Stillen allein schützt nicht vor erneuter Schwangerschaft

Berlin (dpa/tmn) - Kurz nach der Geburt gilt die Aufmerksamkeit der meisten Frauen ihrem Säugling. An Verhütung denken sie nicht. Wollen Mütter nicht wieder schwanger werden, sollten sie dieses Thema nicht aus den Augen verlieren.

Denn Stillen allein schützt nicht.

Frauen sollten sich nach der Geburt schnell wieder um ihre Verhütung kümmern. Ein guter Zeitpunkt dafür sei etwa nach sechs Wochen, wenn meist die erste Nachsorgeuntersuchung beim Frauenarzt ansteht. Stillen ist zwar in gewisser Weise ein natürlicher Schutz, denn dadurch kommt es in der Regel nicht zum Eisprung: „Verlässlich ist das aber nicht“, sagte Jutta Pliefke von pro familia.

Beim Stillen wird vermehrt das Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das den Eisprung unterdrückt. „Der Körper schützt sich so vor einer zu schnellen, erneuten Schwangerschaft“, erklärte die Gynäkologin. Dieser Mechanismus soll sicherstellen, dass sich der Körper der Frau während der Stillphase voll und ganz auf den Säugling konzentrieren kann.

Der Prolaktinspiegel hängt wiederum davon ab, wie häufig Frauen stillen. Einen unterdrückten Eisprung haben meist nur die Mütter, die ihrem Kind über einen längeren Zeitraum etwa alle vier Stunden die Brust geben.

Wer nicht sofort wieder schwanger werden möchte, sollte mit dem Frauenarzt über verschiedene Verhütungsoptionen sprechen. „In der Stillzeit ist eine Pille ohne Östrogen ratsam“, sagte Pliefke. Denn dieses Hormon kann die Milchmenge reduzieren.

Eine Kupfer- oder Hormonspirale kommt etwa sechs Wochen nach einer natürlichen Geburt und acht Wochen nach einem Kaiserschnitt in Betracht. „Die Rückbildung der Gebärmutter muss vollständig abgeschlossen sein.“

Bei der Verwendung eines Diaphragmas sei es wichtig, die Größe zu überprüfen. Denn der Körper verändere sich nach der Geburt - möglicherweise deckt ein bisher benutztes Modell den Muttermund nun nicht mehr richtig ab.

Die natürliche Verhütungsmethode - also die Temperatur zu messen und den Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen - hält Pliefke für frisch gebackene Mütter nur bedingt für sinnvoll. „Wer sich damit nicht auskennt, sollte nicht unbedingt nach der Geburt damit anfangen.“ Denn die Methode verlange viel Übung. Da es nach einer Schwangerschaft eine Zeit lang dauern kann, bis sich der Zyklus wieder eingependelt hat, falle es vielen Frauen schwer, die Zeichen ihres Körpers richtig zu verstehen.