Sportliches Investment: Globale Events als Anlage
Stuttgart (dpa/tmn) - Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, Olympia in Rio: 2016 warten gleich zwei globale Sportereignisse auf viele Zuschauer. Das rückt nicht nur die Sportler in den Fokus. Auch für Sportmarken ist das eine große Bühne.
Kann man als Anleger davon profitieren? Lohnt es sich, jetzt in Aktien von involvierten Sportmarken zu investiert? Nicht wirklich, sagen Experten. Denn die Börse hat schon lange darauf reagiert. Wer beispielsweise Hauptsponsor ist, sei schon jahrelang bekannt, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch die Sportartikelhersteller berücksichtigen die Effekte von Großereignissen, etwa bei ihren Jahresprognosen für die Geschäftsentwicklung. „Eigentlich ist der Zug schon abgefahren“, sagt Frank Wieser, Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. Wer jetzt also noch kauft, läuft gewissermaßen hinterher.
Anleger sollten nicht auf große Events setzen. Denn die Markenpräsenz bei einem Großereignis sei keine Garantie für steigende Kurse, sagt Andreas Görler, Vermögensverwalter bei der Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Das zeige auch das Beispiel Adidas im Jahr 2014: Die Aktie des Global Players aus Herzogenaurach verlor damals deutlich - obwohl Deutschland, ausgerüstet von der Firma, bei der WM in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde.
Die Devise lautet also: Nicht nur auf Sport setzen, sondern breit streuen. Dazu rät auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Es kann immer unerwartete Einflüsse oder wirtschaftliche Entwicklungen geben, welche eine ganze Branche nach unten ziehen.“
Trotz guter Marktentwicklung und Prognosen gilt: Man sollte seine Anlagestrategie nicht allein auf Sport fokussieren. Davon raten alle Experten ab. Nauhauser vergleicht dies mit dem Setzen auf Schwarz oder Rot beim Roulette im Casino. Ob man Erfolg hat, sei Zufall - eine riskante Strategie, die nicht zum Vermögensaufbau taugt.
Ein Teil des Investments kann im Sportmarkt aber durchaus gut aufgehoben sein, ergänzt Kurz. „Der Gesamtmarkt ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen.“ Deshalb könne man eine gute Gewinnentwicklung erwarten - gerade langfristig.
Denn die Sportbranche allgemein befindet sich im Aufschwung. Das liegt laut Michael Heinrich am weltweit zunehmenden sportbezogenen Konsum. Während der Portfoliomanager der TOP Vermögen AG in München Großereignissen wie Olympia eher einen Werbecharakter zuspricht, seien laufende Trends wie der Fitness-Boom für börsennotierte Marken entscheidend. „Daran partizipieren sie viel stärker.“
Vermögensverwalter Wieser hält Aktien von Sportartikelherstellern für eine gute Depotergänzung. Allerdings gilt dann: „Seine Aktienchancen sollte man eher bei den Big Playern suchen.“ Seit 2000 sind die Aktienkurse der beiden weltgrößten Hersteller Nike und Adidas etwa um ein Vielfaches gestiegen. „Selbst hochgelobte Technologieunternehmen wie Apple, Google oder Microsoft haben sich da nicht besser entwickelt“, sagt Vermögensverwalter Heinrich.
Auch wenn die Renditen der bekannten Firmen groß sind, kann sich ein Blick in die gesamte Sportbranche lohnen. Heinrich nennt etwa Fahrradteilehersteller, Sportwettenanbieter oder Ticketvermarkter als mögliche interessante Nischen. Wer in einzelne Bereiche der Sportbranche investieren will, sollte sich in den Märkten aber auskennen. So könne man das Gewinnpotenzial besser einschätzen. „Wer auf Nischen setzt, sollte bestenfalls in den Marktführer investieren“, rät Kurz. Das sichere eher langfristige Renditen. Dann sollten Anleger die Kurse der Aktien genau beobachten: Denn ist ein Hersteller auf ein Sportsegment spezialisiert, können ihn manchmal Entwicklungen auf dem Markt besonders hart treffen.
Kurzfristig in bestimmte Aktien zu investieren, ist in gewisser Weise wie Extremsport: ein Wagnis, das gut gehen kann, aber auch die Gefahr von Stürzen birgt. Wer selbst aktiv kauft und verkauft, um von Trends wie Olympia oder der Fußball-EM zu profitieren, verliere meist mehr als er gewinnt, warnt Nauhauser. Er rät Anlegern, die unbedingt aktiv handeln und ihr Glück darin versuchen wollen, zu einer Core-Satellite-Strategie. Dabei streuen sie den Kern des Vermögens breit, aber ein kleiner Restteil verbleibt, den man aktiv anlegen kann. Vergleichbar mit einem Hobby, kann das Spaß machen, aber auch ins Geld gehen, gibt Nauhauser zu bedenken.