Missbrauch im Sportverein: Ansprechpartner suchen

Köln (dpa/tmn) - Ungewolltes Anfassen oder Glotzen unter der Dusche: Solche Dinge fallen unter sexuelle Belästigung. Jungen können davon vor allem in Sportvereinen betroffen sein. In dieser Situation sollten sie sich Vertrauenspersonen suchen - das können auch Außenstehende sein.

Unangenehmes Glotzen in der Dusche, Berührungen oder ekelige Rituale: Sexueller Missbrauch oder Belästigung können viele Ausprägungen haben. Gerade in Sportvereinen leiden auch viele Jungen darunter. „Deshalb ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche wissen, dass Hilfe holen kein Verrat ist. Sie können versuchen, jemanden zu finden, dem sie sich anvertrauen können“, sagt Frederic Vobbe von der Kölner Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch, Zartbitter.

In vielen Vereinen würden die Probleme heruntergespielt. Dort Hilfe zu erwarten, ist daher wenig zielführend. Die Jungen sollten sich stattdessen andere Ansprechpartner außerhalb suchen, so Vobbe. „So lange, bis sie jemanden finden, der ihnen hilft.“

Sowohl Freunde als auch Mannschaftskameraden, Lehrer, Eltern oder Trainer können laut Zartbitter mögliche Vertrauenspersonen sein. „Hilfe zu holen ist mutig, aber oft sehr schwer für die Jungen“, erklärt Vobbe. Denn gerade in Sportvereinen sei die Abhängigkeit der Kinder und Jugendlichen sehr groß. „Viele junge Leute identifizieren sich über ihren Sport und wollen unbedingt zur Gruppe gehören.“

Wenn sie dann über Missbrauch durch Trainer oder andere Vereinsmitglieder redeten, fühlten sie sich wie Verräter. Oder sie hätten zum Beispiel Angst, dass die anderen sauer sind, wenn der Trainer entlassen wird. „Dabei ist Hilfe holen kein Verrat und sexueller Missbrauch strafbar“, betont Vobbe.

Den Jungen könne schneller geholfen werden, wenn sie über ihre belastenden Erlebnisse sprechen. Oft empfänden sie aber eine große Scham. „Manche Täter versuchen, den Opfern eine Mitschuld zu geben“, sagt Vobbe. Entweder, indem sie den Jungen einredeten, sie hätten es selbst nicht anders gewollt. Oder indem sie sie sogar zwängen, andere zu belästigen.

„Gerade dann ist es wichtig, dass die Jungengruppe zusammenhält, damit der Täter nicht noch mehr Macht bekommt“, erklärt Vobbe. Der Sozialarbeiter weiß jedoch: Meist ist das schier unmöglich. Vereine könnten aber mit einem Beschwerdemanagement die Chance erhöhen, dass Jungen untereinander solidarisch sind.

Täter benutzten oft fiese Tricks, weswegen sexuelle Belästigung nicht immer leicht zu erkennen sei. „Die meisten Täter sehen ganz nett und normal aus. Manche versuchen sogar, sich einzuschleimen.“ Bemerkten Kinder aber, dass sie scheinbar zufällig komisch angefasst oder beim Umziehen und Duschen beglotzt werden, seien das Warnsignale.

Andere Täter wiederum schikanierten die Jungen. Auch hier sei für die Opfer nicht immer klar erkennbar, wann sexuelle Belästigung anfange. Dann könne es helfen zu wissen, dass schon abfällige Bemerkungen über Geschlechtsteile eines anderen oder ekelige Aufnahmerituale und Mutproben dazu zählen.