Miró statt Memory: Wie Kinder Spaß an Museen finden
Leipzig (dpa/tmn) - Große Räume, lange Gänge und nichts zum Hinsetzen: Ein Besuch im Museum kann für Kinder ganz schön anstrengend sein. Spannender wird das Ganze mit kindgerechten Führungen. Und der Abmachung, dass eine Viertelstunde Bilder gucken manchmal genug sind.
Stillsein. Nicht drängeln. Nicht herumrennen. Und vor allem: bloß nichts anfassen! Museen sind nicht unbedingt der natürliche Lebensraum für Kinder. Viele Eltern scheint das nicht zu stören - der Nachwuchs wird durch Räume voller Botticellis, chinesischer Vasen oder Bronzerüstungen geschleust. Doch weckt man so bei Kindern die Begeisterung für Bilder und Skulpturen?
Als erstes müssten sich Eltern klarmachen, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei Kindern begrenzt ist: „Eventuell bleibt man nicht länger als eine Viertelstunde drin“, sagt Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des Instituts für Frühpädagogik in München. Sie hält es für sinnvoll, lieber öfter, dafür kürzer ein Museum zu besuchen. Am besten seien „homöopathische Dosen“.
Ab welchem Alter Kinder reif genug für einen Museumsbesuch sind, ist unterschiedlich: „Ab vier Jahren kann man es versuchen, manche sind schon mit drei soweit“, sagt Gisela Weiß, Professorin für Museumspädagogik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Einen guten Einstieg bekommen Kinder mit speziell auf sie zugeschnittenen Führungen, bei denen sie zum Beispiel Dinge anfassen, ausprobieren oder an ihnen riechen dürfen.
So eine Führung muss aber nicht immer vom Museum selbst angeboten werden - auch Eltern können das in die Hand nehmen. „Am besten ist es, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen“, sagt Weiß. Entscheidend sei, eine Brücke zu den Erfahrungen der Kinder zu schlagen. Das klappt, indem Mutter und Vater zum Beispiel fragen: „Das Tier, das hier abgebildet ist, an was erinnert dich das?“ oder: „Weißt du noch, als wir im Urlaub waren? Da haben wir so etwas Ähnliches gesehen.“
Erwachsene sollten sich aber selbst nicht zu viel Druck machen: „Eltern denken manchmal, sie müssen sich in das Thema der Ausstellung einarbeiten und auf alle Fragen vorbereitet sein“, hat Mila Ruempler-Wenk vom Bundesverband Museumspädagogik die Erfahrung gemacht. Sie könnten ruhig zugeben, auf manche Frage keine Antwort zu wissen.
Bei dem großen Angebot von Ausstellungen und Themen müssen Eltern aber erst einmal das Passende finden. „Ich würde keinen Stoff von vornherein ausschließen. Am besten überlegen Mutter und Vater: "Was beschäftigt meine Kinder gerade?"“, rät Ruempler-Wenk.
Aber auch anspruchsvolle Kost wie Bilder von Miró oder Kandinsky kann genau das Richtige sein: „Kinder mögen klare Farben und Kontraste“, sagt Becker-Stoll.
Heißt das, Eltern können ihr Kind in jede Ausstellung ihrer Wahl mitnehmen - Hauptsache bunt? Darauf gibt es mehrere Antworten. „Wenn die Eltern Spaß haben, überträgt sich das auch auf die Kinder“, sagt Becker-Stoll. Das ist aber kein Freibrief dafür, mit den Kleinen im Schlepptau jede Ausstellung über die frühen Impressionisten mitzunehmen: „Wenn Kinder einfach nur mitgenommen werden, damit sie dabei sind, kann das nach hinten losgehen“, sagt Weiß. Denn möglicherweise speichern sie das Museum dann als langweiligen und verhassten Ort ab.