„O du fröhliche“ - Nur eine Minderheit singt zu Weihnachten
Essen (dpa/tmn) - Das ganze Jahr läuft das Radio - zu Weihnachten soll die Familie aber gemeinsam „O du fröhliche“ anstimmen. Das fällt vielen schwer. In nicht wenigen Familien ist es ganz aus der Mode gekommen.
Eine Mehrheit der Bundesbürger singt keine Weihnachtslieder. Auf die Frage, ob sie zu Weihnachten selbst singen, antworteten 60 Prozent der Menschen in Deutschland mit „Nein“. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Lediglich 40 Prozent bejahten dies. Frauen erweisen sich der Umfrage zufolge mit 45 Prozent als hörbar sangesfreudiger als Männer (35 Prozent). Auch die jüngeren Deutschen zwischen 18 und 24 Jahren stimmen nach eigenen Angaben zu 51 Prozent Weihnachtslieder an - das ist mehr als in allen älteren Gruppen. Viele Ältere hören aber gern festliche Popsongs wie „Last Christmas“.
Das gemeinschaftliche Singen wieder neu anzufangen, falle fielen Familien schwer, sagt Prof. Werner Schepp. Gut sei es, möglichst viele passende Gelegenheiten wahrzunehmen: „Zum Beispiel mit den Kindern ein Adventskonzert besuchen“, erklärt der Professor für Chorleitung an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Der Schritt vom Musik hören zum selber singen sei dann leichter.
Die Familie könne sich zum Beispiel vornehmen, die Adventssonntage etwas anders zu gestalten. Eltern sollten ihren Kindern aber kein festes Programm vorlegen und vorschreiben: „So machen wir das jetzt.“ Stattdessen könnten Mutter oder Vater sagen: „Ich fände es toll, wenn wir nächsten Sonntag etwas Gemeinsames machen.“ Am besten lade man die Großeltern ein, und jeder dürfe sein Lieblingslied vorstellen: „So fühlt sich keiner überfahren“, erklärt Schepp. Gemeinsam Weihnachtslieder zu singen funktioniere nur, wenn alle etwas Schönes damit verbinden würden - und keine lästige Pflicht.
Oma und Opa einzubeziehen habe den Vorteil, dass diese viele Lieder noch auswendig können. Oft lässt sich daran anknüpfen: „Über das Singen findet ein emotionaler Austausch statt. Die Großeltern erzählen den Enkeln zum Beispiel, was sie mit den Liedern verbinden“, erklärt Schepp.
Verzichten sollten Eltern darauf, den Kanon von „Alle Jahre wieder“ als Köder einzusetzen, nach dem Motto: „Wenn ihr am Sonntag mitsingt, bekommt ihr all eure Weihnachtsgeschenke.“ Denn dadurch bekomme das Singen einen Zweck und werde nicht mehr gerne gemacht.