Junger Zaubermeister: Generation YouTube findet Magie cool

Stuttgart (dpa) - Kartentricks und Zylinder-Hasen sind wieder im Kommen: Eine neue Generation von Zauberern begeistert sich für die Magie. Junge Magier wie der deutsche Jugendmeister im Zaubern finden neue Quellen der Inspiration - YouTube-Videos und Fernsehshows.

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Erst ist der Ball rot, dann weiß - plötzlich verwandelt er sich in eine rote Spielkarte. Elegant in einen schwarzen Anzug gekleidet, verzaubert der Magier die Gegenstände zum Takt eines Coldplay-Liedes. Wie ein Profi verschleiert er seine Tricks. Nur an den leicht zitternden Händen kann man erahnen: Der Magier ist noch blutjung. Nikolai Striebel ist dieses Jahr deutscher Jugendmeister im Zaubern geworden - zum zweiten Mal in Folge.

Der 16-Jährige ist Teil einer neuen Generation von Magiern. Anstatt aus Büchern zu lernen, schaut er sich YouTube-Videos von anderen Zauberern an. Er selber spezialisiert sich auf die „Manipulation“, bei der es auf die Geschicklichkeit der Hände ankommt - auf diese Sparte der Magie ist er durch Videos anderer „Manipulatoren“ im Internet gekommen.

Dank YouTube und auch Fernsehen ist die Magie wieder cool: Wie Striebel begeistern sich immer mehr Jugendliche für die Zauberei. „Die Beliebtheit hat zugenommen“, sagt Hobbyzauberer Eberhard Riese. „Wenn man sich anschaut, wie viele Zaubershows durch Deutschland ziehen, ist es deutlich besser und mehr als vor zehn Jahren“. Vor allem die Mentalmagie boome - also Magier, die scheinbar Gedanken lesen können. Ein Anstoß kam vor einigen Jahren laut Riese durch die Fernsehshow „The Next Uri Geller“, bei der das Casting-Show-Format auf den israelischen Mentalmagier Uri Geller traf.

Die Jugendlichen, die nicht nur zugucken, sondern selber zaubern wollen, fangen oft früh an. Das Zeug dazu lernen viele in einer Parallelwelt, die der von Harry Potter gleicht: Zauberschulen, Zauberzirkel, Zaubermeisterschaften. Der erste Schritt ist der Eintritt in den Magischen Zirkel Deutschland - ein Verein von Hobby- sowie Profi-Zauberern. Hobbymagier Eberhard Riese ist Präsident des Zirkels in Stuttgart. Dort einzutreten sei wie eine Meisterprüfung zu absolvieren, sagt sein Stellvertreter, Mentalmagier Andy Häussler. Einen anderen Weg in die Profizauberei gibt es kaum: „Quasi alle Profis, die in Deutschland unterwegs sind, kamen über den Magischen Zirkel“, sagt Häussler.

Für junge Zauberlehrlinge wie Striebel ist der Magische Zirkel die beste Schule. Die Mitglieder seines Zirkels treffen sich zweimal im Monat in Stuttgart. Hier werden Tricks vorgeführt, Ideen ausgetauscht, Aufführungen geprobt und Vorträge angehört. „Für mich ist es eine der besten Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln“, sagt Striebel, das jüngste Mitglied des Stuttgarter Zirkels. Deutschlandweit hat der Verein laut Geschäftsführer Manfred Geiß rund 2900 Mitglieder - und seit drei Jahren wächst die Zahl der neuen jüngeren Mitgliedern stetig.

Und wie in der magischen Welt des Zauberers Harry Potter herrscht auch unter den Magiern ein Ehrenkodex: Tricks werden an Laien nicht verraten. Selbst seiner Mutter, die oft das „Versuchskaninchen“ für seine neuesten Ideen ist, verrät Striebel seine Geheimnisse nicht. „Man will nicht, dass die Leute die Magie verlieren“. Untereinander im Magischen Zirkel tauschen sich die Zauberer dagegen viel aus.

Das Hobby zum Beruf machen will der junge Zauberer Striebel nicht. Trotzdem träumt er davon, eines Tages bei der Weltmeisterschaft des Zauberns dabei zu sein, die alle drei Jahre stattfindet. Deutschland sei da immer stark vertreten, sagt er. Bis dahin wird der Zauberlehrling weiterhin an seinen Tricks arbeiten. Sein nächstes Projekt: ein Papierflieger, der die Farbe wechselt.