Kindergeburtstag darf Nachwuchs nicht überfordern

Wesel (dpa/tmn) - Wenn ein Baby ein Jahr alt wird, ist das vor allem für die Eltern etwas Besonderes. Der Nachwuchs selbst lässt sich davon eher nicht beeindrucken. Eine lange Gästeliste, stapelweise Geschenke und ein aufwendiges Essen können sich Eltern deshalb sparen.

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Als der kleine Martin aus Frankfurt ein Jahr alt wurde, gab es zum Frühstück einen Kuchen mit einer Kerze darauf. Seine Eltern schenkten ihm drei Töpfe mit Fingerfarben, die er gleich ausprobieren durfte. Empfindliche Stoffe oder gar eine weiße Tischdecke waren an diesem Morgen ebenso tabu wie Besucher. Großeltern und Freunde schauten in den folgenden Tagen nach und nach vorbei - die Feier verlief so stressfrei wie möglich.

Eine Feier im kleinen Kreis, in vertrauter Umgebung, mit entspannten Eltern und viel Aufmerksamkeit für das Kind - das sei die richtige Mischung, sagt Gabriele Guth, Diplom-Psychologin in Wesel. Die Stimme von Mama oder Papa, die ein vertrautes Lied singen, ihre freundlichen Gesichter, der Arm, in den sich das Kind hineinkuscheln kann, die ungeteilte Aufmerksamkeit: „So etwas erlebt ein Baby ganz intensiv“, sagt Guth.

Beim ersten Geburtstag verzichten Eltern am besten auf alles, was aufregend, laut oder stressig ist. Damit sind auch Besuche von Familie und Freunden gemeint, für die Mutter und Vater vorher die ganze Zeit aufräumen, putzen oder Essen vorbereiten.

Dem stimmt auch Prof. Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München zu. „Gestalten Sie die Feier so überschaubar und vertraut wie möglich, und überfluten Sie das Kind nicht mit Reizen.“ Das beginne schon bei den Geschenken. „Eines reicht völlig aus: ein Ball, eine Puppe, eine Kugelbahn oder auch ein Rutschauto - damit kann sich ein Einjähriges sehr intensiv und immer wieder beschäftigen.“

Ob und welche Gäste kommen, hängt laut Becker-Stoll vor allem von zwei Faktoren ab. Sind die Gäste unkompliziert genug, so dass ihr Besuch der jungen Familie keinen Stress bereitet? Ansonsten ist ein Treffen im Park oder auf dem Spielplatz möglicherweise entspannter.

Eine Kindergeburtstagsfeier kann auch so aussehen, dass die Gäste zum Frühstück vorbeikommen und wieder gehen, wenn das Kind müde ist, sagt Barbara Schniebel. Sie plant beruflich Kindergeburtstage. Falls auch kleine Kinder zu Besuch kommen, rät sie allerdings, das Treffen auf eine gute Stunde zu begrenzen. „Denn es ist nicht damit zu rechnen, dass die Kleinen anlässlich dieses hohen Tages friedlich die Spielsachen teilen und miteinander kooperieren.“ Die meisten Gäste sind gern bereit, etwas zum Fest beizutragen, indem sie zum Beispiel einen Kuchen oder etwas zu Trinken mitbringen, sagt Schniebel. Falls das nicht gewünscht oder möglich ist, verlassen sich Eltern lieber auf Tiefkühltorten, als sich zusätzlichen Stress zu machen.

Kaffee und Filter stehen am besten direkt neben der Kaffeemaschine, so dass jeder problemlos für Nachschub sorgen kann. Und was das Geburtstagskind betrifft: „Bereiten Sie alle Dinge vor, von denen Sie meinen, dass Ihr Kind sie benötigen wird: Messen Sie beispielsweise das Breipulver ab, bereiten Sie abgekochtes Wasser vor, oder legen Sie Ersatzkleidung bereit - all das erspart unnötige Hektik“, rät Schniebel.

Nicht zuletzt ist der erste Kindergeburtstag für die Eltern ein schöner Anlass, ein eigenes Feierritual zu entwickeln. Das kann ein besonderes Lied sein, ein ganz bestimmter Kuchen, eine Feier im großen oder im vertrauten Kreis. „Was auch immer Sie zu Ihrem eigenen Ritual machen möchten - Sie können damit Ihre ganz individuelle Familientradition prägen“, sagt Becker-Stoll.