Logopäden klagen: Sprachtherapie bei Kindern oft zu spät

Erfurt (dpa) - Lispeln, Stottern oder Manko beim Wortschatz - das sind Probleme, mit denen sich Sprachtherapeuten beschäftigen. Sie haben beobachtet, dass Kinder mit Defiziten in der Sprachentwicklung oftmals zu spät eine professionelle Therapie erhalten.

Kinder mit Defiziten in der Sprachentwicklung würden meist „erst kurz vor oder sogar erst nach der Einschulung behandelt, wenn ihre Sprachentwicklungsstörung schon die schulischen Leistungen beeinträchtigt“, sagte die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (DBL), Christiane Hoffschildt. Nicht selten gingen Ärzte davon aus, dass sich kindliche Defizite in Wortschatz, Aussprache oder Sprachverständnis von selbst erledigten. „Der Tenor lautet: Das wächst sich aus. Das tut es aber nicht“, sagte Hoffschildt.

Logopäden sind speziell ausgebildete Heiltherapeuten, die Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen behandeln. Knapp 12 000 von ihnen sind im DBL mit Sitz in Frechen in Nordrhein-Westfalen organisiert, der vom 30. Mai an zwei Tage in Erfurt seinen Jahreskongress veranstaltet. Dazu werden rund 1100 Fachleute erwartet.

Nach Angaben Hoffschildts haben in Deutschland etwa zwölf Prozent der Kinder Sprachentwicklungsstörungen. „Sie können zum Beispiel Worte nicht richtig aussprechen, vertauschen Wörter in Sätzen oder lispeln.“ Bleibe dies unbehandelt oder setze die Behandlung zu spät ein, seien die Kinder im Unterricht nur schwer in der Lage, sich sprachlich ausdrücken und bekämen auch Probleme beim Lesen und Schreiben. Dem Schulstoff könnten sie dann nicht gut folgen.

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Therapien wegen Sprachentwicklungsstörungen waren laut Logopädie-Verband im vergangenen Jahr bei fünf- bis zehnjährigen Kindern mit 222 000 Euro etwa viermal so hoch als bei Kindern unter fünf Jahre.

Bei zunehmend mehr Kindern hingen Sprachdefizite mit unzureichender Förderung in den Familien zusammen, sagte Hoffschildt. „Hier können Kindergarten und Grundschulen durch Sprachförderung viel wettmachen.“