Multimedia-Bilderbücher für Kinder boomen

Berlin (dpa) - Auch die Kleinsten switchen schon lässig zwischen den Medien. Immer mehr Bilderbüchern liegen Musik-CDs, Codes für MP3-Downloads, Hörbücher in verschiedenen Sprachen, Noten, interaktive Spiele und Filme bei.

Multimedia-Titel boomen.

Bei „Mobile - Eine Kuh auf der Suche nach Freundschaft“ gab es erst den Film und dann das Buch. Verena Fels drehte als Abschlussarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg einen hinreißenden Animationsfilm über eine wild gemusterte Kuh, die einsam am Faden eines Mobiles in der Luft hängt. So gerne würde sie Freundschaft mit den quietschbunten Lämmchen, Schafen und Hühnern schließen. Doch die Mobile-Tiere drehen der Kuh den Rücken zu. Nur die kleine gelbe Maus winkt freundlich. Da beschließt die Kuh im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Sache zu bringen - mit ungeahnten Folgen für das Gleichgewicht im Mobile. Die Filmszenen sind rasant, auf Papier entwickeln die Bilder eine ganz eigene Dynamik. Alle Details können noch einmal in Ruhe betrachtet werden.

Das neue Abenteuer vom „Kleinen Eisbär“ kann man sich auch vorlesen lassen. Im Bilderbuch klebt zum Downloaden der entsprechenden MP3-Datei ein Zugangscode. „Lars, bring uns nach Hause!“ heißt die liebenswerte Eisbären-Geschichte von Hans de Beer. Darin spielen die Klimaerwärmung, Dackel Fredi und zwei Eisbär-Findelkinder eine Rolle. Wer das poetische Buch „Das verspreche ich dir“ über die Freundschaft des Murmeltiers Bruno zu einer Löwenzahn-Blüte angeschaut hat, kann eine DVD in den Computer legen und der Story von Autor Knister zu animierten Bildern auf Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch lauschen.

Ein Kabeljau ist der Anti-Star im Fischmusical-Buch „Fjodor flippt aus“. Palles Papa bringt den kranken Fisch Fjodor eines Tages mit nach Hause, um ihn zu „reparieren“ - die Flossen sitzen verkehrt herum, da kann das ja nicht klappen mit dem Schwimmen. Der dicke Kabeljau ist allerdings nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse und kommandiert den zur Krankenpflege abgeordneten Palle herum, was zu den schlimmsten Turbulenzen führt. „Ritter Rost“-Komponist Felix Janosa hat die schwungvollen, samt Noten und Liedtext abgedruckten Songs zu der Story des norwegischen Autors Pal H. Christiansen geschrieben, die auf der CD zu hören sind. Ein wunderbar anarchischer Musicalspaß.

Schon ein Klassiker sind die musikalischen Bilderbücher aus dem Wiener Annette Betz Verlag. Gruselig, rätselhaft und wunderbar sehnsuchtsvoll ist die Geschichte von Richard Wagners „Fliegendem Holländer“, die im jüngsten Band der Reihe erzählt wird. Autor Rudolf Herfurtner lässt den Opernkomponisten und dessen erste Frau Minna selbst auftreten. Das Paar ist auf der Flucht vor Geldeintreibern und gerade per Schiff Richtung London unterwegs. Auf der stürmischen Seereise erzählt Wagner vom Schicksal des Fliegenden Holländers - jenes Kapitäns eines gruseligen Geisterschiffs, der Erlösung nur in der treuen Liebe finden kann. Alle berühmten Chöre und Arien sind auf der beiliegenden CD zu hören. Mit Nummern am Rande des Erzähltextes wird jeweils auf die passenden Musikstücke aufmerksam gemacht. Eine in sich sehr stimmige, kindgerechte Annäherung an das Werk Wagners.

Ein Pionier der Musikprogramme für Kinder ist der Österreicher Marko Simsa. In „Murmels kleine Nachtmusik“ schickt er eine Familie ins Traumland der Gutenacht-Musik. Jeden Abend versammelt sich Pauls Familie - inklusive Stoff-Murmeltier Murmel - und lässt den Tag mit ruhiger Musik ausklingen. Illustratorin Silke Brix zeigt in warmen, freundlichen Bildern, wie die stupsnasige Familie klassischen Klängen und kleinen Geschichten lauscht. Auf CD gibt es die dazu passenden Stücke zu hören: Mozarts „Kleine Nachtmusik“, Debussys „Träumerei“, Schumanns „Kind im Einschlummern“ oder Brahms' „Guten Abend, gut' Nacht“.

Zu Sylvia Rüttimanns Kunst-Bilderbuch „Klee für Kinder“ gibt es eine CD-Rom mit interaktiven Spielen - da wird dann mit Paul Klees „Angelus Militans“ gepuzzelt und beim Selbstbildnis werden Fehler aufgedeckt. Auf Eigeninitiative mit realem Spielzeug setzt das Zählbuch „Dschingel, Dschangel, Dschungel“ von Zeichner Axel Scheffler („Der Grüffelo“): Wer auf den dicken Seiten des Pappbilderbuchs die Affen, Giraffen, Elefanten und Erdferkel bei ihrer Dschungelparty gezählt hat, kann die Tiere und Zahlen anschließend in einem Dominospiel wiederentdecken.

Literatur:

Verena Fels: Mobile - Eine Kuh auf der Suche nach Freundschaft, Thienemann Verlag, Stuttgart, 40 Seiten mit DVD, 14,90 Euro, ISBN-13: 978-3-522-43687-8, ab 4 Jahren

Hans de Beer/Monika Götze: Der kleine Eisbär - Lars, bring uns nach Hause!, NordSüd Verlag, Zürich, 32 Seiten, 13,95 Euro, ISBN-13: 978-3-314-10028-4, ab 4 Jahren

Knister und Eve Tharlet: ... das verspreche ich dir, minedition, Bargteheide, 32 Seiten mit DVD, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-8656-6509-6, ab 3 Jahren

Felix Janosa, Pål H. Christiansen, Annlaug Auestad: Fjodor flippt aus, Terzio Verlag, München, 40 Seiten mit CD, 14,95 Euro, ISBN-13: 978-3-89835-760-9, ab 6 Jahren

Rudolf Herfurtner, Anette Bley: Der Fliegende Holländer, Annette Betz Verlag, Wien, 32 Seiten mit CD, 19,95 Euro, ISBN-13: 978-3-219-11463-8, ab 5 Jahren

Marko Simsa: Murmels kleine Nachtmusik, Jumbo Neue Medien, Hamburg, 30 Seiten mit CD, 12,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8337-2825-9

Sylvia Rüttimann, Laurence Sartin: Klee für Kinder, Annette Betz Verlag, Wien, 32 Seiten mit CD-ROM, 19,95 Euro, ISBN-13: 978-3-219-11475-1, ab 5 Jahren

Axel Scheffler, Mirjam Pressler: Dschingel Dschangel Dschungel: Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, 9 S. mit Dominospiel, Euro 12,95, ISBN-13: 978-3407794390, ab 2 Jahren