Mit dem Essen spielt man nicht: Tischmanieren für Kinder
Hamburg (dpa/tmn) - Emil patscht mit seinen Fingern ins Karottengemüse. Nebenan entdeckt seine Schwester Laura, wie wunderbar sich ein Löffel dazu eignet, Nudeln über den Tisch zu katapultieren. Dazwischen sitzen die Eltern und schauen sich ratlos an: Sind ihre Schätzchen reif für Tischmanieren?
Hamburg (dpa/tmn) - Emil patscht mit seinen Fingern ins Karottengemüse. Nebenan entdeckt seine Schwester Laura, wie wunderbar sich ein Löffel dazu eignet, Nudeln über den Tisch zu katapultieren. Dazwischen sitzen die Eltern und schauen sich ratlos an: Sind ihre Schätzchen reif für Tischmanieren?
„Dass ein Kleinkind mit den Fingern ins Essen geht, ist normal“, sagt Nandine Meyden. Die Benimmtrainerin aus Hamburg rät, das nicht weiter zu kommentieren. „Einfach Finger abwischen und weiter füttern“, lautet ihre Empfehlung. Strenger sollten Eltern bei Laura durchgreifen: „Essen herumzuwerfen oder als Spielzeug zu benutzen, ist in keinem Alter in Ordnung.“
„In der Grundschulzeit kann und sollte ein Kind Tischmanieren entwickeln“, sagt die Benimmtrainerin. Denn nur wenn sie früh erlernt werden, würden sie zur Selbstverständlichkeit. Zum guten Benehmen gehört, mit gewaschenen Händen an den Tisch zu gehen, die Ellenbogen nicht auf den Tisch zu legen und die Arme parallel zum Körper zu bewegen. „Keinen Matsch auf dem Teller machen, nicht herummäkeln und nicht schmatzen“, zählt Meyden auf.
Um Kindern diese Regeln beizubringen, hat Linda Kaiser von der Deutschen Knigge-Gesellschaft einen Tipp: „Kinder lernen am besten durch Vorbilder“, betont sie. Eltern sollten sich bewusst sein, dass sich der Nachwuchs genau abschaut, wie sie sich verhalten.
Kaiser wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für das Lernen solcher Regeln: „Es wäre sinnvoll, sie im Schulunterricht zu vermitteln“, findet die Knigge-Expertin. Verschiedene Organisationen bieten mittlerweile Knigge-Kurse für Kinder an. „Oft ist es hilfreich, eine dritte Person mit der Vermittlung der Feinheiten zu beauftragen und dem Kind Ideen mitzugeben, mit denen es die Eltern beeindrucken kann“, sagt Kaiser.
„Ob ein Knigge-Kurs wirklich notwendig ist, halte ich für fraglich“, sagt dagegen Marlis Müller. Die Leiterin einer Kindertagesstätte in Hamburg freut sich, wenn die Kinder berichten, dass sie zu Hause mit ihrer Familie essen. Eine gesunde Tischkultur sei wichtiger als perfekte Manieren. „Mit Eltern, die sich Zeit nehmen und ihren Kindern fast nebenbei mitgeben, wie ein gutes Verhalten am Tisch funktioniert.“
Kinder möchten einbezogen werden. „Warum nicht die Tischregeln gemeinsam aufstellen?“, schlägt Müller vor. Sie empfiehlt dieses Vorgehen mit Kindern ab vier Jahren. Dabei sei wichtig, die Regeln positiv zu formulieren: „Am Tisch sitzt jeder auf seinem Stuhl“ sei besser als das Verbot „Ihr dürft am Tisch nicht aufstehen“.
Außerdem sollten Regeln sinnvoll sein. Beispielsweise dürfen Kinder den Tisch verlassen, wenn alle Kinder fertig sind und müssen nicht unbedingt auf die Erwachsenen warten, rät sie. So können die in Ruhe weiter am Tisch bleiben, und die Kinder lernen trotzdem, aufeinander zu achten. Ein spielerischer Zugang helfe, um Kindern Freude am Thema zu vermitteln: Von „Essen wie eine Prinzessin“ bis zum „Wer kleckert am wenigsten-Wettbewerb“ seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt, sagt Meyden.
Literatur:
Nandine Meyden: Jedes Kind kann sich benehmen, Humboldt, 216 Seiten, 12,95 Euro, ISBN-13: 9783869106168