Post fordert Konkurrenz mit Paketkästen heraus

Bonn (dpa) - Er ist weiß oder grau, gelb, rot oder blau - der neue Paketkasten der Post. Seit ein paar Wochen können Kunden die Box in ihrer Lieblingsfarbe ordern. Doch aufgepasst: Der Paketkasten kostet Geld und lohnt nicht für jedermann.

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Wenn Jürgen Gerdes über den Paketkasten spricht, ist der Manager aus dem Vorstand der Deutschen Post vor Begeisterung kaum zu bremsen. Der Mann ist ein glänzender Verkäufer - einer mit Pepp in der Sparte PeP. So nennt sich seit kurzem der Geschäftsbereich Post-eCommerce-Parcel (PeP), den Gerdes beim Bonner Logistikriesen schon seit Jahren verantwortet und der früher einfach nur „Brief“ genannt wurde. Durch den boomenden Internethandel jedoch hat die Sparte einen ungeahnten Schub erhalten, während SMS und E-Mail der klassischen Briefsparte das Wasser abgraben.

Mit dem Paketkasten will die Deutsche Post nun ihre Konkurrenz im hart umworbenen Zustellergeschäft auf Distanz halten. Die Kästen, die seit Anfang Mai bundesweit zum Kauf oder zur Miete angeboten werden, sieht das Unternehmen als eine weitere Option, um den Transport der Sendungen zu beschleunigen. „Wir wollen die Dinge einfacher machen für unsere Kunden und versprechen uns ein schnelleres Wachstum als der Markt“, sagte Postchef Frank Appel am Dienstag bei der Hauptversammlung des Konzerns in Frankfurt.

Bei 3,4 Millionen zugestellten Paketen pro Tag stehen für die Post nicht nur zufriedene Kunden im Fokus, sondern auch die Kosten. Denn nichts ist so aufwendig für Paketdienstleister und ärgerlich für die Kunden, wenn die Zustellversuche wiederholt werden müssen.

In diesem Sinne haben sich die Paketlogistiker um den Bonner Marktführer und seine Konkurrenten Hermes, DPD, GLS und UPS in den vergangenen Jahren einiges einfallen lassen: von Paketshops über Packstationen bis hin zu flexiblen Lieferterminen und Zustellorten. „Unser Ziel ist, dass eine Paketzustellung genauso bequem ist wie die Warenbestellung im Internet“, sagt Michael Knaupe vom Paketdienstleister DPD aus Aschaffenburg.

Nach Angaben der Post kommen die Paketkästen, die Gerdes auch gern die „größte Erfindung seit dem Briefkasten“ nennt, bei den Kunden gut an. Rund 100 Bestellungen täglich verbuche die Post derzeit, verriet der Manager unlängst der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Dabei richtet sich das Angebot in erster Linie an Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern, weil Paketkästen in den Vorgärten am ehesten bequem für den Zusteller erreichbar sind. Doch anders als bei den Briefkästen werden die Kunden dafür zur Kasse gebeten: Knapp 100 Euro kostet die Basisversion, die teuerste rund 400 Euro. Für etwa 2 Euro monatlich kann der Paketkasten auch gemietet werden.

Die Konkurrenz hält Paketkästen im Grundsatz zwar für eine gute Idee, kritisiert aber die Umsetzung. So fordert der Vorstandschef des Bundesverbandes Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK), Ralf Wojtek: „Bei der Einführung neuer Dienstleistungen muss darauf geachtet werden, dass keine Marktabschottung stattfindet.“ Andere Anbieter dürften nicht ausgeschlossen werden. Gegebenenfalls müsse das Bundeskartellamt einschreiten.

Auch die Weitergabe der Kosten an den Endkunden sieht die Konkurrenz kritisch. Die Zustellung würde so unverhältnismäßig teuer, heißt es beim Paketdienstleister DPD. Sinnvoll wäre vielmehr eine gemeinsame Initiative, die verschiedene Dienstleister einschließt.

Doch darauf ist die Post nicht sonderlich erpicht. „Nein, die Öffnung für Dritte ist nicht geplant“, meint Sprecherin Dunja Kuhlmann. Und Postchef Appel gibt unverblümt zu: „Wir glauben, dass wir uns stärker gegen den Wettbewerb differenzieren können.“

Dass die Post das Geschäft um den elektronischen Handel seit Monaten mit aller Kraft vorantreibt, hat einen Grund: Die Perspektiven in dem Bereich gelten für den Logistiker als extrem aussichtsreich. In einer von der Post angestoßenen Studie haben Experten unlängst in mehreren Szenarien den elektronischen Handel rund um den Globus unter die Lupe genommen. Bis 2025 könnte demnach der Anteil von E-Commerce am gesamten Handelsvolumen in den Industrieländern auf 40 Prozent ansteigen - heute sind es gerade einmal 8 Prozent.