Glühwein und Co: Der Wirtschaftsfaktor Weihnachtsmarkt
Stuttgart (dpa) - Der Duft von gebrannten Mandeln und dampfendem Glühwein: Jetzt eröffnen wieder die Weihnachtsmärkte in Deutschland - und sorgen für satte Umsätze. Um möglichst lange zu profitieren, starten einige immer früher - oder haben noch im Januar geöffnet.
Glühwein, fettige Reibekuchen und dazu noch etwas Christbaumschmuck: Für Besucher von Weihnachtsmärkten ist das selbstverständlich - für Marktleute und Schausteller ist es ein Riesengeschäft. „Der Run auf die Weihnachtsmärkte ist ungebrochen“, sagt Hans-Peter Arens, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Vereine und Clubs veranstalten ihm zufolge inzwischen Busreisen zu den Weihnachtsmärkten im Land - und lassen dort ordentlich Geld.
Nach einer Erhebung des Branchenverbandes erwirtschaften die Märkte jedes Jahr Erlöse zwischen drei und fünf Milliarden Euro. Die Schausteller machen in dieser Zeit Arens zufolge ein Drittel oder sogar die Hälfte ihres Jahresumsatzes.
Manche Buden üben dabei allerdings einen ganz besonderen Zauber aus: „Ein starker Trend ist der zum Glühwein“, erzählt Arens. Ihm zufolge würden die meisten Budenbetreiber lieber das süße Gesöff verkaufen statt beispielsweise Spielzeug oder Strohsterne. Das hat einen einfachen Grund: Dem Verband zufolge machen Glühweinbuden verglichen mit anderen Ständen je nach Stadt und Lage das Doppelte oder sogar Dreifache an Umsatz.
Damit auch die anderen Buden auf ihre Kosten kommen, subventionieren gut gehende Stände die schwächeren, wie aus dem jüngsten Newsletter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Thema hervorgeht. Ein Meter Marktstand kostet demnach in Nürnberg für einen Glühweinverkäufer etwa 522 Euro Miete in der Saison. Der Betreiber einer Handwerksbude zahlt hingegen nur 83 Euro.
Am Rande des Weihnachtsmarkts reiben sich aber noch andere die Hände - denn auch Gastronomen, Hoteliers und Einzelhändler profitieren von dem Ansturm auf den Budenzauber.
„Dann sagen die Leute: Wir trinken noch einen Absacker oder man hat sich nochmal Appetit geholt“, sagt ein Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Zudem brauchen die Busreisenden, die sich von nah und fern auf die Märkte karren lassen, einen Platz zum Schlafen. Zahlen, wie sich der Weihnachtsmarkt-Tourismus auf die Hotelbuchungen auswirkt, hat der Verband allerdings nicht.
Auch die Einzelhändler sehen Vorteile: „Das zieht Leute in die Innenstädte und bringt sie in Weihnachtsstimmung“, sagt ein Sprecher des Handelsverbands HDE. „Das bringt natürlich auch dem Einzelhandel was.“ Insgesamt prognostiziert der HDE für das diesjährige Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus von 1,2 Prozent auf 85,5 Milliarden Euro.
Dass sich mit den Weihnachtsmärkten gute Geschäfte machen lassen, führt auch dazu, dass vielerorts schon Anfang November auf Märkten Glühwein ausgeschenkt wird - oder sogar noch im Januar. Offiziell beginnen die meisten aber erst kurz vor dem ersten Adventswochenende.
„Für alle, die verkaufen, ist die Zeit von Anfang November bis Ende Dezember die stärkste Zeit überhaupt. Da geht man natürlich bis an die Grenzen“, erklärt Arens vom Schaustellerverband. Beispiele dafür sind etwa der Wintertraum in Stuttgart - wo schon ab Anfang November rund um eine Eislaufbahn Glühwein und Reibekuchen verkauft werden - oder die Winterwelt am Potsdamer Platz in Berlin, wo es vom 1. November an Jagertee, Rodel- und Eislaufbahnen gibt. Bis in den Januar hinein läuft indes etwa der Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg in Hamburg.
Die frühen Umsätze machen dem Verband zufolge etwa zwei Drittel der Tagesumsätze aus, die in der Adventszeit gemacht werden. Nach Weihnachten ist der Anteil demnach allerdings geringer.
Wichtig ist aber wie bei den meisten Veranstaltungen unter freiem Himmel ohnehin vor allem eines: Das Wetter. „Ideal ist eine Temperatur zwischen vier und zehn Grad. Im Minusbereich gibt es Schwierigkeiten“, sagt Arens. Und was ist mit stimmungsvollen Schneeflocken? Dann blieben viele Gäste wegen Schwierigkeiten bei der Anreise zuhause, erklärt er. „Schnee gehört in die Berge.“