Den Überblick behalten - Wie Jugendliche Schuldenfallen meiden

Berlin (dpa) - Eine Studie bescheinigt deutschen Jugendlichen prinzipiell einen guten Umgang mit Geld. Dennoch sind Hunderttausende Jugendliche in Deutschland verschuldet. Mit ein paar Grundlagen können Teenager das umgehen.

Schuldenmachen ist unter jungen Leuten in Deutschland nicht in Mode. Wer einen Kredit aufnimmt, zahlt ihn nach einer Analyse der Kreditauskunftei Schufa in der Regel zurück. „Das Finanzverhalten der jungen Generation ist eindeutig besser als gemeinhin angenommen wird“, sagte der Vorstandschef der Schufa Holding, Michael Freytag, am Dienstag (16. April) in Berlin. Nach einer aktuellen Umfrage hätten 82 Prozent der 18- und 19-Jährigen bisher noch gar keinen Kredit aufgenommen. Die Rückzahlungsquote für Kredite lag 2012 in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre nach den Schufa-Daten bei 96,6 Prozent und damit fast so hoch wie bei allen Schuldnern (97,5 Prozent).

Und doch geht der eine oder andere Jugendliche zu leichtfertig mit seinem Geld um - und steht dann vor einem Berg Schulden. „Junge Menschen haben nicht immer ein gutes Gefühl für Geld“, erklärt Kay Görner von der Schuldnerberatung der Verbraucherzentrale Sachsen. „Sie verlieren schnell den Überblick über ihre Ausgaben.“ Die Folge sind hohe Schulden. „Mancher musste schon mit 20 Jahren in die Privatinsolvenz.“

Wo liegen die größten Schuldenfallen? Und was können Jugendliche tun, um sie zu umgehen? Ein Überblick:

Mobilfunk: Telefonieren, SMS oder E-Mails abrufen - das Handy ist die größte Kostenfalle für junge Menschen. „Viele surfen zum Beispiel stundenlang im Internet, obwohl ihr Vertrag das gar nicht erlaubt“, sagt Görner. „Jugendliche wollen außerdem oft das neueste Smartphone haben.“ Doch die sind meist teuer. Auf diese Weise kommen rasch hohe Beträge zusammen, die nicht bezahlt werden können.

Um hierbei nicht in die Schuldenfalle zu tappen, müssen Jugendliche lernen, sich zu beschränken. „Eine Prepaid-Karte ist der beste Weg“, sagt Görner. Denn mit ihr könne jeden Monat nur ein bestimmtes Guthaben verbraucht werden. Jugendliche müssten auf diese Weise lernen, jeden Monat mit demselben Betrag auszukommen. „Auch die Eltern sind hier gefragt.“ Sie sollten öfter einen kritischen Blick auf die Handyrechnung ihrer Kinder werfen.

Dispokredit: Ein großes Problem für junge Erwachsene ist der Überziehungskredit. „Viele sind ganz begeistert davon, plötzlich so viel Geld zur Verfügung zu haben und geben es einfach aus.“ Doch wenn das Konto erstmal überzogen ist, kommen die jungen Menschen nicht mehr aus dem Dispo raus, weil die Einnahmen oft nicht reichen.

Bevor es so weit kommt, sollten junge Erwachsene zu Stift und Papier greifen oder sich an den Computer setzen: „Es hilft immer, ein Haushaltsbuch zu führen“, empfiehlt Görner. Die zentrale Frage, die dabei beantwortet werden sollte: „Wo bleibt mein Geld?“ Nur so bekämen junge Erwachsene wirklich einen Überblick über ihre Einnahmen und Ausgaben.

Fehlender Versicherungsschutz: Ein häufiges Problem ist Sorglosigkeit. „Junge Menschen sind oft leichtfertiger.“ Allerdings passiert es schnell, dass jemand einen Schaden verursacht. „Die Folge sind oft hohe Kosten, die die jungen Erwachsenen gar nicht bezahlen können.“ Versicherungen, die solche finanziellen Folgen abfedern, fehlen oft.

Ein Beispiel aus der Beratungspraxis: „Ein junger Mann hat versehentlich mit seinem Fahrrad einen Jogger umgefahren“, erzählt Görner. Rund 7000 Euro sollte er nach dem Unfall an den Geschädigten zahlen. „Doch so viel Geld hatte er natürlich nicht.“ Eine private Haftpflichtversicherung hätte die Kosten übernommen.