Fasten: Eine uralte Gesundheitskur

Die Gründe des Verzichts sind unterschiedlich. Die einen wollen einfach abnehmen, die anderen den Körper von Giftstoffen reinigen.

Düsseldorf. Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Für viele fällt dann alljährlich der Startschuss in eine Zeit des Verzichts auf kulinarische Genüsse. Die Beweggründe sind unterschiedlich. Fastet der eine, um sich die überflüssigen Pfunde der zurückliegenden Jahresendwochen wegzuhungern, geht es dem anderen um Reinigung und Heilung.

Schließlich vollbringt unser Körper täglich wahre Höchstleistungen. Mehr als 500 Ab- und Umbauprozesse sind allein in der Leber daran beteiligt, um Schnitzel, Schweinshaxe und Currywurst in verwertbare Bestandteile zu zerlegen.

Vier Milliarden Drüsen in der Magenwand sondern Sekrete für die Zersetzung der Nahrung ab. Der Dünndarm ist mit seinen geschätzten 100 Quadratmetern Oberfläche unermüdlich damit beschäftigt, die Spreu vom Weizen zu trennen. 180 Liter Flüssigkeit werden täglich durch die Nieren geschleust, um Schadstoffe herauszufiltern.

Gefastet wurde zwar schon, als man das alles noch gar nicht so genau wusste. Zu Jom Kippur bei den Juden und bei den Moslems zum Ramadan. Jesus fastete in der Wüste. Offenbar wussten die Menschen schon vor 2.000 Jahren, dass sie sich durch den Verzicht auf Schlemmerei etwas Gutes tun.

Und das zu Zeiten, in denen Übergewicht vermutlich noch keine große Rolle spielte. Allerdings ging damals wohl alles noch ruhiger und gelassener zu, von der modernen Alltagshektik konnte keine Rede sein. Deshalb halten Experten auch nicht viel davon, mal eben so nebenbei den Speiseplan auf Null zusammenzustreichen.

"Fasten ist nicht so banal wie eine Diät. Es ist mehr als die bloße Erkenntnis, dass man leben kann ohne zu essen. Das ganze Leben verlangsamt sich und wird intensiver", glaubt Francoise Wilhelmi de Toledo, Leiterin der Buchinger-Klinik am Bodensee und Autorin des Ratgebers "Fasten - ein Erlebnis für Körper und Geist".

Sie rät dazu, sich Urlaub zu nehmen und aus dem beruflichen Alltag auszusteigen. Obwohl Fasten ein natürlicher Vorgang ist, sollte man die Fastenzeit ohne medizinische Begleitung auf eine Woche beschränken. "Unser Körper ist nicht mehr daran gewöhnt. Der gesamte Stoffwechsel stellt sich um, und diese Veränderungen haben auch Einfluss auf die Seele", weiß Wilhelmi de Toledo.

Auf die Fastenkur verzichten sollten übrigens Menschen, die an akuten oder chronischen Krankheiten leiden und Medikamente nehmen müssen. Ebenso wenig sollten diejenigen fasten, die an Essstörungen oder extremem Übergewicht leiden.

"Beim Fasten muss der Stoffwechsel seine Energie aus anderen Quellen bereitstellen. Das funktioniert nicht, wenn der Körper schwer krank ist", warnt Heilfastenexperte Dr. Andreas Michalsen, Inhaber einer Professur für Naturheilkunde an der Berliner Charité.

Ob Saftkur oder Fasten nach Buchinger: Wer fastet, sollte möglichst viel trinken. Zwei Liter am Tag sind das Minimum. Auf der Speisekarte stehen Gemüsesäfte, Tee und Wasser. Nicht nur, um dem Körper die nötige Menge an Flüssigkeit zuzuführen. Sondern auch deshalb, weil dem Körper anfangs der Essrhythmus fehlt, der üblicherweise den Tag strukturiert.

Ist man ohne Essen schneller geschwächt und müde? Oder muss man auf Sport verzichten? "Nein, überhaupt nicht. Man ist schließlich nicht ohne Essen, sondern ernährt sich aus dem Fettgewebe", weiß Francoise Wilhelmi de Toledo.

Um nicht in das so genannte Fastentief zu geraten, sollte man allerdings von Anfang an Raum für andere Genüsse schaffen und sich mit Musik, Bewegung oder Meditation bei Laune halten. Nach der Fastenkur muss der Körper übrigens langsam an die Nahrungsaufnahme gewöhnt werden, um sich wieder auf das übliche Programm umstellen zu können.