Kauf auf Pump zum Nulltarif: Marketingmodell mit Tücken

Berlin (dpa) - 15 Euro für einen Laptop oder 5 Euro für einen Kaffeeautomaten. Solche Offerten gibt es in der Werbung inzwischen massenweise. Zu zahlen pro Monat, für null Prozent Zinsen. Ein verlockendes Angebot - oder etwa doch nicht?

Berlin (dpa) - 15 Euro für einen Laptop oder 5 Euro für einen Kaffeeautomaten. Solche Offerten gibt es in der Werbung inzwischen massenweise. Zu zahlen pro Monat, für null Prozent Zinsen. Ein verlockendes Angebot - oder etwa doch nicht?

Ob im Elektronikmarkt, im Küchenstudio oder im Möbelgeschäft: Null-Prozent-Finanzierungen sind aus dem deutschen Einzelhandel nicht mehr wegzudenken. Kaum eine Werbung kommt ohne den Hinweis zum Kauf auf Pump aus. Verbraucherschützer sehen darin aber vor allem ein immer wichtiger werdendes Marketingmodell, das nicht ganz ohne ist. Für den Handel und die beteiligten Banken hingegen scheint sich das Geschäft in jedem Fall zu rechnen: Die einen werden ihre Ware sofort los und steigern den Absatz, die anderen bekommen einen neuen Kunden.

Zahlen des Bankenfachverbands zeigen, dass sogenannte Point-of-Sale-Finanzierungen, also direkt im Geschäft abgeschlossene Kreditverträge, bei Elektro- und Haushaltsgeräten, Möbeln sowie Küchen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. So stieg das Volumen demnach von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 bis 2010 um 79 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. 2012 dürfte die Entwicklung laut dem Verband, der die Interessen der Kreditbanken in Deutschland vertritt, konstant geblieben sein. In diesen Zahlen sind neben den Null-Prozent-Finanzierungen auch solche mit einem bestimmten Zinssatz enthalten. Genaue Zahlen über die Kredite zum Nulltarif hat der Verband nicht erhoben.

Verbraucherschützer beobachten in jedem Fall eine Zunahme des zinslosen Kaufs auf Pump: „Null-Prozent-Finanzierungen sind die Finanzierungsform, die in der letzten Zeit am eindrucksvollsten gewachsen sind“, sagt Frank Lackmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er warnt aber vor Fallstricken: „So besteht die Gefahr, dass sich der Kreditnehmer finanziell überschätzt - vor allem wenn er sich die vergleichsweise geringe Rate eigentlich doch nicht leisten kann.“ Zudem sei nicht jedes Angebot tatsächlich für null Prozent Zusatzbelastung zu haben. Denn häufig kämen beispielsweise Gebühren hinzu.

Handelsexperten sehen in der Zunahme solcher Angebote ebenfalls einen Trend: „Was früher die Rabattaktionen waren, sind heute die Null-Prozent-Finanzierungen“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Markus Preißner. Seiner Einschätzung nach kommen die Kreditangebote zum Nulltarif aber nicht bei jedem gleichermaßen an: „Insbesondere ältere Menschen zeigen eine gewisse Zurückhaltung. Das ist einerseits auf eine gewisse Sparmentalität zurückzuführen, aber andererseits auch auf den Grundsatz, nur das auszugeben, was man auch tatsächlich hat.“

Eines ist sicher: Null-Prozent-Finanzierungen nehmen auch bei der Preispräsentation im Laden einen immer größeren Raum ein. Laut Verbraucherschützer Lackmann liegt der Grund auf der Hand: „Beim Kunden wird der Eindruck erweckt, er könne quasi ohne Risiko und mit einer kleinen Rate teure Waren kaufen.“ Auch Handelsexperte Preißner gibt zu bedenken: „Fraglich ist, ob der Verbraucher das wirklich immer so möchte. Es gibt natürlich auch viele Kunden, die ein Produkt gar nicht auf Kreditbasis kaufen möchten und durch eine derartige Präsentation eher abgeschreckt werden.“

Doch wie rechnet sich das Geschäft? Verbraucherschützer nennen neben den Gebühren, die vereinzelt aufgeschlagen werden, noch einen weiteren Aspekt: Hinter den null Prozent verschwindet ihren Beobachtungen zufolge allzu rasch der zugrundeliegende Ausgangspreis für das Produkt, der im Vergleich zu anderen Anbietern durchaus höher liegen könnte. Die Experten sehen in der Null-Prozent-Finanzierung vor allem ein Marketinginstrument, das Handel wie Banken gleichermaßen nützt. Stephan Moll vom Bankenfachverband sagt: „Die Kosten für Null-Prozent-Finanzierungen teilen Händler und Bank untereinander auf.“ Insgesamt kämen bei den Point-of-Sale-Finanzierungen alle Beteiligten - Kunden wie Banken und Handel - auf ihre Kosten.

Auch in den USA sind Null-Prozent-Finanzierungen an der Tagesordnung. So bietet etwa der landesweit größte Elektronikeinzelhändler Best Buy an, dass man sich bei Käufen ab 429 US-Dollar mit der kompletten Bezahlung bis zu anderthalb Jahre Zeit lassen kann. Überschreitet man den Termin jedoch, werden happige Strafzinsen von bis zu 30 Prozent fällig. Auch bei den Autohändlern prangen die „0 Prozent“-Schilder.