Kostenlose Rechtsberatung: Drei für mehr Gerechtigkeit
Kölner Jurastudenten bieten gratis eine Rechtsberatung an — und können meist helfen. Komplexes leiten sie an Anwälte weiter.
Köln. Streit mit dem Nachbarn, Ärger mit dem Vermieter oder Fragen zu einer Vereinsgründung — da helfen Benjamin Fadavian (22), Georg Dietlein (20) und Arwin Fathi (24) gern weiter, und zwar umsonst.
Die drei studieren Jura in Köln und betreiben laut eigener Aussage die einzige unabhängige studentische Rechtsberatung in Deutschland. Der Weg dahin war ganz naheliegend: „Im Bekannten- und Freundeskreis stellen einem die Leute immer juristische Fragen, beraten haben wir also sowieso“, sagt Dietlein. Das ganze wollten die drei dann institutionalisieren und haben „Student Litigators. Pro Bono Rechtsberatung“ gegründet.
Seit 2008 dürfen auch Nicht-Volljuristen beraten, allerdings nur unentgeltlich und unter Aufsicht. Sie werden von mehreren Anwälten betreut. „Wir machen eine Art Erstberatung. Vor Gericht dürfen wir nicht auftreten“, sagt Dietlein. „Wir nehmen keinem Rechtsanwalt das Geschäft weg“, entgegnet Fadavian der Kritik vieler Juristen.
500 Fälle haben sie in beinahe zwei Jahren bereits bearbeitet. Meist wenden sich Schüler, Studenten, Menschen mit geringem Einkommen und Rentner an sie. „Wir werden bestimmt niemanden beraten, der jährlich 100 000 Euro verdient und sich locker einen Rechtsanwalt leisten kann“, sagt Fathi.
Fadavian erklärt, dass ein Großteil der Fälle nicht sehr komplex ist. Ohnehin darf der Streitwert 1000 Euro nicht übersteigen. „Menschen haben Fragen, die man als Jurastudent schon im ersten Semester beantworten kann. Warum sollten wir dann nicht helfen?“, fragt er. Häufige Fragen und Sachlagen: Wann muss ich den Mietvertrag kündigen? Muss ich beim Auszug renovieren? Probleme bei Kaufverträgen, Wucher etwa beim Schlüsseldienst, ungerechtfertigte Abmahnungen.
Zu komplexe Fälle geben sie ab, vieles bewerkstelligen sie aber schon allein. „Wenn wir für jemanden etwa eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gründen, lassen wir einen Anwalt über den Vertrag drübergucken“, erklärt Dietlein. Besonders spannend finden die drei die Fälle, bei denen ein Gerichtsprozess abgewendet werden kann. „Wenn man noch schlichtend eintritt und einen Vergleich aushandelt“, sagt Dietlein. Der positive Nebeneffekt: Sie lernen, zu verhandeln und zu kommunizieren. Fathi: „Das sind Dinge, die man sich im Studium sonst nicht aneignet.“
Die „Student Litigators“ erreichen pro Tag im Schnitt drei Anfragen. Das können die Studenten gut bewältigen. Fälle ablehnen oder Menschen auf später vertrösten müssen sie aber gelegentlich in der Klausurenphase. „Wir müssen lernen. Dafür haben die Leute aber Verständnis“, sagt Fadavian. Sie haben aber bundesweit Mitstreiter, an die sie Fälle auch delegieren können.
„Wir wollen keine Leute, die nur ihren Lebenslauf aufpolieren wollen“, sagt Fadavian entschieden. Es gehe ihnen nicht um Profilierung, sagen die drei, die alle politisch oder kirchlich aktiv sind. Warum sie Jura studieren? „Man möchte mit dem Recht Gutes bewirken. Man will ja nicht am Ende nur Rechnungen schreiben“, sagt Fadavian. Zudem helfe ihnen das Engagement auch im Studium: „Man vergisst die Fälle, die man bearbeitet, nie wieder.“