Herzenwünsche Seit 50 Jahren schreiben Kinder an den Nikolaus
St. Nikolaus (dpa) - Zwei Monate vor Weihnachten stapelt sich beim Nikolaus die Post. Rund 1300 Briefe von Kindern aus aller Welt sind schon im Weihnachtspostamt im saarländischen St. Nikolaus eingetroffen.
Bis zum großen Fest kommen noch Tausende dazu.
„Dass so viele Kinder an mich denken und mir Briefe schreiben, das freut mich sehr“, sagt Rudolf Langer als Nikolaus im violetten Bischofsmantel. Dieses Jahr steht der weltweit bekannte Ort mit seinen 840 Einwohnern noch stärker im Fokus: Das irdische Postamt des Nikolaus feiert seinen 50. Geburtstag.
„Das ist für einen so kleinen Ort etwas ganz Besonderes“, sagt der Vorsitzende des Festausschusses St. Nikolaus, Peter Gerecke, und schneidet zum Jubiläumsstart eine Cremetorte in Form des diesjährigen Sonderstempels an. „Dass diese Nikolausaktion 50 Jahre gehalten hat: Das ist eine wunderbare Sache.“ Das Postamt, das vom 5. bis 24. Dezember geöffnet hat, sei das älteste Nikolauspostamt in Deutschland, sagt der Sprecher der Deutschen Post, Heinz-Jürgen Thomeczek.
Die Wünsche der Kinder hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, erzählt Gerecke. Standen früher Holzspielzeug, Puppen und Kinderwagen auf der Liste, gehörten nun eher „elektronische Dinge“ wie Handys, Computer und Playstation zu den heiß begehrten Geschenken. „Der Nikolaus ist diplomatisch“, sagt Gerecke: In den Antworten schreibe er, dass er die Wünsche an das Christkind weiterleite und hoffe, dass sie alle in Erfüllung gingen.
Bei den gut 18 000 Briefen, die allein im vergangenen Jahr im Namen des Nikolaus rund um den Globus gingen, haben viele Helfer mit angepackt. „Ich kann die ganze Arbeit ja nicht alleine machen“, sagt der Nikolaus in Person des 64 Jahre alten Langer, der seit rund acht Jahren im Dienst ist. Das Team arbeitet komplett ehrenamtlich. „Jeder Brief wird persönlich beantwortet, sagt Sabine Gerecke, Leiterin der Kinderbriefaktion.
Nicht alle Kinder wünschten sich Geschenke, berichtet Waltraut Schaumlöffel. Manche schrieben aus dem Krankenhaus mit der Bitte, wieder gesund zu werden. Andere wünschten sich Frieden in der Familie oder einen neuen Job für den Papa. Es gebe auch Kummerbriefe: „Die darf man nicht zu nahe an sich heranlassen“, sagt sie. Manche ältere Leute schrieben auch an den Nikolaus, damit sie überhaupt jemanden haben, der ihnen zu Weihnachten schreibt, sagt Gerecke.
Geantwortet wird in mehreren Sprachen, sagt Bianca Wagner, die für Post aus dem Ausland zuständig ist. Zum Beispiel in Englisch, Russisch, Französisch, Polnisch und Chinesisch. Die Post helfe bei der Übersetzung und unterstütze das Amt mit Briefmarken, Kuverts und Karten. Insgesamt hätten Briefe aus mehr als 70 Ländern den Ort bereits erreicht. Längst nicht nur von Kindern: Aus China und Hongkong meldeten sich Studenten, die die jährlich wechselnden Briefe mit Sonderstempel und Spezial-Briefmarke sammelten.
Der Name des Ortes St. Nikolaus im Warndt geht auf eine Klostergründung im Jahr 1270 zurück: Es entstand eine Kapelle, die dem heiligen Nikolaus geweiht war. Über Jahrhunderte zog diese Pilger an - nach und nach wuchs das Dorf. Heute gibt es dort bereits die vierte Nikolaus-Kirche.
Die Idee, eine Adresse für den Nikolaus zu schaffen, entstand 1966: Ein Unternehmer hatte Geschenksendungen an Kinder mit dem St.-Nikolaus-Poststempel versehen. Das sprach sich rum. 1967 trudelten 125 Briefe in dem Ort an der französischen Grenze ein, ein Jahr später waren es 500. Seitdem sind es jedes Jahr mehr geworden. Das Amt in St. Nikolaus ist eines von bundesweit sieben Weihnachtspostämtern, in denen Kinder auch das Christkind und den Weihnachtsmann erreichen können.
„Der Gedanke des Nikolaus, anderen Menschen zu helfen, stand bei uns immer im Vordergrund“, sagt Gerecke, der Vorsitzende des Festausschusses. Deshalb werden die Erlöse der Nikolausfeiern allesamt an Hilfsorganisationen vor allem für Kinder gespendet. Bisher seien rund 335 000 Euro zusammengekommen.
Trotz neuartiger Geschenke: Modern werden will der Nikolaus nicht. Er setzt auch in Zeiten von Facebook, WhatsApp und Mails aufs klassische Briefeschreiben. Anfragen per Mail beantworte er nicht, sagt Langer: „Wer einen Brief bekommen möchte, soll auch einen schreiben.“