Stärken ausbauen Kinder richtig fördern
Berlin (dpa/tmn) - Bei dem Gedanken an Physik, Mathe oder Chemie kommt bei vielen Kindern nicht gerade gute Laune auf. „Wir müssen auch nicht alle Physiker und Chemiker werden“, sagt Simone Fleischmann vom Verband Erziehung und Bildung in Berlin.
Aber: Mit der richtigen Förderung können Schüler möglicherweise Talente entdecken, von denen sie vorher gar nichts wussten. „Wenn für mein Kind Mathe ein rotes Tuch ist, dann muss ich dafür sorgen, dass es durch die Schule kommt“, sagt Fleischmann. Wichtig sei es dann, parallel die Stärken zu fördern - dann trage die Stärke über die Schwäche. Zu Hause sollte es eine breite Angebotspalette zu unterschiedlichen Themenfeldern geben - von Kunst über Mathe bis Geschichte. Besuche im Museum, das Spielen eines Instruments oder spannende Bücher können hierbei Interesse wecken.
Der aktuelle Schulvergleichstest „PISA 2015“ zeigt, dass vor allem Mathe und Naturwissenschaften Probleme bereiten - hier schnitten Schüler wieder schlechter ab. „So ein Problem lässt sich natürlich nicht allein lösen - entweder von den Eltern oder den Lehrern“, schränkt Fleischmann ein. Der Fehler liege im System, kritisiert sie - zu wenig Geld, zu wenig individuelle Förderungsmöglichkeiten. Die Idee, dass ein Mädchen aus einer bildungsfernen Familie mit schlechten Mathenoten jeden Tag eine Stunde Matheübungen mit den Eltern macht, sei zwar schön - aber in der Regel unrealistisch.
Generell gilt für Eltern aber, dass sie ihre Kinder motivieren sollten. „Ein Kind aus einer Mathematikerfamilie wird sich wahrscheinlich eher für Mathe interessieren als ein Kind aus einer Künstlerfamilie“, sagt die Expertin. Wichtig sei es, die Stärken und Schwächen der Kinder anzunehmen. Und nicht jede Null-Bock-Haltung könne gleich durch Nachhilfe behoben werden, betont die Expertin.
Besonders Mädchen bereiten beim Thema Mathe und Naturwissenschaften Sorgen: In Deutschland sind dem „PISA“-Test zufolge weniger Mädchen sehr gut in Naturwissenschaften als in vergleichbaren Ländern. Hinzu kommt, dass Mädchen sich in den sogenannten MINT-Fächern schlechter einschätzen als Jungs - selbst, wenn ihre Leistungen gar nicht schwächer sind. Das hat ein OECD-Bericht von 2015 gezeigt.
Ein Aufräumen mit Klischees und eine offene Denkweise bei Eltern und Lehrern spielen eine zentrale Rolle. Generell mögen Kinder es gern, wenn Themen anschaulich vermittelt werden - etwa mit einem chemischen Experiment. Und da gilt: „Mädchen mögen es bei Experimenten genauso wie Jungs, wenn es staubt und knallt.“