Vergleich: Warum Tagesgeld die Bundesschatzbriefe gleich doppelt schlägt
Düsseldorf. Was waren das für rosige Sparzeiten, als Lebensversicherungen und Bundesschatzbriefe noch etwa sieben Prozent Rendite abwarfen. Nach einer Erhebung der Zeitschrift Finanztest lag die Durchschnittsrendite siebenjähriger Bundesschatzbriefe (Typ B) seit 1970 beständig zwischen 6,4 und 7,0 Prozent.
Wer zum Beispiel 1970 Schatzbriefe kaufte und diese 20 Jahre lang hielt, erzielte laut Finanztest eine Rendite von 7,0 Prozent, wer 30 Jahre am Ball blieb schaffte 6,9 Prozent. Selbst die vierzigjährige Anlage, die immerhin bis 2010 reicht, ist mit 6,7 Prozent noch sehr rentabel. Allerdings profitieren Anleger von den hohen Renditen der Vergangenheit.
Seit einigen Jahren sind die Zinsen für Bundespapiere jedoch derart rückläufig, dass es Sparern die Tränen in die Augen treibt. Ein Wendepunkt war die Finanz- und Börsenkrise 2008. Lag die Verzinsung von Bundesschatzbriefen des Typs B Ende 2007 noch bei knapp vier Prozent, so ging sie bis Ende 2008 auf 2,64 Prozent zurück. Seither ging es wegen anhaltender Krisensymptome weiter bergab: Die Ende September 2010 emittierten Briefe erreichten nur noch eine Rendite von 1,85 Prozent, die jüngste Ausgabe zahlt lediglich noch 1,25 Prozent. Sechsjährige Bundesschatzbriefe rentieren mit 1,03 Prozent aktuell nur noch knapp über der Ein-Prozent-Marke. Wegen der mageren Zinsen verwundert es nicht, dass der Bund inzwischen Schwierigkeiten hat, seine Schuldscheine an den Sparer zu bringen.
Große Zinsunterschiede
Die Zinsschere zwischen Banksparbriefen und Bundesanleihen ist derzeit groß. Obwohl auch bei Banken und Sparkassen die längerfristigen Zinsen rückläufig sind, werfen sechs- beziehungsweise siebenjährige Sparbriefe laut Biallo-Sparbriefindex aktuell durchschnittlich 2,63 bzw. 2,82 Prozent Zinsen ab. Einige Top-Anbieter schreiben sogar deutlich mehr gut: So offerieren Targo- und Santander Bank bei sechsjähriger Kapitalbindung je 4,0 Prozent Guthabenzins, die Hanseatic Bank 3,75 Prozent, Vakif- und Denizbank 3,68 bzw. 3,69 Prozent sowie die SWK Bank 3,50 Prozent. Bei siebenjähriger Anlagedauer lockt die IKB Direktbank mit 4,2 Prozent, die Vakifbank mit 3,77, die Credit Europe Bank mit 3,75 Prozent und die Bausparkasse Mainz (BKM) mit 3,51 Prozent Zinsen.
Ob Anleger ihr Kapital gegenwärtig für sechs oder sieben Jahre fest anlegen sollten, ist jedoch fraglich. Geldexperte Christoph Hommel von der Verbraucherzentrale Nürnberg rät: „Anleger sollten für verschiedene Szenarien gewappnet sein.“ Da die Zinsentwicklung nur schwer vorhersehbar ist, sei Flexibilität wichtig. Der Geldexperte empfiehlt eine Kombination aus kurz- und mittelfristigen Termingeldern: „Ein Viertel auf Tagesgeld, die restlichen 75 Prozent auf ein-, zwei, und dreijährige Festgelder verteilen.“ Dadurch werde jedes Jahr aufs Neue Geld frei, das man bestmöglich wieder angelegen kann. Von langen Laufzeiten rät der Verbraucherschützer derzeit ab, weil Anleger dann gebunden sind und bei steigenden Inflationsraten nicht von besseren Konditionen profitieren können. In punkto Flexibilität stechen Bundesschatzbriefe klassische Banksparbriefe und Festgelder jedoch aus: Schatzbriefe sind monatlich bis zur Höhe von 5.000 Euro kündbar und können kostenfrei in besser verzinste Papiere getauscht werden.
Tagesgelder überzeugen doppelt
Unter den Aspekten Flexibilität und Ertrag sind Tagesgelder derzeit kaum zu schlagen. Sparer können täglich über ihr Guthaben verfügen und so schnellstmöglich auf Veränderungen am Kapitalmarkt reagieren. Zugleich reicht die Verzinsung von Top-Angeboten fast an die Drei-Prozent-Grenze heran, etwa bei der luxemburgischen Advanzia Bank mit 2,96 Prozent oder bei Vakif- und Denizbank mit 2,76 bzw. 2,75 Prozent. Die Advanzia-Zinsen erhalten aber nur Neukunden, Bestandskunden zahlt das Institut mit 2,62 Prozent gut drei Zehntel weniger. Anleger, die eines dieser Angebote wählen, erzielen fast dreimal so viel Rendite wie mit sechsjährigen Bundesschatzbriefen — und das bei voller Flexibilität! Nur unwesentlich weniger Zinsen aufs Tagesgeld mit 2,70 Prozent zahlen Amsterdam Trade Bank, Bank of Scotland, Moneyou und VTB Bank. Alle Institute sichern Kundengelder bis 100.000 Euro ab, Bank of Scotland gar bis 250.000 Euro.