Gefühlte Inflation: Brötchen schlägt Flachbild-TV
Berlin (dpa) - Wenn von Inflation in Deutschland die Rede ist, steht der monatlich vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden berechnete Verbraucherpreisindex im Mittelpunkt. Er gibt an, wie sich die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat entwickelt haben.
Im Dezember 2010 lagen sie in Deutschland beispielsweise im Durchschnitt um 1,7 Prozent über jenen des Vorjahres. Grundlage für die Berechnung ist ein statistischer Warenkorb, der alle für den Konsum in Deutschland wichtigen Produkte und Dienstleistungen enthält - von Lebensmitteln und Kleidung bis hin zu Mieten und Versicherungskosten. Für jede Ware beobachten die Fachleute die Preisentwicklung und bilden einen gewichteten Mittelwert.
Neben der amtlichen Teuerung gibt es auch die „gefühlte Inflation“, also die Teuerung, wie sie die Verbraucher bei ihren täglichen Einkäufen subjektiv wahrnehmen. „Dabei werden die einzelnen Waren anders gewichtet als in der amtlichen Statistik“, erklärt Hans Wolfgang Brachinger von der Universität Fribourg in der Schweiz. Konkret bedeutet das: Die Preisentwicklung von Brötchen, Butter, Getränken und anderen Waren des Alltags hat ein größeres Gewicht als die von seltener erworbenen Produkten wie Flachbildschirmen oder Autos.
„Viele solcher seltener gekauften Produkte werden nämlich seit Jahren billiger“, betont Brachinger. Der Verbraucher nehme aber weniger die günstiger zu bekommende Elektronik wahr, sondern viel eher die kräftig gestiegenen Brötchenpreise oder das viel teurere Gemüse. „Denn das kauft man quasi jeden Tag ein“, gibt der Fachmann zu bedenken.
Liegt die „gefühlte Inflation“ nun deutlich über der amtlichen Inflation - so etwa kurz nach Einführung des Euros, als vom „Teuro“ die Rede war -, geht nach Ansicht Brachingers die Kaufbereitschaft insgesamt zurück. „Denn die Verbraucher warten mit größeren Anschaffungen erst einmal ab.“ Diese Entwicklung könnte sich seiner Ansicht nach in den kommenden Monaten verschärfen und dazu führen, dass die Kaufbereitschaft der Verbraucher erheblich nachlässt - mit entsprechend dämpfenden Folgen für die Konjunktur.