Im Rhythmus bleiben: Tanzen als Hobby für Senioren
Berlin (dpa/tmn) - Schon seit 15 Jahren tanzt Claudia Hammerstaedt mittlerweile. „Eine Freundin hat mich damals mit zu einem meditativen Tanzen genommen“, erinnert sich die 74-Jährige. „Das war eher ein langsames Tanzen - nicht so flott.“
Heute tanzt sie in gleich zwei Tanzgruppen des Landesverbandes Seniorentanz Berlin. Da geht es schwungvoller zu: „Wir tanzen alles: Von Paartänzen über Kreistänze bis zu Blocktänzen, bei denen die Kursleiterin etwas vormacht.“ Beim Tanzen sollte man vor allem eine Voraussetzung erfüllen, meint sie: Freude an der Bewegung. „Sich gern zu Musik zu bewegen und ein wenig rhythmisches Gespür - mehr braucht man nicht.“
Die Wirkung ist dabei groß: „Tanzen als Bewegungsform hat gleich mehrere positive Effekte“, sagt Klaus-Michael Braumann, Professor für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg. Regelmäßige Bewegung - etwa durchs Tanzen - kann ältere Menschen vor chronischen Krankheiten schützen. „Krankheiten wie Diabetes oder Osteoporose werden durch Bewegungsmangel begünstigt“, erklärt Braumann. Jede Form der Bewegung ist hilfreich, um diesen Krankheiten vorzubeugen.
Gerade für ältere Menschen hat Tanzen noch einen anderen gesundheitlichen Vorteil, meint Braumann. „Wobei könnte man die Koordination besser trainieren, als wenn man sich rhythmisch zu äußeren Klängen zu bewegt?“ Das motorische Training, das man beim Tanzen automatisch absolviert, dient dabei als Sturz-Prophylaxe. Denn die Kombination aus Bewegungsabläufen und Balance-Halten trainiert Gleichgewicht und Koordination - beides kann Senioren helfen, sich sicher durch den Alltag zu bewegen.
Dass das Tanzen dem Körper gut tut, diese Erfahrung hat auch Hammerstaedt gemacht. „Vor einiger Zeit ist mir leicht schwindelig geworden, obwohl ich gesund bin“, schildert sie. Durch die Drehungen beim Tanzen hat sich ihr Körper aber daran gewöhnt - heute wird ihr nur noch selten schwindelig.
Wer tanzt, tut nicht nur seinem Körper, sondern auch seiner psychischen Gesundheit etwas Gutes, erklärt Julia Scharnhorst, Vorsitzende des Fachbereichs für Gesundheitspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Gerade im Alter ist es keine Selbstverständlichkeit, regelmäßig mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, meint die Diplom-Psychologin.
Für die Psyche ist das aber wichtig. Ob beim Paartanz oder in einer Tanzgruppe - die Geselligkeit und das soziale Miteinander sind besonders positive Effekte bei diesem Hobby. „Man tanzt ja eher selten allein durchs Wohnzimmer. Tanzen bedeutet immer, mit anderen Menschen zusammenzukommen.“
Claudia Hammerstaedt teilt mit ihrer Tanzgruppe sogar mehr als nur die gemeinsame Zeit während der Kurse: Gemeinsam organisieren sie Kaffeetrinken und Reisen, Geburtstage werden gefeiert. „Es ist ein schöner Zusammenhalt.“
Tanzen als Hobby kann Senioren außerdem dabei helfen, länger selbstständig zu bleiben und Altersprozessen vorzubeugen, meint Scharnhorst. „Wer sich zum Beispiel in einem Tanzkurs auf neue Eindrücke, Kontakte und Lernprozesse einlässt, der stellt sich neuen Herausforderungen.“ Durch unbekannte Situationen kann man den Geist trainieren und so beispielsweise Demenz vorbeugen.
„Wir haben alle das Gefühl: Das Tanzen tut uns auch fürs Hirn gut“, sagt Hammerstaedt. „Schließlich ist es wichtig, sich die Schritte zu merken.“
Einer ihrer Lieblingstänze ist ein Tango, bei dem der Partner gewechselt wird: „Der hat schön viel Schmiss.“ Zum Tanzen muss man nicht jung und fit sein, meint Hammerstaedt. „Es gibt für jeden eine Möglichkeit, sich zu Musik zu bewegen und eine passende Gruppe zu finden - man muss sich einfach erkundigen.“ Auf der Homepage des Bundesverbandes Seniorentanz unter www.seniorentanz.de können Interessierte nach einer Tanzgruppe in ihrer Nähe suchen.
Schauen und Ausprobieren lohnt sich laut Braumann auf jeden Fall: „Insgesamt gibt es für ältere Menschen kaum eine bessere Art sich gesund zu halten, als diese Kombination aus Koordination, körperlicher Belastung und sozialem Zusammensein.“