine virtuelle Grenze um Schule und Spielplatz ziehen und sobald das Kind diesen Bereich verlässt, bekommen die Eltern eine Alarm-SMS. Die Handyortung ist begehrt. Deutschlands größter Anbieter "Track your Kid" zählt 25 000 Kunden.
Klingt ein bisschen nach George Orwell und Big Brother? "Wir wollen Kinder nicht kontrollieren, sondern Sicherheit bieten", sagt Martina Koch, Geschäftsführerin von Happy Fire. Ihr "Kidsfinder" ist 3800 Mal im Einsatz. Auch der eigene Sohn ist mit dem GPS-Empfänger unterwegs. "Wenn ein Kind plötzlich nicht nach Hause kommt, ist Zeit der entscheidende Faktor. Ich kann sogar sehen, wie schnell sich mein Sohn fortbewegt. Wenn er schneller unterwegs ist als sein Fahrrad fahren kann, weiß ich, es stimmt etwas nicht", sagt sie.
Doch nicht immer ist die Angst vor Entführern ausschlaggebend. Laut Karsten Schmidt von "Phonetracker" hilft der Ortungsdienst Eltern auch dabei loszulassen, wenn das Kind mal allein ins Schwimmbad oder Kino gehen will. Er nennt den Dienst "ein Stück Begleitung in die Selbstständigkeit". Das bestätigt auch Dirk Karnowsky von "Track your Kid": "Am Anfang orten Eltern ihre Kinder recht häufig, später wird es weniger."
Allerdings funktioniert die Ortung nicht überall. Um ein Handy über Mobilfunkmasten zu orten, muss es angeschaltet sein. Außerdem wird nicht der Standort des Handys angezeigt, sondern des Funkmasten, über den das Gerät verbunden ist. Die Distanz kann in ländlichen Umgebungen bis zu 32 Kilometer betragen. Die GPS-Ortung funktioniert unter freiem Himmel metergenau, kann aber nicht in geschlossenen Räumen orten.
Eine Ortung kostet bis zu 99 Cent. Die Handy-Ortungen rechnen die Dienste wiederum mit den Mobilfunkbetreibern ab. Haupteinnahmequelle sind daher die Gebühren für die eigene Software. Schließlich müssen die Mobilfunk- und GPS-Daten noch konvertiert werden, so dass Eltern ganz einfach auf einer virtuellen Landkarte sehen können, wo sich ihr Kind befindet.
Daneben bieten zwei Dienste ("I-Kids" und "Track your Kid") spezielle Kinder-Handies an. Auf Kurzwahltasten können die Rufnummern der Eltern und zum Beispiel der Großeltern eingespeichert werden. Wird die Paniktaste gedrückt, werden alle Nummern nacheinander angewählt.
Um das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern nicht zu strapazieren, rät der Mobilfunk-Verband Bitkom dazu, Kinder jedes Mal per SMS über eine erfolgte Ortung zu informieren. Die Entscheidung für die Anmeldung beim Ortungsdienst sollte natürlich auch einvernehmlich gefallen sein.
I-Kids Der Dienst der Björn Steiger Stiftung arbeitet mit GPS. Eltern fragen den Aufenthaltsort ihres Kindes per SMS oder auf der Webseite des Anbieters ab. Kinder brauchen das i-Kids-Handy mit GPS-Empfänger, Kurzwahltasten und Panikknopf. Es können drei Schutzzonen definiert werden. Das Paket kostet 159 Euro. Hinzu kommt monatliche GPS-Gebühren von 9,90 Euro. (http://www.i-kids.de/)
Track Your Kid Der Dienst der Firma Jackmobile ortet ebenfalls über Funkmasten. Eltern loggen sich auf der Homepage des Anbieters ein oder fordern per SMS eine Ortung an. Track your Kid gibt es ab 45,90 Euro. (http://www.trackyourkid.de/)
Phonetracker Der "Phonetracker" ortet per Satellit. Eltern können mit ihrem Navi-Handy den GPS-Empfänger ihres Kindes anpeilen. Dieser verschickt daraufhin eine SMS mit der Position an das Handy der Eltern. Eine Ortung kostet in etwa soviel wie eine SMS. Eine Grundgebühr ist nicht fällig, aber es müssen ein Navigationshandy, GPS-Empfänger und eine Software vorhanden sein. (http://www.phonetracker.de/)
Kidsfinder Eltern können auf der Webseite des Anbieters orten, wo sich der GPS-Empfänger befindet. Das Gerät kann eine Alarm-SMS an die Eltern verschicken, es können Schutzzonen eingerichtet werden. Der "Kidsfinder" kann weltweit geortet werden. Kosten für den GPS-Empfänger: 199 Euro. Für die Nutzung der Ssoftware wird ein Euro pro Tag berechnet. (http://www.kidsfinder.de/)