Ho-ho-ho in Erfurt - Unterwegs mit der Weihnachtsfrau
Erfurt (dpa/tmn) - Adventszeit in Erfurt: Vor dem Dom steht ein Riesenrad. Es gibt Eierpunsch und Thüringer Stollen. Über die Krämerbrücke schlendert der Weihnachtsmann. Genau genommen ist es die Weihnachtsfrau.
Sie zeigt Besuchern nicht nur den Weihnachtsmarkt.
Es ist ein bisschen frostig in Erfurt an diesem Vormittag. Nicht klirrend kalt und auch noch ohne Schnee, aber schon so, dass man merkt, der Winter ist da. Vor dem Dom ist Weihnachtsmarkt, über der Krämerbrücke hängen Girlanden aus Tannengrün. Und was ist das da, direkt vor der Tourist-Info am Benediktsplatz? „Guck mal, der Weihnachtsmann!“, ruft ein Dreikäsehoch, der sich sicherheitshalber hinter dem Postkartenständer versteckt hält. Ganz richtig hingeschaut hat er aber offenbar nicht, denn der Weihnachtsmann, der hier gleich zu einer Führung durch Thüringens Landeshauptstadt aufbrechen will, ist eine Weihnachtsfrau und heißt Birgit Ahr.
Erfurt kennt sie wie ihre Westentasche, und Führungen hat sie schon viele gemacht. Wenn der erste Advent vorbei ist, schlüpft sie dabei regelmäßig in den passenden roten Mantel mit weißem Pelzsaum und trägt rote Handschuhe zu rotem Schal und roter Mütze. „Ne Weihnachtsfrau, na herrlich!“, ruft ein Passant, als er sie sieht. Birgit Ahr droht mit der Rute in seine Richtung - und zieht los.
„Erfurt war mal die zehntgrößte Stadt im Heiligen Römischen Reich“, sagt Ahr unterwegs, „da war Weimar noch ein Kuhdorf. Heute liegen wir in Deutschland auf Platz 37 und sind eine kleine Großstadt.“ Aber Erfurt war nicht nur vergleichsweise groß, sondern auch wohlhabend - durch den Handel mit Waid, einer Pflanze, aus der sich die Farbe Waidblau herstellen lässt. In Thüringen war das schon im frühen Mittelalter verbreitet. Waid war beinahe unvorstellbar wertvoll: „Ein Gramm kostete fast so viel wie die gleiche Menge Gold“, erzählt Ahr.
Ein Highlight der Stadt ist die Krämerbrücke. Auf ihr bummeln etliche Touristen in Steppjacken und mit Wollmützen auf dem Kopf, schlendern an den vielen Schaufenstern entlang, halten mal hier und mal da. „Die Brücke ist 120 Meter lang“, erzählt Birgit Ahr, „und wurde 1325 aus Stein gebaut, nachdem die ältere Holzbrücke abgebrannt war.“ Heute gehört sie zu den architektonischen Schmuckstücken der Stadt. Von den einst mehr als 60 Häuschen, die auf ihr standen, sind noch 32 erhalten. In viele davon sind inzwischen Cafés, Galerien oder Kunsthandwerkgeschäfte eingezogen. Etliche sind im Advent mit Tannenzweigen dekoriert.
Weihnachtlich ist die Atmosphäre auch am Fischmarkt - im Advent hat Fisch hier allerdings kaum eine Chance. Dafür läuft der Handel mit Eierpunsch umso besser. Denn der Fischmarkt im Zentrum Erfurts ist mit dem Rathaus und gleich mehreren Renaissancegebäuden wie dem Haus zum Roten Ochsen nicht nur architektonisch eindrucksvoll: Er ist auch Teil des Weihnachtsmarktes.
Noch deutlich mehr Stände als hier - rund 200 sind es insgesamt - gibt es am Domplatz, dem Endpunkt der weihnachtlichen Stadtführung. Vor der Bischofskirche liegt der Weihnachtsmarkt, in diesem Jahr dauert er vom 26. November bis zum 22. Dezember.
Es gibt Buden mit Glaskugeln aus Lauscha im Thüringer Wald und natürlich Textilien mit Blaudruck, für den Thüringen einst so berühmt war. Feuerzangenbowle und Rumtopf werden flambiert serviert. Thüringer Bratwurst ist an vielen Stellen zu haben. Birgit Ahr winkt noch einmal zum Abschied und lässt die Erfurtbesucher nun allein. Auf dem Domplatz finden sie sich problemlos auch ohne sie zurecht.
Service:
Führungen in deutscher Sprache gibt es im November bis zum Beginn des Weihnachtsmarktes montags bis freitags um 14.00 Uhr, samstags und sonntags jeweils um 11.00 und 14.00 Uhr.
Führungen mit dem Weihnachtsmann oder der Weihnachtsfrau sind ab dem 26. November bis zum Jahresende täglich um 11.00 und 14.00 Uhr im Angebot. Treffpunkt ist jeweils die Erfurt Tourist-Information am Benediktsplatz.