Teurer Schutz mit Tücken - Welche Versicherungen unnötig sind

Berlin (dpa/tmn) - Alle kosten Geld, manche sind unnötig: Versicherungen. Doch was unterscheidet sinnvolle und weniger sinnvolle Policen? Sterbegeld- oder Brillenversicherung und ein paar mehr setzen Verbraucherschützer auf die Hitliste unsinniger Policen.

Am liebsten möchte der Mensch sich gegen alles und jedes versichern. Doch das wird teuer. Und weil das Geld meist endlich ist, will der Abschluss eines Vertrags gut überlegt sein. Verbraucher sollten sich Fragen „Was brauche ich zur Existenzabsicherung?“ und „Würde ein Schaden mich finanziell ruinieren?“ Das hilft, den passenden Schutz auszuwählen. Eine Hitliste unsinniger Policen gibt es im Internet.

Krankenversicherung und Haftpflicht ordnet der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“ Hermann-Josef Tenhagen in die Rubrik existenziell ein. Anderes für Haus und Heim wie Hausrat und Rechtsschutz stellt er zunächst hintenan. Junge Menschen, „die mit Obstkisten und Opas Stereoanlage unterwegs sind“ könnten auf eine Hausratpolice verzichten.

Rechtsschutz hält er für begrenzt hilfreich: Die Assekuranz springt nur in nicht absehbaren Fällen in die Bresche. War jemand schon vor Abschluss eines Vertrags in der später geltend gemachten Sache beim Anwalt, greift der Schutz grundsätzlich nicht.

Als entbehrlich stufen Fachleute eine Glasbruchversicherung ein, weil der Ersatz kaputter Scheiben oft in anderen Policen enthalten ist. In Frage kommen die Hausrat- und Gebäudeversicherung - etwa dann, wenn bei Sturm ein Ast das Fenster zerdeppert. Fliegt der Fußball versehentlich durch die geschlossene Balkontür des Nachbarn, reguliert meist die Privathaftpflicht des Verursachers den Schaden. Eine Ausnahme lassen die Experten gelten: Bei einem großen, verglasten Wintergarten kann sich Schutz gegen Glasbruch lohnen.

Rund um die Gesundheit existieren zahlreiche mehr oder minder sinnvolle Angebote. Zum Beispiel die Brillenversicherung. Sie ist Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) in Hamburg ein Dorn im Auge. „Es sind so viele Voraussetzung an eine Erstattung geknüpft, dass es sich nicht lohnt“, urteilt Boss. Einen Zuschuss gibt es demnach häufig erst, wenn sich die Dioptrien um einen bestimmten Wert verändern oder nach zwei Jahren. Meist darf eine neue Sehhilfe nur aus dem Standardsortiment des Optikers gekauft werden, bei dem der Versicherungsvertrag besteht.

Die Sterbegeldversicherung führt die BdV-Hitliste der überflüssigsten Versicherungen an. „Sterbegeld spielt mit den Ängsten der Menschen“, sagt Bianca Boss. Bei den Verträgen handle es sich um eine verkappte Kapitallebensversicherung. Deren Beiträge seien wegen des generell hohen Eintrittsalters und des wohl nicht mehr ganz so fernen Todes sehr teuer. Und für die Familie, die aus dem Topf die Beerdigung bezahlen soll, gehe die Rechnung nicht auf. „Die Leute zahlen mehr ein, als die Hinterbliebenen herausbekommen.“

Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat seit Jahren ein Auge auf Policen für das liebe Vieh. Ihr Fazit: Tierkrankenversicherungen sind oft für die Katz'. „Die Beiträge sind hoch, und es gilt eine Karenzzeit“, argumentiert die Juristin aus Düsseldorf. Die Beiträge bemessen sich laut Elke Weidenbach nach Größe und Gewicht: je größer und schwerer, desto kostspieliger für Frauchen und Herrchen. Für einen Deutschen Schäferhund kommen so an die 500 Euro im Jahr zusammen.

Handy-, Fahrrad- und Reisegepäckversicherung sind aus Sicht der Verbraucherschützer ebenfalls überflüssig. Entweder, weil geklaute Räder und Mobiltelefone durch andere Verträge abgedeckt werden oder weil die Bedingungen es Kunden schwer machen, den Schaden reguliert zu bekommen. Der Diebstahl von Gepäck muss normalerweise am Schadensort angezeigt werden, so Bianca Boss. Doch wer verpasst deshalb schon gerne den Rückflug?

Literatur:

Private Kranken- und Pflegezusatzversicherungen. Hrsg. von der Verbraucherzentrale NRW, 3. Auflage 2009, 4,90 Euro, ISBN-13: 978-3-93-8174-71-5. Zu beziehen über den Versandservice der Verbraucherzentralen, Himmelgeister Straße 70, 40225 Düsseldorf oder im Internet.