Wie sich ein Jobausstieg für Frauen rächt
München (dpa/tmn) - Mit dem ersten Kind fallen viele berufstätige Frauen in die Hausfrauenrolle zurück. Was das finanziell bedeutet, merken viele erst bei einer Trennung. Um gegenzusteuern, müssen Frauen von Anfang an mit zwei Parteien verhandeln: dem Chef und dem Partner.
Sie sind gut ausgebildet, haben ihren Job gerne gemacht und möchten wieder arbeiten. Stattdessen backen sie auf Spielplätzen Sandkuchen, wechseln Windeln und waschen Wäsche: Viele Frauen finden sich als Mütter in der Hausfrauenrolle wieder. Finanziell leisten können sie sich das nicht. Kommt es zur Trennung, stehen sie mit wenig Geld da. Deshalb ist es wichtig, früh mit dem Partner über Lösungen zu sprechen.
„Der unerschütterliche Glaube, man sei durch eine Partnerschaft abgesichert und könne sich als Mutter längere Erwerbsunterbrechungen leisten, kann sich fatal auswirken“, sagt die Soziologin Sabina Schutter vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München. Was ist damit gemeint?
Steigen Frauen für Jahre aus dem Job aus, zum Beispiel, weil sie erst keine Betreuung für ihr Kind finden und dann ein zweites Kind bekommen, wird der berufliche Wiedereinstieg schwer. „Eine echte Falle ist, wenn man drei Jahre aus dem Job draußen ist“, sagt Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter (VBM) in Köln.
Kommt es zu einer Trennung, müssen beide Partner selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Nach dem neuen Unterhaltsrecht haben zunächst die Kinder Anspruch auf Geld. Nur wenn davon genügend übrig ist, bekommen auch Ex-Frauen Unterhalt gezahlt. Der Anspruch auf Betreuungsunterhalt besteht bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Danach muss die Mutter selbst für sich sorgen.
Doch selbst wenn Frauen einen Betreuungsplatz für ihr Kind finden, können sie häufig nur einen Teilzeitjob annehmen. Ihre finanzielle Situation ändert das kaum. Denn in Deutschland arbeiten teilzeitbeschäftigte Frauen so wenig wie in keinem anderen europäischen Land: Im Schnitt sind es 18,5 Stunden. Rund 20 Prozent der abhängig beschäftigten Frauen haben sogar nur einen 400-Euro-Job, zeigen Daten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Mit einem 400-Euro-Job, aber auch mit einer 18-Stunden-Stelle sei oft keine eigene Existenzsicherung möglich, erklärt Christina Klenner, Forscherin am WSI. Statistiken zeigten außerdem: Wer einmal in Teilzeit arbeitet, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit dabei.
Doch was können Frauen tun, die Kinder, Job und Haushalt unter einen Hut bringen müssen? „Im ersten Schritt ist es wichtig, mit dem Partner über die Problematik zu sprechen“, rät Schutter. Eine Möglichkeit ist, dass auch der Vater seine Arbeitszeit reduziert und sich um die Kinder kümmert. Das schafft der Frau Freiräume, mehr zu arbeiten, und das Risiko wird geteilt. Doch das bedeutet häufig auch für ihn das Karriereende.
Alternativ können Eltern früh nach einer umfassenden Kinderbetreuung suchen, so dass beide Vollzeit arbeiten können. Das verlangt sehr gute Organisation - und die Belastung ist für beide Elternteile hoch.
Steigen Frauen vorübergehend aus dem Job aus, sollten sie laut Spachtholz am besten schon vor der Elternzeit mit ihrem Chef den Wiedereinstieg planen. Gibt es die Möglichkeit, über einen Newsletter auf dem neusten Stand zu bleiben? Sind Fortbildungen nötig?
Genauso wichtig ist es, mit dem Partner zu klären, wie die Familienarbeit geteilt werden kann. Und schließlich gilt es, eine Regelung zu treffen, wie die Frau finanziell abgesichert werden kann, wenn sie für die Familie im Job kürzertritt. Sabina Schutter rät zu einem Ehevertrag: „Darin kann man zum Beispiel festhalten, dass der Mann im Fall einer Trennung länger zahlt.“