Autofinanzierung: Auch mit 0% Zinsen kann es teuer werden

Wer nach einem Neu- oder Jahreswagen sucht, bekommt zumeist auch ein Finanzierungsangebot des Händlers unterbreitet. Nicht selten werden Null-Prozent-Finanzierungen angeboten. Die Konditionen klassischer Kredite von Autobanken können mit einer solchen Händlerfinanzierung nicht mithalten — oder doch?

Düsseldorf. Dem Kredit aus dem Autohaus liegt eine ganz besondere Kalkulation zugrunde: Wollen Sie die meist als „subventioniert“ angebotenen Finanzierungsangebote annehmen, ist der Spielraum beim Rabatt oder anderen Vergünstigungen deutlich geringer. Statt Rabatten von bis zu 25 Prozent sind dann meist maximal acht bis zehn Prozent Nachlass möglich — immer mit Hinweis darauf, dass Sie ja bei der Finanzierung zusätzliches Geld sparen.

Händlerkredit: Genau nachrechnen!

Allerdings stimmt das in den meisten Fällen nicht. Denn ein höherer Rabatt bringt meist deutlich mehr Ersparnis, als wenn man auf die günstige Finanzierung eingeht. Beispiel: Für einen Neuwagen im Wert von 18.000 Euro bietet der Händler elf Prozent Rabatt und eine Finanzierung zu 2,9 Prozent über 36 Monate. Insgesamt kostet der Wagen dann inklusive Finanzierung 16.736,76 Euro: 16.020 Euro Kaufpreis sowie 716,76 Euro Zinsen. Finanziert eine Autobank den Wagen zu 4,79 Prozent, und können Sie als Barzahler einen Rabatt von 20 Prozent rausschlagen, kostet das Fahrzeug insgesamt nur 15.464,52 Euro — 14.400 Euro Kaufpreis und 1064,52 Euro Zinsen. Der Kredit bei einer Autobank wäre damit 1.272 Euro günstiger als der Händlerkredit — trotz der höheren Zinsen. Und selbst bei einem Händler-Nachlass von 15 Prozent und dem günstigen Finanzierungsangebot ist die Autobank immer noch rund 500 Euro günstiger.

Autobanken: Angebote vergleichen

Wenn Sie eine Bank gegenüber der Händlerfinanzierung vorziehen, ist ein Vergleich der Anbieter Pflicht: Bei einer Kreditsumme von 20.000 Euro und 36 Monaten Laufzeit verlangen die C&A Bank sowie die PSD Bank Nord 4,99 Prozent Zinsen — auf den Plätzen folgen die Targobank (5,19 Prozent), die SKG Bank (5,55 Prozent) sowie die ING-Diba und die SWK Bank mit 4,99 bzw. 5,75 Prozent. Zum Vergleich: Der teuerste Anbieter verlangt 9,0 Prozent und ist damit fast doppelt so teuer.

Ballonfinanzierung: Die teure Verführung

Sowohl Händler als auch Autobanken bieten gerne eine Ballonfinanzierung an: Sie machen eine kleine Anzahlung, zahlen niedrige Raten, und am Ende kommt der dicke Batzen — die Ballon- oder Schlussrate. Problem: Da Sie eine hohe Darlehensschuld über Jahre kaum abtragen, ist die Zinsbelastung immens. Im Beispiel finanzieren Sie den Neuwagen zu 18.000 Euro mit 20 Prozent Rabatt bei 4,79 Prozent Zins ohne Anzahlung zu 169 Euro monatlich — müssen aber nach 36 Monaten noch 10.000 Euro Restsumme tilgen. So werden 1.731 Euro Zinsen fällig — und damit über 700 Euro mehr, als wenn die Rate bei 429 Euro liegt und der Kredit dann nach drei Jahren getilgt ist. Und diese Rechnung berücksichtigt noch nicht, dass eventuell die 10.000 Euro nach drei Jahren ja auch nicht vorhanden sind und ggf. auch noch finanziert werden müssen.

Finanzierungsangebote mit Tücken

Einige Autobanken nutzen ihre Finanzierungsangebote, um darüber weitere Produkte zu verkaufen. Besonders dreist dabei: der Anbieter carcredit.de. Wer hier 14.400 Euro für einen Neuwagen über zwölf Monate finanzieren will, bekommt einen effektiven Jahreszins von 4,9 Prozent ausgewiesen. Damit wäre der Kredit mit einer Rate von 1.231,38 Euro nach einem Jahr getilgt. Carcredit.de berechnet aber 1.348 Euro über zwölf Monate und damit 1.400 Euro mehr. Ein stolzer Mehrpreis, der zum einen für einen Schutzbrief mit dem Namen „Santander Safe“ fällig wird.

Damit soll sichergestellt werden, dass Sie nach einem Unfall oder Diebstahl nicht nur den Zeitwert, sondern den Kaufpreis erstattet bekommen — die meisten KFZ-Versicherungen bieten das als Inklusiv-Leistung an. Auch die Übernahme der Selbstbeteiligung und die Erhöhung der Versicherungssumme um jährlich drei Prozent rechtfertigen keinen solchen Preisaufschlag. Zusätzlich bezahlen Sie mit dem Aufschlag eine Restschuldversicherung, deren Nutzen — zumal für eine Jahresprämie von mehr als 600 Euro — äußerst fraglich ist. Grundsätzlich sollten Sie — unabhängig vom Finanzierer — alle Zusatzleistungen kritisch hinterfragen.

Händlerfinanzierung: Angebote genau anschauen

Viele Autohersteller bieten die Finanzierung mittlerweile im Paket mit Versicherungsleistungen an: Kredit oder Leasing werden dann zusammen mit der KFZ-Versicherung verkauft, hinter der dann eine bekannte Versicherung steckt. Es gibt Fälle, in denen ein solches Paket durchaus interessant sein kann. So bietet Volkswagen im Versicherungspaket gleichzeitig eine Garantieverlängerung an — außerdem werden Sie bei einem verschuldeten Unfall nicht in der Schadensfreiheitsklasse heruntergestuft. Hier lohnt sich also auf jeden Fall das Nachrechnen — zumal beim Autowechsel die bisherige Versicherung ja gekündigt werden kann.