Lieber flexibel bleiben - Womit Anleger 2016 rechnen sollten
Düsseldorf (dpa/tmn) - Mitte Dezember war es soweit: Die US-Notenbank Fed hatte den Leitzins zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder angehoben - auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Für Finanzexperten ein klares Signal: Die Zinswende war eingeleitet.
In Deutschland allerdings ist von dem Zinsschritt bislang kaum etwas zu spüren. Der Grund ist einfach: In Europa sind die Leitzinsen weiterhin niedrig. Stellt sich für Anleger die Frage: Wie lange bleibt das so? Und: Wohin mit dem Geld in so einer Situation? Wie soll das Depot 2016 aufgestellt werden?
„Anleger sollten 2016 auf Liquidität setzen“, empfiehlt Thomas Buckard von der Vermögensverwaltung MPF AG in Wuppertal. Er geht davon aus, dass die Schwankungen auf den Märkten weiter zunehmen. Es reiche also nicht, einmal am Anfang des Jahres seine Vermögensverteilung zu planen und dann nichts mehr zu ändern. Wer auf Schwankungen reagieren will, muss flexibel bleiben.
Das Problem: Die Zinsen für flexible Sparanlagen sind weiterhin niedrig. Laut der FMH-Finanzberatung aus Frankfurt am Main gibt es für Tagesgeld derzeit im Schnitt gerade mal etwa 0,5 Prozent Zinsen. Mehr gibt es nur für Festgeldanlagen. Für eine Festgeld mit drei Jahren Laufzeit sind laut FMH immerhin bis zu 1,6 Prozent Zinsen möglich (Stand: 17. Dezember 2015).
Von allzu langfristigen Anlagen rät FMH-Inhaber Max Herbst aber ab. „Es lohnt sich eher, das Geld flüssig zu halten und nur einen Teil in Zinspapiere zu packen“, sagt er. Denn das Signal aus den USA zeigt: Die Niedrigzinsphase bleibe nicht ewig bestehen. „Die Märkte befinden sich in einer Übergangsphase.“ Außerdem: „Eine längere Laufzeit bringt dem Anleger kaum höhere Zinsen“, sagt Stephan Kühnlenz von der Stiftung Warentest. Bei einem Festgeld mit einer Laufzeit von fünf Jahren sind nach seinen Angaben maximal 1,9 Prozent möglich.
Im Jahr 2016 wird Timing wichtig, glaubt Stefan Kreuzkamp von Deutsche Asset und Wealth Management - denn es wird vermutlich ein unruhiges Jahr für Anleger. Sie müssten Marktentwicklungen genau im Blick behalten. Sein Tipp: In den entwickelten Märkten - Europa oder Japan etwa - seien solide Renditen durchaus möglich. Dennoch: „Auf zweistellige Wachstumsraten können Anleger 2016 wohl kaum hoffen.“
Da für 2016 weitere Zinserhöhungen der Fed geplant sind, dürfte der Dollar im kommenden Jahr noch stärker werden, schätzen Experten. Direkt mit Währungen zu spekulieren, ist aus Sicht von Stephan Kühnlenz nicht sinnvoll: „Sie lohnen sich fast nie.“ Denn häufig schwanken Währungen, ohne einem langfristigen Trend zu folgen.
Auch hoch verzinste Anleihen sind kein Allheilmittel. Denn hier besteht ein Ausfallrisiko, gibt Max Herbst zu bedenken. „Anleger sollten sich fragen: Warum sollte ein Unternehmen einem Anleger in der Niedrigzinsphase 4 bis 5 Prozent Zinsen bieten, wenn die Firma bei einer Bank für einen Kredit nur 1,4 Prozent zahlen muss?“
„Ob die Zinsen in Europa jetzt stetig steigen oder für lange Zeit niedrig bleiben wie etwa in Japan, ist derzeit unklar“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Denn Zinsentwicklungen lassen sich nicht vorhersagen. Angesichts der Ungewissheit der Entwicklung bei den Zinsen und Aktienmärkten rät Nauhauser: „Da hilft nur eine Verteilung der Geldanlagen weltweit auf verschiedene Anlageklassen.“
Herbst rät Sparern, statt auf das Sparbuch auf Fonds oder ETFs zu setzen. „Wer in den Dax investiert, geht vergleichsweise wenig Risiko ein“, sagt der Finanzexperte. Wer in Aktienfonds investiert, muss jedoch starke Nerven mitbringen, warnt Kühnlenz. Anleger müssen wissen, die Kurse können kurzfristig schon mal um 20 Prozent fallen. „Auch wenn sie dann wieder steigen, muss man solche Schwankungen finanziell erst mal aushalten können.“