Was sendet das Christkind?
Auch irgendwie heilig: Eine erlesene Auswahl liebevoll inszenierter Filme gehört für viele zum Pflichtprogramm an den Feiertagen. Vier Weihnachtsklassiker stechen heraus.
Wahrscheinlich war es Notwehr: Der Braten im Ofen, viele Geschenke noch unverpackt, die Verwandten scharren vor der Haustür mit den Hufen - das ganz normale Weihnachtschaos eben. Und dann kommen die Kinder, plärren was von "langweilig" und "wann’s denn los geht", zerren an der Schürze, wollen irgendwie beschäftigt werden, bevor das Christkind sich bemüßigt fühlt, endlich vorbeizuschauen.
So kam es, dass der Fernseher, selbst in pädagogisch ausgewogenen Haushalten, an Heiligabend zur willkommenen Beschäftigungstherapie für den Nachwuchs wurde. Hauptsache, die Blagen halten mal für ein oder zwei Stündchen ihre lebkuchenverschmierte Zuckerschnute.
Heute sind jene Blagen, die ab den 70ern erstmals in den Genuss des öffentlich-rechtlichen Feiertagsprogramms kamen, schon Mitte bis Ende 30. Für sie gehören Schutzengel Clarence, das blondgelockte Aschenbrödel und Clark Griswolds Lichterkettendebakel zum Fest wie Bratapfel, Glühwein und Zimtstange, die Ausstrahlung der dazugehörigen Filme wurde zur ritualisierten Tradition.
Dieser Wunsch nach Beständigkeit macht es den Programmgestaltern immer einfacher, an den Feiertagen ihren Sendeplatz zu füllen. Vor allem die ARD und die zugehörigen Dritten scheinen die gesamte Festtagsschiene mit nur einem einzigen Film (Elf Sendetermine in drei Tagen) zu bestreiten: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", die aufwendige Ko-Produktion zweier ehemaliger Ostblockstaaten, der CSSR und der DDR, avancierte seit ihrer Erstausstrahlung am 26. Dezember 1975 zum absoluten Pflichttermin.
Nicht umgekehrt, aber in modernem Gewand präsentierte Regisseur Richard Donner 1988 eben jene "Weihnachtsgeschichte" in seiner bitterbösen Farce "Die Geister, die ich rief". Bill Murray brilliert als widerlicher TV-Produzent, den am Heiligabend die drei Geister der Weihnacht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, heimsuchen. Anders als im Original wird der Läuterungstrip zur wahnwitzigen Achterbahnfahrt mit Hang zur skurrilen Übertreibung. Dank Charaktermime Murray treibt der Spaß aber nie ins Seichte ab.
Bewusst seicht, aber mit sehr viel Herz, ist "Eine schöne Bescherung" in Szene gesetzt, der Weihnachtsfilm, der sicherlich den größten Kultstatus genießt. Ursprünglich als harmloser Fließband-Slapstick gedacht, ist der Streifen 20 Jahre nach seiner Premiere überstrapazierter Mittelpunkt so mancher Adventsparty, in erster Linie, weil er sämtliche Festklischees befreiend offen durch den Kakao zieht.
Familie Heinz Becker: "Alle Jahre wieder", D 1994: Das saarländische Chaos-Trio um Komiker Gerd Dudenhöfer bringt das Fest in Würde hinter sich; 24.12., 21.45 Uhr, ARD
Loriot (Foto): "Weihnachten bei den Hoppenstedts", D 1978: Es saugt und bläst der Heinzelmann..." Der ultimative Weihnachtshorror mit Vicco von Bülow und Evelyn Hamann; 24.12., 22.15 Uhr, ARD
Die Muppets-Weihnachtsgeschichte: USA 1992, Regie: Brian Henson: Auch hier stand Dickens Pate. Michael Caine wird als hartherziger Ebeneezer Scrooge von Kermit & Co. zum Guten bekehrt; 24.12., 20.15 Uhr, Super RTL
Der Grinch: USA 2000, Regie: Ron Howard: In den Staaten seit 1957 DER Klassiker schlechthin, hierzulande durch die Neuverfilmung mit Jim Carrey als weihnachtshassender Kobold mittlerweile auch ein Dauerbrenner; 24.12., 20.15 Uhr, Vox