IQ kann sich während der Teenie-Zeit ändern
London (dpa) - Die Intelligenz von Kindern wird heute sehr früh beurteilt. Das kann ein Fehler sein. Denn Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich der Intelligenzquotient in der Teenagerzeit noch ändern kann.
Der Intelligenzquotient (IQ) kann sich während der Teenagerjahre ändern. Das berichten britische Forscher im Fachjournal „Nature“. „Wir haben die Tendenz, Kinder relativ früh im Leben zu beurteilen und ihren Ausbildungsweg festzulegen“, erklärte Studienautorin Cathy Price. Die Ergebnisse zeigten aber, dass sich die Intelligenz von Kindern noch entwickeln, ihr IQ signifikant verbessern könne. Leistungsstarke Kinder andererseits hielten ihr Potenzial womöglich nicht. Bislang galt die menschliche Intelligenz als über Jahre stabil.
Die Wissenschaftler vom Wellcome Trust Centre for Neuroimaging am University College in London hatten 33 Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren untersucht. Von ihrem Gehirn wurde eine Aufnahme mittels Magnetresonanztomografie (Kernspin, MRT) gemacht, zudem unterzogen sie sich einem gängigen Intelligenztest.
Dabei wurden Sprache, Allgemeinwissen und Gedächtnis sowie Fähigkeiten wie das Suchen nach fehlenden Bildelementen oder das Lösen von Puzzles analysiert. Vier Jahre später wurden die Jugendlichen - die nichts von dem zweiten Test wussten - erneut untersucht.
Die Testwerte bei den Intelligenzquotienten variierten zwischen 77 und 135 beim ersten Termin und zwischen 87 und 143 beim zweiten Termin. Einige der Jugendlichen verbesserten ihr Ergebnis in den Tests um 20 Punkte. Andere verschlechterten sich um einen ähnlichen Betrag. Dabei konnten sich die Ergebnisse bei einzelnen Fähigkeiten unterschiedlich entwickeln. Parallel habe sich die graue Hirnsubstanz verändert, die überwiegend aus Nervenzellkörpern besteht, so die Forscher.
Ein Anstieg des verbalen IQ (Sprache, Gedächtnis) korrelierte demnach mit einer Zunahme der Dichte der grauen Hirnsubstanz in einer Region der linken motorischen Großhirnrinde, die beim Sprechen aktiviert wird. Im vorderen Kleinhirn wiederum zeigte sich eine Zunahme der Dichte der grauen Hirnsubstanz bei einem Zuwachs des non-verbalen IQ - also etwa Puzzle- und Bildsuche-Fähigkeiten. Diese Hirnregion wird mit Bewegungen der Hand in Verbindung gebracht.
Erklären ließ sich das Auf und Ab des Intelligenzquotienten zunächst nicht. Diskutiert werde, dass die Kinder - je nachdem - Früh- oder Spätentwickler sein könnten, hieß es. Darüber hinaus könnte aber auch die Ausbildung eine Rolle spielen. Die Wissenschaftler sehen Hinweise dafür, dass das Gehirn im Verlauf des Lebens formbar bleibt und sich an neue Herausforderungen anpassen kann.