Versicherungen und ihre Risiken
Viele Menschen vertrauen auf die falschen Policen. Es gibt drei Situationen, gegen die man gewappnet sein sollte.
Düsseldorf. Die Nettoeinkommen stagnieren, und die monatlichen finanziellen Belastungen deutscher Privathaushalte steigen. Dabei gibt es Einsparpotenzial gerade bei Versicherungspolicen. „Die Deutschen sind mit über 450 Millionen bestehenden Versicherungsverträgen Weltmeister im Versichern“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. 90 Prozent davon seien die falschen Policen — und die werden auch noch teuer bezahlt. Doch: Drei wichtige Policen gehören zu jedem Haushalt.
Viele setzen auf die falschen Policen wie Glas-, Handy- oder Rechtsschutzversicherungen. Existenzielle Risiken, wie der Verlust der Arbeitskraft oder der Tod, sind nicht finanziell abgesichert. „Viele haben 20 Jahre alte Verträge mit völlig veralteten Bedingungen“, sagt Rudnik. Daraus ergeben sich oft gefährliche Deckungslücken. Und: Die vorhandenen Policen sind oft mit viel zu geringen Versicherungssummen ausgestattet. „Bei knapper Geldbörse nur auf die folgenden, wichtigsten Policen setzen, diese aber zu Top-Bedingungen“, rät Rudnik.
Fast ein Drittel aller Haushalte hat keine private Haftpflichtversicherung. „Dies ist die einzige Police, bei der die Dichte bei 100 Prozent liegen sollte“, sagt der Versicherungsexperte. Die Police sichert Sach- und Personenschäden ab. Nur den Wenigsten ist das tägliche Risiko bewusst. Schäden aus Unachtsamkeit können erhebliche Kosten verursachen — von Schmerzensgeldern bis zu Rentenzahlungen. Der Verursacher haftet mit seinem Vermögen. Policen gibt es bereits ab rund 60 Euro im Jahr.
Nur jeder vierte Berufstätige hat eine solche Police. Der Verlust der Arbeitskraft und damit des Einkommens bedeutet für die meisten aber den finanziellen Ruin. „Die Rente bei Berufsunfähigkeit sollte so hoch gewählt sein, dass man seinen Lebensstandard halten kann, also 80 bis 90 Prozent des Nettoeinkommens“, sagt Sascha Straub, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Bayern. Der optimale Einstieg ist bereits gegen Ende der Schulzeit. Dann sind die Policen noch günstig. Macht der Schüler drei Monate später eine Ausbildung zum Handwerker, kommen 80 bis 100 Prozent Risikozuschlag hinzu.
Alle, die im Fall des Todes Hinterbliebene versorgen müssen, benötigen diese Police. An erster Stelle stehen Familien. Knackpunkt bei der Police ist eine ausreichend hohe Versicherungssumme. „Das Vierfache des Nettojahreseinkommens ist für eine Familie mit kleinen Kindern ratsam“, sagt Straub. Kostenpunkt: Ab 270 Euro im Jahr. Beitragsbeispiel für einen 30 Jahre alten Mann.
Wer meint, er kann sich eine teure Berufsunfähigkeits-Police nicht leisten, sollte besser rechnen: „Um den Faktor drei unterscheidet sich im Durchschnitt der günstigste vom teuersten Anbieter über die meisten Versicherungssparten hinweg“, sagt Versicherungsberater Rudnik.
Man kann eine private Haftpflichtversicherung bereits für 60 Euro im Jahr abschließen, aber auch eine für 180 Euro — ohne Mehrwert. Wer Sparpotenziale nutzt, kann sich oft dennoch eine Berufsunfähigkeitsversicherung leisten.
Alle zwei bis drei Jahre gehören die Versicherungspolicen auf den Prüfstand. „Verändern sich die Lebensverhältnisse durch Heirat, Hauskauf oder Kinder, muss man früher aktualisieren“, rät Verbraucherschützer Straub. Nur so kann man garantieren, dass man im Ernstfall wirklich den Schutz hat, den man benötigt — in ausreichender Höhe.