Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen
Berlin/München (dpa/tmn) - Kinder sollten früh den richtigen Umgang mit Geld üben. Den Eltern kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Denn die meisten Kids lernen durch Beobachtung.
Spielzeug, Süßigkeiten oder auch Handys - auch Kinder geben Geld aus. Doch nicht immer fällt es dem Nachwuchs leicht, mit dem Taschengeld auszukommen. Den richtigen Umgang mit Geld können sie aber schon früh lernen. Am besten durch gute Vorbilder in der eigenen Familie.
„Kinder lernen durch Beobachtung“, sagt Christine Steinle von der Caritas in München. „Sie sehen, wie ihre Eltern mit Geld umgehen und wie Papa und Mama konsumieren.“ Auch Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin stimmt dem zu. „In der Familie erfahren die Kinder, dass Geld zum Leben benötigt wird, zum Beispiel für die täglichen Einkäufe, und sie hören häufig auch, dass Geld mit Arbeit verdient werden muss.“
Das erste eigene Geld, das Taschengeld, ist der nächste wichtige Schritt bei der Finanzbildung der Kinder. Der richtige Zeitpunkt mit dem Taschengeld zu beginnen, ist, wenn das Kind in die Schule kommt. „Um mit Geld umgehen zu können, muss man den Zahlenraum verstehen,“ erklärt Heidemarie Arnhold vom Arbeitskreis Neue Erziehung in Berlin. Ein Kind, das noch nicht zur Schule gehe, sei normalerweise damit überfordert.
Von Taschengeldempfehlungen für Zweijährige hält Arnhold nichts. „Im Impressum solcher Empfehlungen stehen häufig Marketing-Firmen.“ Kinder sind als Konsumenten für die Wirtschaft interessant. Die 6- bis 13-Jährigen verfügen laut der Kids-Verbraucher-Analyse 2011 des Egmont Ehapa Verlags über 1,67 Milliarden Euro im Jahr. Über das Taschengeld könne man die Kinder in bestimmte Marken drücken, so Heidemarie Arnhold. Gerade in diesen jungen Jahren werde man geprägt - auch was Labels anginge.
Die Pressesprecherin von Bundesverband deutscher Banken Tanja Beller fügt an, dass auch der Gesetzgeber eine gute Richtlinie vorgebe. Kinder ab dem sechsten Lebensjahr würden als beschränkt geschäftsfähig gelten. Sie könnten also ab diesem Zeitpunkt auch kleine Käufe tätigen.
Generell ist Taschengeld wichtig für die persönliche Entwicklung der Kinder. „Schließlich muss jeder lernen mit Geld umzugehen und da ist es gut, früh anzufangen“, erklärte Familienministerin Kristina Schröder im vergangenen Jahr in einem Interview mit Kinderjournalisten.
Doch wie viel Geld sollten Eltern ihren Kindern geben? Der entscheidende Faktor sei die wirtschaftliche Situation der Eltern, findet Charlotte Cary von Buttlar vom Bundesfamilienministerium. „Zudem kann man sich am Freundeskreis des Kindes orientieren, oder das Thema bei einem Elternabend ansprechen.“
Und auch von den Jugendämtern gibt es Orientierungshilfe. So empfehlen viele von ihnen zum Beispiel einem 6-7-jährigen Kind 1,50 - 2,00 Euro in der Woche Taschengeld zu zahlen. Eine wöchentliche Auszahlung hält das Bundesfamilienministerium bei kleinen Kindern für sinnvoll. „Kinder bis zum zehnten Lebensjahr können selten einen ganzen Monat finanziell planen“, sagt von Buttlar.
„Mit dem Taschengeld sollten auch Regeln eingeführt werden“, empfiehlt Heidemarie Arnhold vom Arbeitskreis Neue Erziehung. Das Kind darf damit keine Drogen wie Alkohol oder Zigaretten kaufen. „Im Gegenzug haben die Eltern zu akzeptieren, was das Kind damit kauft - auch wenn es Fehlkäufe sind.“ Kinder sollten ihr Taschengeld frei zur Verfügung haben, und Eltern sollten es nicht zum Bestrafen benutzen.
Wann ein eigenes Konto nötig wird, hängt von der persönlichen Situation ab. „Grundsätzlich müssen die gesetzlichen Vertreter, in der Regel also die Eltern, der Kontoeröffnung zustimmen“, sagt Tanja Beller vom Bankenverband. Konten für Minderjährige würden grundsätzlich nur auf Guthabenbasis geführt. „Das bedeutet, dass beispielsweise kein Dispokredit eingerichtet werden kann.“
Dennoch lauern Schuldenfallen für Kinder. Handy und Internet können viel Geld kosten. Hier sei es wichtig, was die Eltern vorleben, sagt Christine Steinle. „Wie wird zu Hause mit Krediten, Ratenkäufen, Internet und Handy umgegangen. Wie klar haben Mama und Papa das Budget im Auge.“ Eltern sollten Regeln aufstellen, wie mit Medien umgangen werden darf. Zudem sei es wichtig mit den Kindern zu sprechen, ihnen klar zu machen, Verträge genau zu lesen oder sich nur dann etwas zu kaufen wenn man Geld hat.
Und noch einen Tipp hat Christine Steinle, die für die Caritas in München das Projekt „Wege zur konsumbewussten Erziehung“ betreut: „Lassen Sie Ihr Kind auch mal warten, sich auf Dinge freuen. Vorfreude ist ganz wichtig für die Wertschätzung.“