Spaß statt Drill: Einen Sportverein fürs Kind finden
Köln (dpa/tmn) - Den Bewegungsdrang ausleben und Erfahrungen mit Erfolg und Niederlagen sammeln: Im Sportverein können Kinder fürs Leben lernen. Bei der Auswahl sollten Eltern auf die Ausbildung der Betreuer Wert legen und ihre Kinder viel mitbestimmen lassen.
Sich austoben und Zeit mit Freunden verbringen: Im Sportverein können Kinder beides. „Im Sportverein werden motorische Fähigkeiten gefördert, aber auch solche, die über den sportlichen Bereich hinausgehen“, bestätigt Sara Wippich von der Deutschen Sporthochschule Köln. Sie ist sicher, dass viele soziale Kompetenzen besonders gut im Sportverein erlernt werden können. Doch welche Sportart ist die richtige und wie finden Eltern einen guten Verein?
Erste Anlaufstelle für die Vereinssuche könnten der Stadt- oder Kreissportbund sein, rät Jan Holze vom Verband Deutsche Sportjugend (DSJ) in Frankfurt am Main. „Diese führen Listen aller in der Region tätigen Sportvereine.“ Eltern, die ihre Kinder schon früh sportlich fördern wollen, empfiehlt Holze Kindergärten, die mit Sportvereinen kooperieren. Dort werde das Turnen mit den Kindern von qualifizierten Trainern übernommen. Der Kontakt zum Verein entstehe dann ganz automatisch.
Das Kind selbst sollte aber in die Entscheidung einbezogen werden. Wichtig sei, dass es die Sportart selbst aussuchen darf. Oft wisse es von Freunden, die bereits in einem Sportverein sind. „Wenn das Kind Spaß mit seinen Freunden haben kann, ist die Sportart fast schon egal“, sagt Holze. Seiner Meinung nach sollte der Spaß auch an erster Stelle stehen, denn das erhöhe die Chance, dass das Kind ein langfristiges Interesse am Sport behält.
Wenn das Kind keine Freunde in Sportvereinen habe, sei das aber nicht schlimm, meint Wippich. Die lassen sich meist im Verein problemlos finden. Ein guter Zeitpunkt zum Einstieg ist, wenn im Verein eine neue Trainingsgruppe gebildet wird. Hier sind alle Neulinge, und es sei deshalb einfacher, neue Freundschaften zu schließen.
Viel Wert sollte auf eine kindgerechte sportpädagogische Betreuung gelegt werden, rät Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln. Die Gelegenheit, sich vielleicht für den Spitzensport zu qualifizieren, gebe es später immer noch. In ganz jungen Jahren sollte dagegen nicht allzu spezifisch trainiert werden. Auch wenn ein gewisses Maß an Ehrgeiz nicht verkehrt sei: „Wenn Eltern ihre Tochter mit 5 Jahren zum Eiskunstlauf schicken, damit sie mit 16 Weltmeisterin wird, da hört es auf.“
Eltern sollten sich lieber erkundigen, ob es im Verein Betreuer gibt, die speziell im Umgang mit Kindern ausgebildet sind. „Mit Kindern sollte nicht nur Technik gekloppt werden“, sagt Fegeler. Dabei sei es egal, ob die Sportart Fußball, Rhythmische Sportgymnastik oder Schwimmen ist. Es sollten viele verschiedene Fähigkeiten geschult werden, die Bewegung im Mittelpunkt stehen und dass sich die Kinder richtig austoben können.
Dem pflichtet Wippich bei. Ein guter Trainer biete Übungen an, die über das Trainieren der eigenen Sportart hinausgehen. „Ein Beispiel ist Koordinationstraining“, so die Sportpsychologin. Eltern sollten ihr Kind zu Schnupperangeboten von Vereinen begleiten und direkt mit den Betreuern sprechen. So erfahren Eltern unmittelbar von den Leuten im Verein, was sie Kindern bieten können und was sie mit ihnen vorhaben. Eltern sollten sich selbst einen Eindruck verschaffen oder wenigstens mit Eltern von Kindern im Verein sprechen. Andere Recherchen, zum Beispiel im Internet, seien dagegen oft nur wenig aufschlussreich.
Wichtig sei darauf zu achten, dass den Kindern bei den Trainingseinheiten ein Mitspracherecht eingeräumt wird, findet Wippich: „Kinder haben ein Autonomiebedürfnis. Nicht immer, aber in gewissen Phasen des Trainings sollten sie mitentscheiden dürfen.“ Beispielsweise wenn sie ab und zu aus einer Reihe von Vorschlägen aussuchen dürfen, welche Übungen oder Spiele sie machen wollen. Eltern dürfen sich auch danach erkundigen, ob die Trainer über den rein sportlichen Bereich hinaus im Umgang mit Kindern geschult sind, sagt Holze. Sie können auch nach einem Ehrenkodex des Vereins fragen, oder ob Führungszeugnisse der Trainer eingesehen werden dürfen.
Viele Vereine bieten Mitgliedschaften auf Probe an. Solche Angebote sollten genutzt werden, empfiehlt Holze. Er rät allerdings davon ab, mehrere Sportarten oder Vereine parallel auszuprobieren. Das erhöhe lediglich den Stress und verderbe eventuell die Lust am Sport gänzlich. „Viele Kinder werden ohnehin schon von Erlebnisinsel zu Erlebnisinsel gefahren“. Lieber sollten Eltern ein einzelnes Angebot machen und beobachten, wie es dem Kind gefällt. Erst wenn der Sport oder Verein auf echte Ablehnung stößt, sollte über Alternativen gesprochen werden.