Wie Anleger sich gegen Inflation absichern
Düsseldorf/Stuttgart (dpa/tmn) - Die Benzinpreise klettern stetig, und auch Lebensmittel werden wieder teurer. Viele Geldanleger fürchten sich nun vor einer Inflation. Mit der richtigen Strategie können sie das Risiko allerdings minimieren.
Zwar war die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2010 mit 1,1 Prozent noch moderat. Doch das könnte sich bald ändern. „Aufgrund der großen Ausweitung der Geldmenge ist die Sorge vor Inflation nicht unbegründet“, meint Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau (IVA) in München. Nach Ansicht von Experten müssen Anleger jetzt nicht in Panik verfallen. Allerdings sollten Investoren eine steigende Inflation in ihre Entscheidungen miteinbeziehen.
Denn schließlich verlieren Anleger unterm Strich Geld, wenn die Inflation größer ist als ihre Rendite. Das heißt: Das Investment sollte mindestens einen Inflationsausgleich erbringen.
„Anleger sollten ihr Geld möglichst breit streuen“, rät Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Auf diese Weise könne sich jeder auch gegen Inflation schützen. Für Anleger mit langfristiger Strategie sei es außerdem sinnvoll, ihr Geld in Sachwerte wie Gold, Aktien oder Immobilien zu investieren. Diese seien von der Inflation nicht so stark betroffen.
Ähnlich sieht das Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Auch sie rät zu Vorsicht: „Nicht übertrieben in eine Sache investieren.“ Bei der Auswahl müssten Anleger nicht nur die mögliche Inflation, sondern auch die Risiken beachten. So bestehe zum Beispiel bei einem Gold-Investment oft ein Währungsrisiko, weil das Edelmetall meist in Dollar gehandelt werde.
IVA-Vorstand Beck würde eher zu Aktien greifen, als in Edelmetalle zu investieren: „Gold ist fundamental gesehen sehr teuer.“ Bei Aktien hingegen könnten Anleger mit Dividenden gute Renditen erwirtschaften. Allerdings sollte die Ertragssituation des Unternehmens stabil sein und sich die Dividende aus real erwirtschafteten Gewinnen ergeben.
Bei einzelnen Aktien brauchen Anleger unter Umständen starke Nerven: „Das Auf und Ab an der Börse muss man aushalten können“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Für alle, die nicht täglich die Kurse verfolgen, könnten daher Fonds eine gute Wahl sein. Eines sollten aber alle Sparer beachten: „Drei Monatsgehälter Liquidität sollten einem bleiben. Sonst muss ich möglicherweise die Aktien mit Verlust verkaufen, wenn die Waschmaschine plötzlich kaputt geht.“
Für konservative Anleger könnten auch sogenannte Inflationsindexierte Anleihen eine Alternative sein, erläutert Andreas Beck. Bei diesen Papieren ist der Zinssatz an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt und damit variabel. Das heißt: Bei Inflation steigt die Zinsausschüttung an, bei Deflation kann sie allerdings auch fallen. Auch der Bund bietet solche Anleihen an.
Vorsichtig sollten Anleger bei Immobilien sein. Der Kauf eines Hauses oder einer eigenen Wohnung sei eine „Investition fürs Leben“, sagt Annabel Oelmann. Hier spiele die aktuelle finanzielle Lage eine wesentliche Rolle. „Mindestens 20 Prozent Eigenkapital sollten Käufer mitbringen, besser 30 Prozent.“ Nur aus Angst vor einer möglichen Inflation sollte daher niemand eine Immobilie kaufen.
Auch offene Immobilienfonds haben an Vertrauen eingebüßt. Galten sie früher als sichere Anlage, hat ihr Image seit der Finanzkrise gelitten. In deren Folge hatten professionelle Anleger massenweise Geld abgezogen. Die Folge: Einige der 28 Offenen Immobilienfonds auf dem deutschen Markt nehmen derzeit keine Anteile mehr zurück. Zeitweise stand das gesamte Anlagesegment vor dem Einsturz.
Eine eher schlechte Wahl seien derzeit Tagesgeldkonten, urteilt Niels Nauhauser: „Dort verlieren Kunden eher Geld.“ Der Grund: Die Zinssätze seien auf einem niedrigen Niveau, teilweise lägen sie unter der Inflationsrate. Allerdings könnten Anleger hier jederzeit über ihr Geld Verfügen. Eines sollte laut Nauhauser aber jedem Anleger klar sein: „Einen Vollkaskoschutz für das Depot gibt es nicht.“