Steigende Immobilienpreise: Was Käufer beachten sollten
Berlin/Stuttgart (dpa/tmn) - Nach Jahren der Stagnation gehen die Immobilienpreise langsam wieder aufwärts. Doch Experten warnen vor übereilten Kaufabschlüssen. Ein Eigenheim sollte sich nur zulegen, wer sich die Finanzierung leisten kann.
Die Preise für Immobilien ziehen derzeit an, wie mehrere Studien von Branchenverbänden ergeben haben: Laut dem Verband Deutscher Pfandbriefbanken (VDP) in Berlin sind die Preise für selbst genutztes Wohneigentum im zweiten Quartal des Jahres 2010 um 1,1 Prozent gestiegen. Im Vorjahresvergleich lag die Steigerung immerhin noch bei 0,7 Prozent. Bei Eigentumswohnungen stiegen die Preise laut der Maklervereinigung Immobilienverband Deutschland (IVD) in Berlin im Schnitt sogar um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch die Landesbausparkassen (LBS) spüren zumindest in einigen Regionen steigende Preise. „Wir führen anziehende Immobilienpreise in einigen Teilbereichen darauf zurück, dass sich die Nachfrage jetzt noch stärker auf die Regionen konzentriert, in denen das Angebot bereits wieder knapper und teurer wird“, sagt Ivonn Kappel, Sprecherin der LBS-Bundesgeschäftstelle in Berlin.
„Menschen, die ohnehin die Anschaffung einer Immobilie planen, treffen derzeit auf sehr gute Bedingungen“, sagt sie: „Die historisch niedrigen Zinsen sorgen für Finanzierungsraten, die häufig schon zu Beginn nicht höher liegen als Mieten für vergleichbare Objekte.“ Ähnlich sieht das auch VDP-Sprecher Felix Schnellbacher: „Die Zinsen sind niedrig, und bei den Preisen gehen wir wegen der positiven Entwicklung auf den Arbeitsmärkten von einem weiteren moderaten Anstieg aus.“
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden Württemberg in Stuttgart, warnt aber vor allzu viel Euphorie: „Die Immobilienpreise oder die Zinsen sollten nicht für die Entscheidung ausschlaggebend sein.“ Als Geldanlage seien Haus oder Wohnung für den Privatanleger ungeeignet. „Man sollte Immobilien nicht kaufen, weil man sich steigende Werte erhofft.“
Tatsächlich könnten aber persönliche Gründe dafür sprechen, ein Haus oder eine Wohnung zu erwerben, etwa die bessere Lebensqualität im eigenen Heim. „Hinzu kommt, dass es manchen Wohnraum gar nicht zur Miete gibt. So kann man viele Häuser nicht mieten, sondern nur kaufen.“
Einig sind sich die Experten, dass man sich ein Eigenheim nur dann kaufen sollte, wenn man es sich wirklich leisten kann. Nur wer in der Lage sei, den Kredit abzubezahlen und zusätzlich noch Geld für andere Ausgaben wie einen neuen Kühlschrank habe, sollte über eine eigene Immobilie nachdenken, sagt Schnellbacher.
„Grundsätzlich sollte die Entscheidung für die eigenen vier Wände auf Basis einer soliden Finanzierung erfolgen“, ergänzt Kappel. „Auch wenn die derzeitig niedrigen Zinsen zum Kauf verleiten, sollte die Entscheidung nur dann getroffen werden, wenn die finanziellen Voraussetzungen stimmen und man auch tatsächlich das Objekt gefunden hat, das den eigenen Vorstellungen entspricht.“ Außerdem empfehlen die Experten den Immobilienbesitzern in spe, mindestens 20 Prozent Eigenkapital auf der hohen Kante zu haben.
Die Bauzinsen sind laut dem VDP derzeit so niedrig wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Für einen Kredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegt der durchschnittliche Zinssatz derzeit bei etwa 3,6 Prozent pro Jahr, wie die Finanzberatung FMH in Frankfurt am Main errechnet hat. Bankvertreter raten daher zu langen Laufzeiten: „Wer sich jetzt für eine Eigenheimfinanzierung entscheidet, sollte eine möglichst lange Laufzeit wählen. So lassen sich die derzeit niedrigen Zinssätze für einen langen Zeitraum sichern“, sagt Schnellbacher.
Verbraucherschützer Nauhauser rät hingegen von so einer pauschalen Entscheidung ab. Wie sich das Zinsniveau weiter entwickelt, sei schließlich nicht vorherzusagen: „Die Zinsen können durchaus auch noch weiter sinken, sogar bis auf Null.“ Möglich sei auch eine länger andauernde Stagnation.
Nauhauser empfiehlt potenziellen Hauskäufern daher, zunächst zu berechnen, wie lange sie für die Rückzahlung des Kredits insgesamt brauchen. Davon ausgehend kann sich der Immobilienkäufer dann überlegen, wie lange er sich binden möchte.
Wenn möglich sollte man bei den derzeit niedrigen Zinssätzen eine relativ hohe Tilgungsrate von mehr als einem Prozent wählen, wie Schnellbach empfiehlt: „Dadurch sinkt auch das Risiko, dass die Anschlussfinanzierung - wegen eines gestiegenen Zinssatzes - deutlich teurer wird, erheblich.“ Außerdem hat der Kreditnehmer sein Häuschen so auch deutlich schneller abbezahlt.