Bank und Bauherr - Wann lohnt der Gang zum Finanzvermittler?
Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Selten geht es um so viel Geld: Wer ein Eigenheim bauen oder kaufen will, steht vor einem der größten Projekte im Leben. Zum Immobilienkredit führen verschiedene Wege.
Welcher der richtige ist, ist auch eine Vertrauensfrage.
Grün, rot oder gelb - für manchen Bauherrn entscheiden diese Farben über alles oder nichts, über Eigenheim oder ewige Miete. Beauftragen Kunden einen Finanzvermittler, der Angebote für einen Immobilienkredit einholen soll, forscht der in seinem Pool von Kreditgebern. In der Regel läuft das über eine virtuelle Plattform, erklärt Jörg Sahr von der Zeitschrift „Finanztest“ in Berlin. Auf dem Bildschirm wird nach der Suche neben jeder Bank eine Farbe angezeigt. „Grün heißt, sie macht's“, erläutert Sahr. Bei Gelb und Rot wird es eng.
Finanzvermittler sind Mittelsmänner zwischen Bank und Bauherr. Die Alternative zum Vermittler ist der direkte Gang zur Hausbank. Aber welcher Weg zum Immobilienkredit ist der richtige? Für Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt am Main ist die Vielfalt entscheidend: Der Kreditnehmer müsse Angebote von Hausbank und Finanzvermittler einholen und sie vergleichen.
Sieht der Vermittler nur Rot, bleibt immer noch der Weg zurück zur Hausbank. Gibt es beim Vermittler dagegen grünes Licht und sogar bessere Angebote als bei der eigenen Bank, kann der Kunde versuchen, mit der Hausbank zu verhandeln. In manchen Fällen sind Hausbanken oder Banken aus der Region eher zu einem Kredit bereit. Denn sie wissen eine bestimmte Lage, einen Bauherrn oder Käufer besser einzuschätzen. Bestes Beispiel ist das Haus in der Pampa. „Bei extrem ländlichen Gegenden würden große Banken mit Sitz in der Großstadt das nicht machen“, sagt Herbst. „Aber die kleine Bank vor Ort, die kennt die Gegend, die kennt die Sache, die kennt die Werthaltigkeit.“
Andererseits: Eine Hausbank, bei der man schon 15 oder 20 Jahre Kunde ist, sehe sich nicht unbedingt im Zugzwang, gibt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu bedenken. „Dann sagt die sich: 'Okay, der ist mit uns zufrieden, sonst hätte er uns längst den Rücken gekehrt, und dementsprechend machen wir dem ein Nullachtfünfzehn-Angebot.'“ Ein fremdes Kreditinstitut wittere dagegen unter Umständen ein Geschäft mit einem neuen Kunden. „Die sagen sich: 'Dann muss ich mich ins Zeug legen.'“
Ein weiterer Vorteil des Finanzvermittlers ist die große Angebotspalette. „Er greift auf einen Pool von Kreditinstituten zurück, denen er die Finanzierung meiner Immobilie im Rahmen einer Ausschreibung präsentiert“, erklärt Hentschel. Mit einem solchen Angebot könne der Kreditnehmer auch nochmal zur Hausbank gehen. „Und die entscheidet dann 'Ja, ich will' oder 'Nein, ich kann da nicht mitgehen.'“ Allerdings kämen bei dieser Entscheidung nicht nur ökonomische Überlegungen zum Tragen. Wer seit Jahren mit demselben Bankberater zusammenarbeitet und ihm vertraut, greift möglicherweise lieber tiefer in die Tasche, als plötzlich mit einem Fremden verhandeln zu müssen.
Viele Verbraucher schrecken laut Herbst davor zurück, einen Finanzvermittler einzuschalten. Sie fürchteten, für sie sei das durch die Provision im Endeffekt teurer. „Das stimmt aber so nicht“, sagt Herbst. Banken seien dankbar, wenn ihnen der Vermittler den fertigen Kreditantrag vorlege. Eventuell resultierten daraus sogar niedrigere Zinsen als beim direkten Abschluss mit der Bank. Vorsicht sei aber geboten, wenn der Vermittler die Finanzierung mit einer Geldanlage koppeln will, also auf Zusatzgeschäfte drängt, warnt Sahr.