Investition in BRIC-Staaten: Kurse können stark schwanken
Berlin (dpa/tmn) - Brasilien, Russland, Indien und China - die sogenannten BRIC-Staaten standen lange Zeit für hohe Wachstumsraten. Dieses Bild hat jedoch im Zuge der jüngsten Wirtschaftskrisen Kratzer bekommen.
Anleger sollten daher vorsichtig investieren.
Die Eurokrise, überschuldete Staaten, geringes Wirtschaftswachstum: Das vergangene Jahr war für Aktienanleger schwer. Krisenherde gab es viele, die Unternehmenssituationen waren oft unklar, die wirtschaftlichen und politischen Hilfsprogramme unübersichtlich. Auch die aufstrebenden Märkte der Schwellenländer, die sogenannten Emerging Markets, bilden an dieser Stelle keine Ausnahme. Anleger sollten daher vor einem Investment in diesem Regionen genau hinsehen.
In den vergangenen zehn Jahren war die Situation noch eine andere. Vor allem Brasilien, Russland, Indien und China, die sogenannten BRIC-Staaten, wurden wegen ihrer hohen Wachstumsraten als Garanten der guten Rendite gepriesen. Eine Investition in diesen Regionen oder in einen BRIC-Fonds galt als gewinnträchtig. Ein Blick auf die Aktienindizes der verschiedenen Länder scheint das zu bestätigen. Chinas Leitindex etwa, der Hang Seng, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. In Brasilien stieg der wichtigste Börsenindex des Landes seit 2002 um rund 460 Prozent, in Russland waren es sogar 570 Prozent, und in Indien beträgt das Plus 500 Prozent.
Doch 2011 wendete sich das Blatt. Investoren zogen Gelder ab, und die Aktienkurse kamen ins Rutschen. Die Gewinne an den Börsen der Industriestaaten waren wieder höher als das Plus in den BRIC-Ländern. Sind die BRIC-Staaten jetzt keine gutes Investment mehr? Oder lohnt sich gerade nach den Kursabschlägen ein Einstieg?
„Die Wachstumsraten sind höher als in den Industrieländern, und das müsste auch so bleiben“, sagt Roland Aulitzky, Fondsexperte der Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest in Berlin. Dennoch können die Börsenkurse weiterhin stark schwanken. „Wir empfehlen daher eine breitere Streuung, die über die vier Länder hinausgeht.“ Zudem sollten nicht mehr als 20 Prozent des eigenen Vermögens in die Emerging Markets gesteckt werden.
Doch ganz so rasant dürfte das Wachstum in Zukunft vermutlich nicht mehr ausfallen, glaubt Jürgen Kurz von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. „Solche Zuwächse, wie in der Vergangenheit werden schwerer zu erreichen sein, weil die Überraschung fehlt.“ Wer in diesen Ländern investieren will, sollte das daher eher mittel- bis langfristig tun.
Tobias Rommel von Deutschlands größtem Fondsanbieter DWS hält die BRIC-Staaten aus verschiedener Hinsicht weiterhin für eine interessante Anlage. „Da sind zum einen die Wachstumsraten dieser Länder und die Größe und Struktur dieser eher jungen Bevölkerung. Zudem hat man bei einem Fonds, der in den BRIC-Staaten investiert auch eine Risikostreuung.“
Aus Rommels Sicht sollten Anleger zudem bedenken, dass die BRIC-Staaten nicht nur auf verschiedenen Kontinenten liegen, sondern auch verschiedene Schwerpunkte haben. Russland verfügt insbesondere über Öl und Gas. Brasilien hat neben Öl-Vorräten auch Eisenerz und Agrarrohstoffe. China und Indien punkten mit ihrer Größe und ihrem Wirtschaftswachstum. Zudem haben die Länder ihre öffentlichen Finanzen einigermaßen im Griff. Die Verschuldung ist gering. Die Banken gelten als solide.
Aber es gibt auch Probleme. Bei den einen ist es Inflation und Korruption. Bei den anderen sind es politische Unsicherheiten oder fehlende Infrastruktur. Doch nicht nur das macht den Anlegern Sorgen. Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass die BRIC-Staaten kein sicherer Hafen sind, wenn die Wirtschaft in Europa und den USA mal nicht so läuft. „Auch wenn sie keine eigenen Krisen haben, schaffen sie es nicht, sich abzukoppeln“, sagt Janis Hübner von der DekaBank. „Viele Unternehmen hängen am Export.“ Das heißt, wenn die Wirtschaftskraft Europas und der USA schwächelt, sinken auch die Kurse in den Emerging Markets.
Anleger sollten sich daher gut informieren, wo sie ihr Geld investieren. In einzelne Werte zu investieren, ist für Privatanleger schwierig. Daher seien Kleinanleger mit einem Fonds gut beraten, findet Roland Aulitzky. Der Fonds sollte zudem nicht nur in die BRIC-Staaten investieren, sondern auch andere aufstrebenden Märkte in die Anlagestrategie einbeziehen.