Nicht zu früh Buchstaben pauken: Kleinkindern besser vorlesen
Mainz (dpa/tmn) - Kleinkinder sollten noch nicht Lesen lernen. Besser ist es, wenn Eltern mit ihnen Bücher ansehen und sie ihnen vorlesen. Das weckt die Freude an Geschichten.
Kinder lernen das Lesen am besten spielerisch. Wenn die Eltern sie zu sehr drängen, verlieren sie schnell das Interesse. Das sagt Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung. Sinnvoll sei es, den Nachwuchs bereits ab dem Alter von einem Jahr an Lesemedien heranzuführen. „In diesem Alter sollten sie aber noch keine Buchstaben pauken“, rät Ehmig. „Vielmehr sollten die Eltern die Neugier der Kinder durch Vorlesen, Geschichtenerzählen und gemeinsames Betrachten von Bilderbüchern wecken.“
Das aktive Vermitteln der Lesekompetenz dürfen die Eltern getrost den Lehrern überlassen. „Wenn Kinder früh in Kontakt mit Büchern kommen, können sie bei der Einschulung zwar oft schon einzelne Worte entziffern. Doch das ist kein Muss“, erklärt Ehmig. Es gehe darum, die Freude an Geschichten zu wecken. Die habe auch dann einen positiven Effekt, wenn die Kinder erst später Lesen lernen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Lese- und Medienforschung: Kinder und Jugendliche, denen von den Eltern vorgelesen wurde, haben im Schnitt etwas bessere Schulnoten und sind aktiver, fasst Ehmig die Ergebnisse zusammen.
Wichtig sei, dass beide Elternteile mitmachen. „Väter teilen die Rolle der Vorleserin gerne der Mutter zu“, erläutert Ehmig. „Jungs fehlt deshalb oft ein positives Vorbild - sie finden schwerer Zugang zum Lesen und schneiden später oft bei der Leseleistung schlechter ab.“