Ärzte warnen vor Zahnausfall durch Parodontose
Gütersloh (dpa) - Immer mehr Menschen haben im Alter noch ihre eigenen Zähne. Doch auch die Parodontitis ist auf dem Vormarsch. Der Zahnmediziner Professor Hannes Wachtel erklärt, was es damit auf sich hat und was dagegen hilft.
Bessere Zahnpflege hat dazu geführt, dass immer mehr ältere Menschen noch ihre Zähne haben. Dies und die steigende Lebenserwartung sind aber der Grund, warum Menschen immer häufiger Zähne durch Entzündungen des Zahnfleischs verlieren, die sogenannte Parodontitis. Dagegen helfe eine gründliche Mundhygiene und der regelmäßige Gang zum Zahnarzt, sagt der Zahnmediziner und Tagungspräsident des Zahnärztetages Westfalen-Lippe, Professor Hannes Wachtel, im Interview:
Wie verbreitet ist Parodontose?
Wachtel: „Die ist eigentlich eine Parodontitis, eine Entzündung der Gewebe um den Zahn oder auch um das Implantat. Diese Entzündung ist in der Altersgruppe ab 50 der häufigste Grund für Zahnverlust. Mehr als 80 Prozent der über 60-Jährigen leiden unter Parodontitis.“
Woher kommt die Entzündung?
Wachtel: „Diese Entzündung wird hervorgerufen durch Bakterien, die man immer hat. Das Resultat ist ein Knochenabbau mit Verlust des Zahns. Das ist aber nicht alles. Die Entzündung hat auch systemische Auswirkungen: Das ganze Immunsystem des Patienten leidet darunter, dass ununterbrochen im Mund Entzündungen ablaufen.“
Warum tritt Parodontitis heute öfter auf?
Wachtel: „Die mittlere und schwere Parodontitis tritt heute häufiger auf, weil die Menschen länger ihre eigenen Zähne haben. Und wir sind in der Vorbeugung und in der Bekämpfung dieser Krankheit leider nicht so erfolgreich, wie wir gerne wären.“
Wie entwickelt sich diese Entzündung?
Wachtel: „Um den Zahn oder das Implantat legt sich ein Biofilm aus Bakterien. Wenn sich diese Bakterien zu stark vermehren, geben sie beim Zerfall Giftstoffe an das Gewebe ab. Zuerst entsteht die Entzündung am Zahnfleisch. Die ist heilbar. Geht die Entzündung weiter und wächst an der Zahnwurzel in die Tiefe, beginnt das Immunsystem den Knochen abzubauen, um sich so gegen den Angriff der Bakterien zu schützen. Das kann auch Implantate betreffen.“
Was kann man dagegen tun?
Wachtel: „Wichtig beim Vorgehen gegen diesen Biofilm ist zunächst die Mundhygiene des Patienten. Dazu kommen zwei bis vier Behandlungen pro Jahr in der Praxis.“
Was kostet die Behandlung und wer zahlt?
Wachtel: „Vorbeugung und Nachsorge sind immer ein Problem, die gesetzlichen Krankenkassen zahlen dann nur 30 bis 40 Euro. Die privaten Kassen tragen die Kosten oft voll. Es gibt auch Zusatzversicherungen. Eine Behandlung dauert etwa eine Stunde. Je nach Standort der Praxis schlägt sie mit 80 bis 150 Euro zu Buche.“