Wohnen im Alter: Alternativen zu den eigenen vier Wänden
Bonn (dpa) - Im hohen Alter kann der eigene Haushalt Senioren überfordern. Damit alte Menschen und deren Familien diesem Fall gelassener entgegenblicken können, sollten sie sich rechtzeitig mit Wohn-Alternativen für den Lebensabend beschäftigen.
Betreutes Wohnen: Beim Betreuten Wohnen haben Senioren ihre eigenen vier Wände, bekommen aber Unterstützung im Haushalt. Das Angebot besteht in der Regel aus dem Mietvertrag für die Wohnung und einen Service-Vertrag für die Dienstleistungen, erläutert Ulrike Kempchen von der Bundesinteressenvertretung der Nutzerinnen und Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung (BIVA). „Betreutes Wohnen ist kein geschützter Begriff“, sagt Kempchen.
Die Betreuung meint in der Regel Notrufknopf, allgemeine Haushaltshilfe und Unterstützung beim Einkauf sowie kulturelle Angebote. Nur selten sei die ambulante Pflege integriert - meist bei Einrichtungen, die in der räumlichen und organisatorischen Nähe von Pflegeheimen liegen. „Die Wohnform ist für mobile Senioren geeignet, die noch recht selbstständig sind“, sagt Kempchen. Preislich liegen die meist barrierefreien Wohnungen in der Regel am oberen Rand des Mietspiegels, weiß die BIVA-Expertin.
Mehrgenerationenhaus: Wenn die Kinder und - möglicherweise - Enkel mit im Haus wohnen, erleben Senioren ihren Lebensabend im familiären Umfeld: ein klarer Pluspunkt. Das Haus muss aber gut geplant sein. Einer der Wohnbereiche - am besten im Erdgeschoss - sollte barrierefrei angelegt werden, wie Architekt Jakob Oberpriller sagt. Etwa schwellenlose Eingänge ins Haus und zum Garten.
Thomas Killinger wohnte seit Frühling 2008 mit seiner Mutter Isolde in einem speziell konzipierten Haus. „Das Erdgeschoss wurde für sie barrierefrei gebaut“, sagt der 55-jährige Lehrer. Er wohnte im ersten Stock. Die Planung des Hauses dauerte mehr als ein Jahr. „Besser man denkt im Vorfeld alles genau durch“, sagt Killinger.
2014 verstarb seine Mutter im Alter von 82 Jahren. Für die sechs gemeinsamen Jahre habe sich die Entscheidung gelohnt, das Haus zu bauen, betont Killinger. „Es war für uns beide schön. Man kommt sich nach vielen Jahren räumlicher Trennung wieder näher.“ In die Gestaltung sei seine Mutter, auch nach dem Bau, stark involviert gewesen und „richtig aufgeblüht“.
Ambulant betreute Wohngemeinschaft: Umgangssprachlich wird sie auch als Senioren-WG bezeichnet. Hier gilt es, zwischen zwei Formen zu unterscheiden: Entweder wird die Wohngemeinschaft von den Bewohnern selbst oder von einem Anbieter organisiert. Kümmern sich Senioren selbst, sind sie verantwortlich für Hausordnung, Kostenteilung und Buchen des Pflegedienstes. „Sind die Bewohner nicht mehr dazu in der Lage, braucht es in jedem Fall starke Angehörige, die sie damit unterstützen“, sagt Kempchen.
Dafür ist diese Form flexibler, es gibt auch keine staatlichen Kontrollmechanismen - wie Regelprüfungen in der WG. Beim Angebot der Service-Dienstleister wohnen Senioren zur Miete. Hier unterliegt die ambulante Pflege laut Kempchen schärferen gesetzlichen Restriktionen.
Neben dem engen Zusammenleben mit anderen Senioren bietet die ambulant betreute Wohngemeinschaft den Vorteil, dass die Pflege individueller ist. „Senioren können auch mehr Bestandteile selbst bestimmen als im Pflegeheim“, erklärt Kempchen.
Pflegeheim: Stark pflegebedürftige Senioren sind im Pflegeheim manchmal am besten aufgehoben. „Das betrifft oft hochgradig demente oder sehr alte vielfältig erkrankte Menschen, welche zu Hause nicht mehr versorgt werden können“, beschreibt Kempchen. Sie werden dort voll versorgt - Wohnen, Essen, Unterstützung bei der Körperpflege und medizinische Betreuung erfolgen aus einer Hand.
Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) lohnt bei der Wahl ein Preis-Leistungs-Vergleich. „Denn ein geringer Preis muss nicht unbedingt geringe Leistung bedeuten“, betont die Organisation. Entsprechende Einrichtungen haben laut BAGSO aber eine Wartezeit - sofort einziehen sei in der Regel nicht möglich.
Die BAGSO empfiehlt, eine Vorauswahl an Heimen zu treffen. Interessante Einrichtungen sollte man sich dann vor Ort anschauen. Dafür sollte man mit der Heimleitung einen Besuchstermin vereinbaren. Einige Heime bieten sogar die Möglichkeit, für ein paar Tage zur Probe zu wohnen. Eine gute Option, denn eine Führung durch das Haus verschafft nicht die Einblicke, die ein Aufenthalt geben kann.