Zeit und Hilfe für andere - Ehrenämter für Senioren
Düsseldorf (dpa/tmn) - Über Jahrzehnte hinweg hat sich einiges angesammelt. Senioren verfügen über viel Wissen, noch mehr Erfahrungen - und nicht zuletzt über Menschenkenntnis. Von all dem können andere profitieren - etwa wenn Senioren ein Ehrenamt übernehmen.
„Ohne das Engagement der Älteren wäre die Gesellschaft um ein Vielfaches ärmer“, sagt Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga in Bonn. Aber auch die Älteren selbst profitieren von ihrem Einsatz: Sie fühlen sich gebraucht, erleben Neues und erschließen sich neue soziale Kontakte. Möglichkeiten für ein Ehrenamt gibt es viele - ein paar Anregungen:
Kindern vorlesen: Dieter Wintermeyer ist 76 Jahre und lebt in Düsseldorf. Als er vor Jahren aus dem Arbeitsleben als Maschinenbau-Ingenieur ausschied, suchte er nach einer Möglichkeit, sich „sinnvoll in die Gesellschaft einzubringen“, wie er erzählt. In einer Zeitung las er, dass die Initiative „Düsseldorf liest vor“ händeringend Vorlesepaten suchte. Wintermeyer meldete sich und ist nun neun Jahre dabei. Einmal die Woche liest er in einem Kindergarten kleinen Zuhörern vor. „Ich habe selbst schon immer gerne gelesen, weil dies ein Eintauchen in eine andere Welt ermöglicht“, sagt er. Diese Erfahrung möchte er an Kinder weitergeben und sie ebenfalls fürs Lesen begeistern.
Bei seinen kleinen Zuhörern kommt er gut an, mit großen Augen lauschen sie fasziniert seinen Worten. Längst liest Wintermeyer ihnen nicht nur vor, er begleitet sie auch ins Museum oder ins Theater. Ohne seine Hilfe könnte der Kindergarten solche Aktivitäten eher nicht anbieten. „Es fehlt schlicht an Personal“, erklärt der Düsseldorfer. Für sich selbst empfindet er sein Mitwirken als „enorm bereichernd“. Man lerne nicht aus. Einmal habe in einer Runde ein Mädchen gefragt: „Was ist Licht?“ Da habe auch er sich erst einmal kundig machen müssen, wie er die Frage kindgerecht beantworten kann.
Auszubildende begleiten: Eine andere Möglichkeit für ein Ehrenamt im Alter könnte sein, Jugendliche in ihrer Ausbildung zu begleiten und sie mit Ratschlägen zu unterstützen. „Auf diese Weise kann oft auch jungen Leuten geholfen werden, die aus den unterschiedlichsten Gründen kurz davor stehen, ihre Ausbildung abzubrechen“, sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) mit Sitz in Bonn. Sie nennt dies eine Art „Patenschaft für Azubis“. Wer sich für ein solches Ehrenamt interessiert, kann sich beispielsweise direkt an Unternehmen wenden und Unterstützung anbieten.
Für andere Senioren da sein: Senioren können Altersgenossen mit gesundheitlichen Problemen zur Seite stehen. „Denkbar ist zum Beispiel, Bewohner eines Altenheims zu besuchen und mit ihnen Karten zu spielen, gemeinsam einen Film anzusehen oder einfach nur zu reden“, erklärt Hackler. Wer noch gut zu Fuß ist, kann auch andere, die im Rollstuhl sitzen, bei Spaziergängen, Einkäufen oder einem Restaurant-Besuch begleiten. Ältere, die sich eine solche Tätigkeit vorstellen können, sollten sich einfach bei einem der Seniorenheime in ihrer Stadt melden, empfiehlt Hackler.
In Vereinen oder Kirchengemeinden helfen: In vielen Kirchengemeinden fehlt es an allen Ecken an Personal. Senioren können beispielsweise Menschen mit Behinderung mit ihrem Auto abholen und zum Gottesdienst fahren. Auch können Ältere sich um den Blumenschmuck in der Kirche kümmern oder dabei helfen, die Gottesdienste vorzubereiten. In Vereinen gibt es ebenfalls vielfältige Möglichkeiten für ein Ehrenamt. Das reicht von der Betreuung von Jugendgruppen über Verwaltungsaufgaben bis hin zur Organisation von Feiern und Bällen. „Senioren sollten darauf achten, dass die Kosten, die ihnen bei ihrem Engagement entstehen, ersetzt werden“, rät Lenz.
Flüchtlinge unterstützen: Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, benötigen unter anderem Hilfe bei der Integration. Hier können Senioren ebenfalls tätig werden und sie bei Behördengängen begleiten oder ihnen beim Ausfüllen von Anträgen helfen. Eine andere Möglichkeit ist, dass Senioren Asylbewerbern Deutschunterricht geben oder für sie dolmetschen. Über Freiwilligenzentren, die es in fast jeder Stadt gibt, finden Ältere Kontaktmöglichkeiten.
Grundsätzlich gilt: „Bevor Senioren sich ein Ehrenamt suchen, sollten sie sich darüber im Klaren sein, wie viel Zeit sie für ihr Engagement investieren möchten“, sagt Hackler.