Human Rights Watch: Arme Frauen Haitis in Gefahr
Washington/Berlin (dpa) - Zehntausende von Frauen in Haiti leben seit dem Erdbeben vor eineinhalb Jahren mit besonders großen Risiken.
Nach einem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watsch (HRW), haben sie kaum Zugang zu Sexualhygiene und zur Gesundheitspflege. Für ein Essen müssten sich viele Frauen prostituieren und sie seien in Gefahr, vergewaltigt zu werden, hieß es in dem Bericht.
Derzeit lebten immer noch rund 300 000 Frauen und Mädchen in den nach dem Erdbeben im Januar 2010 errichteten Obdachlosencamps in Port-au-Prince. Die Gesundheitspflege sei zwar kostenlos in den Lagern, doch hätten die Frauen aus Mangel an Informationen und wegen mangelnder Transportmöglichkeiten davon nicht profitiert.
Mit 630 Totgeburten auf 100 000 Geburten habe Haiti schon vor dem Erdbeben die höchste Sterberate in der westlichen Hemisphäre gehabt, heißt es in dem Bericht weiter. Über die heutigen Zahlen gebe es keine Informationen. Klar sei, dass zu viele Frauen ihre Babys ohne medizinische Hilfe im Zelt, auf der Straße, auf dem Weg ins Hospital zur Welt brächten.
„Ich habe gerade entbunden“, zitiert der Bericht eine Frau namens Mona, die mit Mann und Kindern in ein Camp am Stadtrand der Hauptstadt gezogen ist. „Ich hatte keine Schmerzmittel.“
Für den fast 80 Seiten langen Report „Nobody Remembers Us“ hat HRW nach eigenen Angaben 158 Frauen und Mädchen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren in 15 Camps befragt. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Schwangerschaftsraten dreimal höher seien als in den Stadtgebieten vor dem Erdbeben.
So seien etwa in dem Camp Croix-de-Bouquets 150 Kinder geboren worden. 83 Frauen seien schwanger. „Darunter sind einige Mädchen, weil die Eltern sich nicht um sie kümmern, halten sie sich an einen Mann, um zu überleben“, zitiert der Bericht Margalie, ein Komitee-Mitglied des Camps. Doch die Männer ließen sie allein, wenn sie ihr Mädchen geschwängert hätten.