Was wir in der Freizeit machen - Gewinner und Verlierer
Berlin (dpa) - Spontan etwas unternehmen, ausschlafen oder übers Wochenende wegfahren: Für ihre Freizeit haben die Deutschen viele schöne Wünsche, in der Realität aber sitzen viele vor dem Fernseher oder Computer.
Autoren des jährlich erscheinenden Freizeit-Monitors der Stiftung für Zukunftsfragen haben ihre aktuellen Studienergebnisse mit denen von vor fünf Jahren verglichen - und dabei Top- und Flop-Freizeitbeschäftigungen ausgemacht. Eine Auswahl:
Gartenarbeit ist wieder populärer: Womöglich haben der Bio-Trend und Nachbarschaftsgärten dafür gesorgt, dass sich wieder mehr Menschen als noch 2010 über selbstangebaute Tomaten, Sonnenblumen und Co. freuen. Bei den Gewinner-Hobbys ist Gartenarbeit die einzige körperliche Betätigung - lässt man die Körperpflege außen vor, die ebenso ein paar Prozentpunkte zugelegt hat.
Digitales: Die meisten Deutschen sind inzwischen online, deutliche Zuwächse gibt es auch bei älteren Menschen. Studienleiter Ulrich Reinhardt beobachtet gesellschaftlichen Druck: „Früher hat man sich montagmorgens darüber unterhalten, was bei „Wetten, dass..?“ passiert ist, heute geht es eher um die neuesten geteilten Videos.“ Und das Netz kommt unseren Bedürfnissen entgegen: „Der Mensch ist bequem und lässt sich gern unterhalten. Beides geht mit digitalen Medien extrem einfach“, sagt die Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst. Ob die Befragten im Internet daddeln oder aber Wikipedia lesen - dazu gab die Studie keine Auskunft.
Spontan sein, Ausflüge: Aus dem Alltagstrott auszubrechen gelingt anscheinend immer seltener. „Viele sehen die digitale Entwicklung negativ und würden gern rausgehen, schaffen es aber nicht“, sagt Reinhardt. Wunsch und Wirklichkeit lägen sehr weit auseinander. Zum wöchentlichen Einkaufsbummel geht nur noch weniger als einer von zehn Bürgern. Shoppen, zumindest im Laden, gehört damit zu den Verlierern.
Kultur: Klassische kulturelle Aktivitäten spielen fast gar keine Rolle mehr, meint Reinhardt. 54 Prozent der Deutschen gehen nie ins Theater, in die Oper oder zu einem Klassikkonzert. Aber Kultur schwindet nicht ganz aus dem Alltag: Musikhören, das gesondert erfasst wurde, kommt auf vergleichsweise große Zuwächse. Schließlich lassen sich Lieder via Internet jederzeit abspielen.
TV: Die Flimmerkiste ist in der Studie schon seit mehr als 20 Jahren der Deutschen liebstes Hobby. So gut wie jeder guckt mindestens einmal pro Woche. Trotz Internet-Zuwachs sieht der Medienwissenschaftler Joachim Trebbe vorerst keine Konkurrenz für das gute alte Fernsehen: Auch wer online Serien gucke, verhalte sich nicht anders als der klassische TV-Fan. „Man sitzt vor der Glotze und lässt sich eine Geschichte erzählen“, sagt der Berliner Forscher.
Kaffeetrinken ist anscheinend für einige Deutsche ein Hobby von gestern. Kaffee und Kuchen sind der größte Verlierer der Studie. Allerdings ging der Rückgang von einem hohen Niveau aus, so dass noch knapp mehr als die Hälfte der Befragten mindestens einmal die Woche in Richtung Kuchentheke ausrückt. Psychologin Scharnhorst beobachtet, woran der Rückgang liegen könnte: „Echte Treffen erfordern mehr Aufwand.“ Zudem drohe im Vergleich zur Online-Kommunikation eher Zoff: „Auf der persönlichen Ebene ist man verletzbarer.“
Zeit mit dem Partner: ist laut Studienleiter Reinhardt die einzige Aktivität, bei der die Deutschen aus dem Wunsch eher Wirklichkeit machen. Abgesehen davon würden viele die freie Zeit nicht nach den eigentlichen Bedürfnissen gestalten. Was man tun kann, wenn der innere Schweinehund stärker ist? Psychologin Scharnhorst rät: Stammtische vereinbaren, sich selbst Termine setzen und sich bewusst zu einer Veränderung entschließen.