Kindesmissbrauch durch Jugendliche - Projekt hilft
Berlin (dpa) - Jugendliche, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen, können Rat bei Ärzten und Psychologen eines Berliner Projekts suchen. Seit dem Start Ende 2014 gab es bereits 100 Anfragen aus dem In- und Ausland, selbst aus Spanien und den USA, berichteten die Organisatoren.
Dies verdeutliche, „wie sehr die Jugendlichen Hilfe suchen und dass es leider an vergleichbaren Angeboten mangelt“, sagte der Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Charité, Klaus Beier.
Das Angebot von Charité und Vivantes heißt „Primäre Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch durch Jugendliche“. Es richtet sich an 12- bis 18-jährige und soll helfen, sexuelle Übergriffe zu verhindern. Im Internet wirbt die Kampagne „Du träumst von ihnen“ für das Projekt. Dort heißt es etwa: „Du bist der einzige, der weiß, wie es in Dir aussieht. Aber das heißt nicht, dass niemand Dir helfen kann“.
„Wir wollen nicht stigmatisieren und abschrecken, sondern unsere Zielgruppe erreichen, bevor sie gefährdet ist, sexuellen Kindesmissbrauch zu begehen oder Abbildungen missbrauchter Kinder zu konsumieren“, erklärte Tobias Hellenschmidt, Oberarzt der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikums im Friedrichshain.
„Insgesamt haben bereits 51 Jugendliche die Diagnostik abgeschlossen, 24 Jugendlichen konnte ein Therapieangebot unterbreitet werden“, berichtete Projektmitarbeiter Umut Oezdemir.
Das Projekt profitiert demnach von den Erfahrungen des seit elf Jahren laufenden Präventionsprojekts Dunkelfeld des Netzwerks „Kein Täter werden“ für Erwachsene, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. „Im Laufe der Jahre berichteten uns immer wieder Teilnehmer im Präventionsprojekt Dunkelfeld, dass sie bereits in ihrer Jugend unter ihren sexuellen Fantasien gelitten hatten und gerne damals schon Hilfe in Anspruch genommen hätten“, sagte Professor Beier. Er will das Projekt für Jugendliche bundesweit ausdehnen.
Betroffene Jugendliche können sich per Telefon oder E-Mail melden und einen Termin zur Diagnostik vereinbaren. Das Angebot ist kostenlos, die Mitarbeiter stehen unter Schweigepflicht.