Dauerbrenner Hausaufgaben: Wie viel sollen Eltern helfen?

Bayreuth (dpa/tmn) - Im Unterricht wird erklärt, mit den Hausaufgaben wird geübt - oder gestritten und gelitten. Wenn der Nachwuchs mit den Aufgaben nicht klar kommt, stundenlang sitzt oder trödelt, pfuscht oder schmiert, fragen Eltern sich zu Recht: Müssen wir jetzt Ersatzlehrer spielen?

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Bayreuth (dpa/tmn) - Im Unterricht wird erklärt, mit den Hausaufgaben wird geübt - oder gestritten und gelitten. Wenn der Nachwuchs mit den Aufgaben nicht klar kommt, stundenlang sitzt oder trödelt, pfuscht oder schmiert, fragen Eltern sich zu Recht: Müssen wir jetzt Ersatzlehrer spielen?

„Im Zweifel schon“, sagt Prof. Ludwig Haag, Leiter des Lehrstuhls für Schulpädagogik an der Universität Bayreuth. Er rät Eltern zur sanften Begleitung: „Man sollte wissen, wie der Stand der Dinge ist und bei Bedarf auch unterstützen.“

Doch wie erklärt es sich, dass Lehrkräfte auf Elternabenden häufig genau das Gegenteil fordern, nämlich die Eltern bitten, sich keinesfalls in die Hausaufgaben einzumischen? Josef Kraus, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes (DL) erklärt: „Die Hausaufgaben sind für Lehrer ein wichtiges Instrument. Sie zeigen, auf welchem Lern- und Wissenstand die Schüler stehen.“

Eltern, die ihren Kindern die Hausaufgaben aus der Hand nehmen oder täglich dafür sorgen, dass alles fehlerfrei ist, verfälschen diese Überprüfung. Die Folge: Das Tempo wird angezogen und neuer Unterrichtsstoff folgt. „Durch die Hilfe können Eltern also dafür sorgen, dass ein völlig falsches Bild entsteht und der Lerndruck auf den Schüler unnötig wächst.“

„Hilf mir, es selbst zu tun“: Dieser Leitsatz aus der Montessori-Pädagogik lässt sich in puncto Hausaufgaben auf alle Schulformen übertragen. „Kinder müssen lernen, wie man Hausaufgaben eigenständig erledigt“, sagt Kraus und rät Eltern, schon ab der Einschulung auf ein gutes Lernumfeld zu Hause zu achten.

Für einen guten Arbeitsplatz zu sorgen, sei daher erste Elternpflicht. „Dazu gehört natürlich ein gutes Arbeitsklima ohne Handy auf dem Schreibtisch oder lautem Fernseher im Hintergrund.“

Bei Grundschülern sei es sinnvoll, noch möglichst täglich einen Überblick zu haben, sagt Kraus: „Lassen Sie sich zeigen, was Ihr Kind aufhat, schauen Sie sich die fertigen Hausaufgaben an.“ Bei älteren Kindern in der Mittelstufe reiche dann eine gelegentliche Nachfrage.

Kommen die Kinder mit den Hausaufgaben nicht zurecht, dürfen Eltern auf Fragen reagieren - jedoch ohne selbst die Antworten zu geben, sagt Ute Glaser, Fachbuchautorin aus Bergisch Gladbach. In Mathe können zum Beispiel kleine Zeichnungen helfen, um Textaufgaben anschaulicher zu machen, bei Englischvokabeln wirken Eselsbrücken Wunder.

Wie sollen Eltern aber reagieren, wenn die Hausaufgaben ständig falsch oder unvollständig sind oder besonders ein Fach Probleme bereitet? „Dann empfehle ich das Gespräch mit anderen Eltern“, sagt Haag. „Gibt es dort vielleicht ähnliche Probleme?“ Falls ja, könnte die Überlastung durch die falsche Einschätzung einer Lehrkraft entstanden sein.

Ist bei den Klassenkameraden alles in Ordnung, könne eine Überforderung des Kindes vorliegen: „Hier sollten Eltern dann im Gespräch mit dem Kind selbst, aber auch den Lehrkräften herausfinden, wo die Ursachen liegen könnten“, rät Haag.