Sparen oder ausgeben? - Das Weihnachtsgeld richtig einsetzen
Düsseldorf (dpa/tmn) - Am Ende des Jahres sieht die Gehaltsabrechnung bei vielen Beschäftigten gut aus. Denn dann wird oft das Weihnachtsgeld gezahlt. Wer das Extra-Geld klug ausgibt, kann einiges rausholen - und zwar trotz niedriger Zinsen.
November oder Dezember sind für viele Beschäftigte gute Monate - zumindest, was den Kontostand anbelangt. Denn am Ende des Jahres zahlen viele Unternehmen Weihnachtsgeld. Einer Umfrage des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung zufolge bekommen gut 54 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland eine solche Jahressonderzahlung. Jedes Jahr stellt sich dabei die gleiche Frage: Sparen oder ausgeben?
Die Antwort lautet wie so oft: Es kommt darauf an. „Das Geld sicher anzulegen, ist im Moment nicht so einfach“, erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. „In der derzeitigen Niedrigzinsphase können Sie oft bestenfalls gerade einmal die Inflationsrate ausgleichen.“
In der Tat: Bei sicheren Geldanlagen wie Tagesgeldkonten ist derzeit nur wenig Rendite möglich. Mehr als 1,3 Prozent Zinsen bekommen Neukunden laut FMH-Finanzberatung derzeit nicht. Garantiert ist ein solcher Zinssatz aber nur bis zum 31. Dezember. Mehr Zinsen gibt es bei Festgeldanlagen. Hier zahlen Anbieter bis zu 2,2 Prozent (Stand: 11.11.14). Dann ist das Geld aber für drei Jahre fest gebunden.
Scherflings Tipp: „Lassen Sie das Weihnachtsgeld einfach erstmal auf ihrem Konto.“ Der Grund ist einleuchtend: Am Jahresanfang werden viele Versicherungsbeiträge fällig, zum Beispiel die Kfz-Versicherung. Wer dann im Januar ein Polster auf dem Girokonto hat, kann die Beiträge zahlen, ohne ins Minus zu rutschen.
Eine jährliche Zahlungsweise hat bei langfristigen Versicherungspolicen nach Ansicht des Verbraucherschützers ohnehin einen entscheidenden Vorteil: Sie ist billiger. Denn wer seine Beiträge für Auto- oder Lebensversicherung monatlich, viertel- oder halbjährlich bezahlt, muss mit einem Aufschlag zwischen drei bis fünf Prozent rechnen.
Für Immobilienbesitzer hat Manuel Peiffer, Portfoliomanager bei der Vermögensberatung GVS Financial Solutions in Dreieich einen anderen Tipp: „Wer einen Kredit abbezahlt, kann das Geld zur Sondertilgung einsetzen.“ Auch hier können Sparer deutlich mehr rausholen als mit einer Anlage auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto.
„Die Darlehenszinsen sind in der Regel deutlich höher als die Sparzinsen“, erläutert der Finanzexperte. Wer seine Außenstände schneller los ist, spart sich die hohen Kreditzinsen. Schuldentilgung kann finanziell also die bessere Form der Geldanlage sein. „Wie viel Sondertilgung möglich ist, hängt immer vom jeweiligen Vertrag ab“, sagt Peiffer. In der Regel können einmal pro Jahr bis zu 5 Prozent der Darlehenssumme zusätzlich getilgt werden.
Wer seine Versicherungsbeiträge gezahlt und seine Schulden getilgt hat, kann sein Weihnachtsgeld oder Jahresbonus aber auch gewinnbringend anlegen. „Wenn Sie das Geld eine Weile nicht brauchen, können Sie auch in Aktien investieren“, rät Stephan Witt von der Finum Private Finance AG in Berlin. Der Anlagehorizont spielt hierbei eine wichtige Rolle. Aktienkurse schwanken schließlich im Wert. Über die Jahre gleichen sich Verluste aber oft wieder aus.
Dabei müssen Anleger nicht unbedingt Einzelaktien kaufen. Sie können ihr Weihnachtsgeld auch in einen Fonds investieren. Für Einsteiger geeignet sind passive börsengehandelte Indexfonds (ETF). Ihr Vorteil gegenüber gemanagten Fonds: Sie sind kostengünstiger, weil der Ausgabeaufschlag geringer ist und eine Gebühr für einen Fondsmanager oft nicht anfällt. Unerfahrene Anleger sollten besser marktbreite ETFs wählen. Hier ist das Risiko durch die breite Streuung gemindert.