Von Diät bis Cannabis - WHO-Studie zu Leben Jugendlicher
Brüssel (dpa) - Schulhofprügeleien, Fernsehgucken und Alkoholkonsum - die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Leben von Jugendlichen in Dutzenden Ländern beleuchtet.
Die Studie in Schlagworten:
Deutschland: Deutsche Jugendliche liegen in den meisten Kategorien im Mittelfeld. Es gibt aber einige Ausreißer: So verbringen 13- und 15-Jährige nach der Schule und vor 20 Uhr wenig Zeit mit Freunden. Bei den Mädchen tun dies nur 13 Prozent, bei den Jungen 16 beziehungsweise 18 Prozent.
Es gibt wenige Länder, in denen Elfjährige lieber zur Schule gehen als in Deutschland - immerhin mehr als die Hälfte mag die Schule sehr. Doch dann setzt rasch Ernüchterung ein: Bei den 13-Jährigen sagt das nur noch rund ein Viertel, bei den 15-Jährigen ein knappes Fünftel aller Befragten.
Zufriedenheit: Die glücklichsten Elfjährigen kommen unter den untersuchten Ländern aus Albanien. Etwa 95 Prozent dort sind sehr zufrieden mit ihrem Leben. Mit zunehmendem Alter sinkt diese Zahl aber leicht - und unter den 15-Jährigen liegt Armenien vorne.
Körperliche Auseinandersetzungen: Die meisten Kämpfe in der Altersklasse der 11-Jährigen tragen französischsprachige Belgier aus. Bei den 13- und 15-Jährigen führen armenische Jungen die Statistik an. Jeweils 36 Prozent meldeten mindestens drei körperliche Auseinandersetzungen in den vergangenen zwölf Monaten.
Verhütung und Schutz vor Sexualkrankheiten: In der Schweiz schützen sich die meisten 15-Jährigen (80 Prozent der Mädchen, 82 Prozent der Jungen) mit Kondomen vor Sexualkrankheiten. Die niedrigsten Raten weist Polen auf (24 Prozent Mädchen, 28 Prozent Jungen). Bei der Nutzung der Pille (separat abgefragt) als Verhütungsmittel beim letzten Geschlechtsverkehr führt Deutschland die Statistik an (69 Prozent der Mädchen, 62 Prozent der Jungen).
Alkohol: In Armenien trinken 16 Prozent der 11-jährigen Jungen mindestens ein Mal pro Woche Alkohol, knapp gefolgt von ihren israelischen Altersgenossen mit 15 Prozent. Bei den Mädchen führen Moldauerinnen und Armenierinnen die Statistik mit 6 Prozent an.
Cannabis: Cannabis ist mit 14,6 Millionen jugendlichen Konsumenten im Jahr 2014 laut Bericht die meistgenutzte Droge in Europa. Insbesondere in Frankreich ist Cannabis beliebt - mehr als ein Viertel der Fünfzehnjährigen ist damit bereits in Berührung gekommen.
Auch der UN-Drogenbericht belegt die Beliebtheit von Cannabis. Andere illegale Drogen wie Kokain, Ecstasy und aufputschende Amphetamine folgen erst mit einigem Abstand. Fast jeder vierte erwachsene EU-Bürger hat nach UN-Angaben zumindest einmal im Leben mit illegalen Drogen experimentiert.
Tabak: Insbesondere Jugendliche auf Grönland rauchen regelmäßig und ab einem jungen Alter. Mehr als jeder zweite 15-Jährige raucht mindestens einmal pro Woche. Mehr als die Hälfte hat mit 13 Jahren oder jünger angefangen.
Insgesamt sinkt der Anteil rauchender Jugendlicher allerdings - das belegt für Deutschland zum Beispiel auch der „Tabakatlas“ des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Fernsehen: Beim Fernsehkonsum unter Elfjährigen liegt Israel vorn. Hier sitzen 69 Prozent an Wochentagen zwei Stunden oder mehr vor dem Bildschirm. Bei den Dreizehnjährigen steht Bulgarien auf Platz 1, bei den Fünfzehnjährigen die Republik Moldau mit jeweils über 70 Prozent. In der Schweiz ist Fernsehen dagegen ziemlich unbeliebt.
Zähneputzen: Bei der Zahngesundheit führen Schweizer Jugendliche in allen Altersklassen das Feld an: 79 Prozent der fünfzehnjährigen Jungen putzen sich mehr als einmal täglich die Zähne, bei den Mädchen sind es 91 Prozent. Die Mädchen werden dabei mit zunehmendem Alter etwas gewissenhafter, die Jungen etwas nachlässiger. Die Republik Moldau und Malta sind hier die Schlusslichter.
Übergewicht und Diät: Beim Übergewicht liegen maltesische Jugendliche vorn. Polnische Heranwachsende halten sich hingegen am ehesten für zu dick, insbesondere Mädchen. Die meisten Diäten machen aber junge Däninnen.
Bei der letzten Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft hatten Experten angesichts der vielen stark Übergewichtigen auch Eingriffe des Staates gefordert. Sie forderten unter anderem mehr Ausdauersport in der Schule und höhere Preise für ungesunde Lebensmittel. Gerade die junge Generation sei gefährdet.